Auf DICH kommt es auch an
LANDESTHEATER / SPIELPLAN 2023/23
14/04/23 Die Krisen, Umbrüche und Verwerfungen der letzten Jahre haben vieles verändert. „Besonders unseren Blick auf die Welt. Auf die Gesellschaft. Auf die Bedingungen unseres Lebens.“ Damit verändert(e) sich das Handeln eines jeden von uns. Daher lautet das Spielzeitmotto am Landestheater „Die Maxime deines Handelns“.
Von Heidemarie Klabacher
„Schuld“ sind dennoch nicht allein die anderen. „So umfassend der gesellschaftliche Wandel auch immer sein mag, so kommuniziert und handelt dennoch nie eine abstrakte Masse. Am Ende ist es immer die Summe des Handelns vieler Einzelner. Über unser Handeln entscheiden individuelle Möglichkeit und Verantwortung.“
Intendant Carl Philip von Maldeghem, der kaufmännischer Direktor Bernhard Utz und das Team präsentierten das Programm der Spielzeit 2023/24 im Salzburger Landestheater. Mit dem Spielzeitthema „Die Maxime deines Handelns“ wolle man „Räume anbieten, um über das Handeln anderer – manch großer Figur der Theaterliteratur – nachzudenken“, aber auch ermöglichen „das eigene Handeln in den Blick zu nehmen – sei es in tiefschürfender Reflexion oder mit spielerischer Leichtigkeit“.
Was ist die Maxime deines Handelns? Habe ich sowas? Und was hat der mit dem Kant’schen Imperativ zu tun? Und wie lautet noch mal dieses Zitat genau? Von Kant selber gibt es ja einige „Formeln eben desselben“. Eine einfache: „Ich soll niemals anders verfahren als so, daß ich auch wollen könne, meine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden.“ Noch einfacher stehts im Stammbuch: „Was Du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Und das jetzt auf die Bretter die die Welt bedeuten (sollten) umgemünzt? „Im Theater wird seit der Antike das Spannungsfeld zwischen dem Handeln des Individuums und dessen Wirkung in der Gesellschaft thematisiert“, so Intendant Carl Philip von Maldeghem. Und das sei das Ziel, „Anregung sein zur individuellen Selbstreflexion in der Gemeinschaft“.
In der Theaterfassung Vea Kaisers (coolem) Roman Blasmusikpop erlebe „ein junger Individualist die Sonnen- und Schattenseiten der Dorfgemeinschaft“. Die Uraufführung ist eine Kooperation mit der Musikkapelle Anif und dem Salzburger Amateurtheaterverband. In der Österreichischen Erstaufführung Oper Anthropozän von Stuart MacRae muss sich ein Team von Wissenschaftlerinnen den Folgen seines Tuns im ewigen Eis stellen. In der Uraufführung des Sportstücks Der Lauf des Lebens von Marco Dott und Katrin Schweiger geht es um Selbstoptimierung. In der Orestie von Aischylos, „Lea Rosh und anderen“ um Versöhnung, besser gesagt darum, wie persönliche Rache (Agamemnon war aber auch wirklich ein A...) zu geordenter Rechtssprechung. Musikdirektor Leslie Suganandarajah, Operndirektorin Katrin König, Chefdramaturgin Friederike Bernau, Ballettdirektor Reginaldo Oliveira und Anna Lukasser-Weitlaner, die Leiterin Junges Land, präsentierten ihre Projekte.
Auf dem Opernspielplan stehen Die Fledermaus (14. September), Rossinis Barbier, Aida, Lucio Silla, MacRaes Anthropozän und Georges Bizets Perlenfischer, zwar nur ein einer konzertanten Aufführung, aber egal, so eine traumahfte Musik! Das Schauspiel eröffnet am 30. September in den Kammerspielen Elfriede Jelineks Wolken.Heim. / Am Königsweg, gefolgt von Blasmusikpopp und Orestie-Verschnitt. Zur Mozartwoche gibt es in Kooperation mit der Internationalen Stiftung Mozarteum Peter Shaffers Amadeus. Der Lauf des Lebens von Dott/Schweiger wird im Februar bestritten. Dann kommen noch Wer hat Angst vor Virginia Woolf und Kirschgarten.
Die anstehenden Musicals sind Singin' in The Rain von Nacio Herb Brown, Xanadu von Jeff Lynne und John Farrar in einer Kooperation mit der Stadt Salzburg und dem EC Red Bull Salzburg in der Eisarena (lustigerweise am 1. Juni). Hair kommt, nach dem Erfolg in der Felsenreitschule, in einer adampierten Fassung nun im Landestheater. Das Ballett erfreut mit Dornröschen, How About Jazz von Andreas Heise und Filipe Portugal und, neben einer Wiederaufnahme, mit der traditionsreichen Ballettgala. Reich ist das Programm in der Sparte Junges Land. Es beginnt mit Der Zauberer von Oz. Es folgen Stücke Die Sprache des Wassers von Sarah Crossan, die Uraufführung von Armela Madreiters Der Anfang von fast allem in einer Kooperation mit dem Haus der Natur, Ich rufe meine Brüder von Jonas Hassen Khemiri und Happs und weg! von Angela Beyerlein und Anna Lukasser-Weitlaner.
Kurze Zwischenbilanz nach rund zwei Drittel der akutellen Spielzeit 2022/2023: „Ausgesprochen positiv“. Bis Ende März besuchten 100.000 Gäste 227 Vorstellungen in Salzburg. Das ist eine Auslastung von „über“ 86 Prozent. In der Sparte Junges Land gab es eine Auslastung „von deutlich über neunzig Prozent“.
Die neue Spielzeit im Landestheater – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT / www.salzburger-landestheater.at