Das ist kein Vergnügen, das ist Rock 'n' Roll
ARGE KULTUR / CHRISTOPH UND LOLLO
21/03/16 Wer tief stapelt, kann nur gewinnen. Nach diesem Motto führten Christoph und Lollo in der ARGEkultur durch ihr Kabarettprogramm „Das ist Rock 'n' Roll“ und geben mit Hausmannskost und Hebammenplädoyer einem oft totgesagten Genre neue Impulse.
Von Nina Ainz
Wenn auf der Bühne zwei Männer zum C-Dur-Akkord über Fenchelsalat, Haushaltsführung und Geburtshilfe singen, kann es sich nur um Rock’n Roll von Christoph und Lollo handeln. Bereits 2014 erschienen ist ihr Album „Das ist Rock 'n' Roll“.
Dort verhandeln die beiden Entertainer aus Wien, die zu Beginn des neuen Jahrtausends mit ihren Schispringerliedern die Hörerinnen und Hörer des Jugendkulturradiosenders FM4 begeisterten, unter anderem die Rolle des emanzipierten Mannes in Beziehungen - „Ich koche selber“; das Leben mit Kindern - „Seit ich ein Kind hab, bin ich glücklich und zufrieden, ja, mein altes Leben geht mir niemals ab“ oder das Thema Thermenaufenthalt – „Und wie Frotteegespenster schweben wir zur Suppenbar“.
Dazu gesellen sich parodistische Wahlkampfhymnen der SPÖ und ÖVP sowie Lieder, in denen Gitarrist Lollo Pichler und Sänger Christoph Drexler darüber sinnieren, wie sich das Internet auf unser Leben auswirkt und woran man „Kunstscheiße“ erkennt. Dafür erhielten sie 2015 den Salzburger Stier.
Christoph und Lollo sind am besten, wenn sie ganz nah am Leben sind. Die Menschen im Publikum stöhnen auf, wenn sie von den Folgen mangelhafter Lebensmittelhygiene in Gaststätten singen, und applaudieren, wenn sie Lobgesänge auf Hebammen anstimmen, die im Gegensatz zu Ärzten im Kreißsaal immer genau wissen, was zu tun ist. Lebensmittelobsessionen sind ein dankbares Thema und werden mit der Frage verknüpft, ob man das Leben eher mit Maß oder mit Mut zum Absturz leben soll – also „Fenchelrohkost oder Bierdurchfall“. Auch das Protestlied hat seinen Platz, wenn es um die Sinnhaftigkeit des Bologna-Prozesses an den Universitäten geht oder um Städte, die „schon längst nicht mehr uns gehören“. Live - und auf YouTube - kommt man auch in den Genuss der Wahlkampfhymnen der Grünen und der FPÖ.
Wenn man unter Rock 'n' Roll Auflehnung und Protest gegen Obrigkeiten versteht, dann sind Christoph und Lollo besenreine Rock-'n'-Roller. Daran können auch die Bestuhlung im Saal – im Sitzen lässt es sich mit ein bisschen gutem Willen auch gut tanzen – und eine ausgefeilte Dramaturgie nichts ändern.
Bei der letzten Zugabe, einer leidenschaftlichen Interpretation von „Torneró“, jenem Lied also, das Stermann und Grissemann, die Entdecker Christoph und Lollos, am Ende jeder „Salon Helga“-Sendung zu spielen pflegten, lacht man dann schon Tränen. In den Worten der Künstler: „Das ist kein Vergnügen. Das ist Rock 'n' Roll.“