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Hier nährt man sich

LANDESTHEATER / WEH DEM, DER LÜGT!

28/02/11 Lügen haben, wie wir wissen, kurze Beine. Sehr kurze. Und drum sollte, wer lange Schritte mitten ins Feindesland machen will, die Wahrheit sagen. Schon der Vernunft willen und nicht nur, weil’s der Chef, der Bischof, angeschaffen hat.

Von Reinhard Kriechbaum

altGerhard Peilstein ist in der neuen Landestheater-Produktion von Grillparzers Lustspiel "Weh dem, der lügt!" dieser Bischof, den wir in der ersten Szene bei einer Selbst-Geißelung als spiritueller Morgenübung erleben. Er mag Opus Dei nahe stehen. Aber hintergründigere Gedanken werden schnell weggespült, wenn Leon der Koch - der quirlig-beweglich-eloquente Sascha Oskar Weis - erst gegen die Missachtung seiner Person als Koch revoltiert und sich dann auf Mission ins tiefste heidnische Germanien macht. Dort soll er, immer mit der Wahrheit auf den Lippen, des Bischofs Neffen Atalus (Peter Marton) befreien.

Der muss bei den Germanen als Geisel den Schweinestall ausmisten und tut dies mit der Elegance eines fränkischen Grandseigneurs. Er verliert die Contenance auch dann nicht, wenn ihm jemand einen Eimer Kaspel über den Kopf stülpt.

altDa wird's dann so richtig lustig und die Inszenierung von Peter Gruber laviert zwischen Klamotte und wacker bewältigter Zitaten-Girlande. Eine solche gibt "Weh dem, der lügt!" allemal her. Werner Friedl als Graf Kattwald (der Chef-Feind) und sein Schwiegersohn in spe, der beschränkte Galomir (Christoph Wieschke), gehen dem wahrheits-schlauen Leon natürlich voll auf den Leim. Das ist für allerlei deftige humoristische Effekte gut.

Nach drei Akten wird man in die Pause geschickt, und ab da wird der Abend echt mühsam. Das liegt nicht nur an Szenen wie jenem Solo des einsilbigen Galomir, bei dem sich schlichtere Gemüter im Publikum auf die Schenkel klopfen, die Anspruchsvolleren aber das Kästchen mit der Taste "fast forward" herbeisehnen.

altEin Krisenfall ist Shantia Ullmann. Des Germanen-Grafen Tochter Edrita will ja auch das Weite suchen, und sie hat in den Akten vier und fünf recht viel zu sagen. So viele "S" hat Grillparzer gemeiner Weise in ihren Text geschrieben! Die lieb anzusehende, charmante - aber mit Verlaub: sprechtechnisch desolat ausgebildete - junge Dame plagt sich rechtschaffen ab damit.

Andrea Bernd hat das Bühnenbild geschaffen, das einer mit Hintersinn umgesetzten Inszenierung wohl anstünde. Für Peter Grubers Klassiker-Lustspiel-Klamotte wirkt es maßlos überkandidelt.

Ein Motto aus Grillparzers Stück, auf die Salzburger Aufführung übertragen? "Hier nährt man sich, der Franke nur kann essen."

Aufführungen bis 26. April - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Christian Schneider

 

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