Aufeinander und miteinander losgelassen
SCHAUSPIELHAUS / SPIELZEIT 2013/14
23/04/13 „Mit einem Fuß im etablierten Bereich, mit dem anderen in der freien Szene“: So charakterisierte Schauspielhaus-Chef Robert Pienz die aktuelle Position seines Hauses. Zahlreiche Kooperationen sollen jungen Österreichischen Autoren eine größere Öffentlichkeit bescheren, junges „bewegliches“ Publikum anlocken und Geld sparen helfen.
Von Heidemarie Klabacher
Dabei war Geld heute Dienstag (23.4.) bei der Spielplanpräsentation im Schauspielhaus gar nicht so sehr das Thema. Höchstens im erfreulichen Sinne, dass die drei Subventionsgeber Stadt, Land, Bund eine Zusage für Verbesserung in Aussicht gestellt hätten. Das sei insofern gut und wichtig, als damit immerhin die laufenden Kosten abgedeckt seien, so Robert Pienz. Die Auslastung der Schauspielhaus-Produktionen liege bei achtzig Prozent, die Abonnentenzahlen seien stabil, die Partner-Abos mit anderen Häusern seien für 2013 leicht angestiegen.
Um neue Publikumsschichten anzusprechen kooperiert das Schauspielhaus im Abo-Bereich erstmals mit der ARGEkultur, der Sommerszene und dem Jazzit. Eine ARTcard wird ermäßigten Eintritt zu ausgewählten Veranstaltungen ermöglichen.
Ebenfalls neu geschlossen wurde, auf Anregung von Robert Pienz, die „Theaterallianz“ mit dem Klagenfurter Ensemble, dem Theater Kosmos in Bregenz, dem Theater Phönix in Linz und dem Schauspielhaus Wien. Ziel der Plattform für zeitgenössisches Theater in Österreich sei es vor allem, jungen Autorinnen und Autoren besonders aus Österreich eine größere Öffentlichkeit zu geben. „Projekte gehen von Haus zu Haus, die Laufzeit von Uraufführungen wird verlängert“, so Robert Pienz. Es gehe nicht um „Geld sparen“, sondern eben um mehr Öffentlichkeit für junge Autoren. Welche Stücke die einzelnen Theater von ihren Partnern übernehmen werden, wird erst entschieden. Der Bund als Fördergeber habe diese Österreichweite Initiative sehr begrüßt und Zuschüsse zugesagt.
Auch die Stücke der neuen Spielzeit am Schauspielhaus waren Thema beim heutigen Pressegespräch: Eröffnet wird im September mit Thomas Bernhards „Der Schein trügt“ und Bertolt Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ am 12. bzw. 19. September. Die Jugend-Produktion von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ in der laufenden Spielzeit habe beim jungen Publikum begeisterten Anklang gefunden, so Pienz. Jetzt sei er besonders gespannt auf die Reaktion des Abendpublikums auf die Neubegegnung mit Brecht.
Die österreichische Erstaufführung des Stücks „Himbeerreich“ von Andres Veiel will einen Blick hinter die Fassaden der Weltbanken werfen: Der Autor hat zwanzig „echte“ Banker anonym über ihre Machenschaften befragt. Ebenfalls eine österreichische Erstaufführung ist das Kammerspiel „Die Anarchistin“ von David Memet: Daniela Enzi und Ulrike Arp werden darin als Terroristin und Staatsanwältin „aufeinander losgelassen“. Am Ende werde keiner mehr wissen, was denn jetzt wirklich „Recht“ und „Unrecht“ sei.
Für die gewohnt „gehobene Unterhaltung“ über Weihnachten und Silvester sorgt die Komödie „Der ideale Mann“ von Oscar Wilde in einer Bearbeitung von Elfriede Jelinek. Im neuen Jahr geht es mit der österreichischen Erstaufführung der Bühnenfassung von Ingmar Bergmans Film „Persona“ weiter.
Der österreichische Klassiker der Spielzeit 2013/14 ist Arthur Schnitzlers „Der einsame Weg“: Das Ensemble des Schauspielhauses habe, so Pienz, „eine Qualität des Zusammenspiels erreicht“, dass man sich über Schnitzlers Künstler- und Gesellschaftsporträt drüber traut. Großes Theater gibt es mit Shakespeares „Hamlet“. Für den skurrilen Touch sorgt die Komödie „Der Beobachter“ nach dem Film „Kitchen Stories“ von Bent Hamer. Auch das ist eine Österreichische Erstaufführung. Ein Klassiker des Zeitgenössischen Theaters ist „Sieben Türen“ von Botho Strauß, die man als Hommage anlässlich des siebzigsten Geburtstages des Autors ins Programm genommen hat.
Für Kinder- und Jugendliche stehen „Sophies Welt“ nach Jostein Gaarder, „Der Wunschpunsch“ von Michael Ende und „Tschick“ nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf auf dem Spielplan.