Ich werd’ einfach solange leben, bis ich sterbe
BÜHNE 24 / ROMYS POOL
17/10/13 „Ich werd’ einfach solange leben, bis ich sterbe.“ Gut so! Lebenslust statt Siechtum! Julia Gschnitzer brilliert in der simplen Komödie „Romys Pool“ als alte Dame, die alle Erbschleicher – ob verwandt oder nicht – hereinlegt und sich im hohen Alter mit dem eigenen Geld die Wünsche eines Lebens erfüllt.
Von Heidemarie Klabacher
Anna Schneider hat alle Sympathien auf ihrer Seite. Der Sohn ist auch tatsächlich zu erpicht auf Haus und Geld, als dass man ihm die Sorge um die Frau Mutter abnehmen möchte. Er will die ein wenig vergesslich gewordene alte Dame entmündigen lassen und das Geld einstreichen. Die Hauskrankenpflegerin scheint zunächst auf Seiten ihrer Kundin zu stehen, hat aber auch ihre eigenen Pläne.
Jedenfalls ist es Schwester Ines, die Anna Schneider auf die Idee bringt, sich ihren Traum vom eigenen Swimmingpool im Garten doch einfach zu erfüllen. Zu Schwimmstunden rät sie ebenfalls. Wie aus dem Hut gezaubert ist auch schon der Schwimmlehrer zur Stelle, ein erstaunlich sympathischer Bursche. Von Ines als Erbschleicher gecastet, ist er für die Rolle des bösen Buben aber denkbar ungeeignet.
So weit so simpel der Plott von Stefan Vogels Stück „Romys Pool“, das am Mittwoch (16.10.) in der Bühne24 uraufgeführt wurde. Der Titel der Komödie hat mit dem Film von Jacques Deray – „Der Swimmingpool“ – aus 1969 zu tun, in dem Romy Schneider und Alain Delon einen Traumurlaub zu verbringen scheinen, der aber alsbald in einen Altraum kippt.
Das jedenfalls kümmert Anna Schneider nicht. Sie erinnert sich vor allem an den traumhaften Pool. „Wer außer Alain Delon betrügt schon Romy Schneider“, ist eine der brillanteren Aussagen. Die sozial-politische Brisanz des hochaktuellen Themenkreises Altwerden in Würde/Altenbetreuung/Pflegenotstand wird ausgeblendet. Julia Gschnitzer hätte auch schärfere Töne drauf.
Gschnitzer steht jedenfalls mit bravouröser Selbstverständlichkeit im Zentrum des Stücks und der Regie von Claus Tröger. Sie verleiht der Anna Schneider viele Facetten: echte Wut auf den längst verblichenen, Zeit seines Lebens untreuen Ehemann; echte Verwirrung ob ihrer eigenen Verwirrung (denn nur gespielt sind die Alzheimer-Symptome ja doch nicht); echte Zuneigung gegenüber der Enkelin, die sich denn auch über den Spätsommer im Leben der Oma herzlich und als einzige freut; Ironie geschärft mit Bosheit, angesichts der durchschaubaren Pläne der Erbschleicher.
Die anderen Figuren sind im Stück und bleiben in der Darstellung schematisch: Britta Bayer ist die forsche Schwester Ines, Georg Clementi der äußerst plump erbschleichende Sohn Gottlieb, Florian Eisner der sympathische Schwimmlehrer. Regisseur Claus Tröger entwickelt eher Karikaturen als Persönlichkeiten. Jasmin Barbara Mairhofer ist Annas Enkelin Michelle, die mit strahlender Natürlichkeit der Jugend ein schöner Gegenpol ist, zu Julia Gschnitzers strahlender Natürlichkeit des Alters.
„Romys Pool“ ist eine Koproduktion des Landestheates mit den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Stadttheater Bruneck, tourneetauglich ist also auch die wandlungsfähige Bühne von Klaus Gasperi.