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Die Bühne selbst ist der Star

LANDESTHEATER / ERÖFFNUNGSGALA

13/11/22 Da wird ein Konzertflügel auf die Bühne gezaubert als Untersatz für den Akrobaten Daniel Therrien. Der steppt zu Queens Bohemien Rhapsody dann hinein ins Ballett des neu elektrifizierten Schnürbodens. Im Rampenlicht: Robert Kofler und Johannes Gruber am Technikpult und ihre Show mit der Bühnen-Maschinerie.

Von Erhard Petzel

Das Spiel mit der Beleuchtung eröffnet den Abend zur Musik aus Beethovens Ouvertüre Die Geschöpfe des Prometheus op. 43 mit Spots auf die Genien-Köpfe des Ballustraden-Dekors - brillant veranschaulicht die Entwicklung aus dem Dunkel des Chaos ins Licht des Feuers der Erkenntnis und der Leidenschaft... Barbara Rett, der Grande Dame der österreichischen Kultur-Conference, führte durch den Galabend zur Wiedereröffnung des renovierten Landestheaters am Samstag (12.11.). Die einzelen Sparten, Schauspiel, Oper, Ballett, leisten fulminante Beiträge, wozu die heurigen Produktionen von bestens eignen. Die Bühne wird zum Ausstellungsobjekt, schraubt sich eindrucksvoll empor für die Auftritte von Chor, Ballett und Solisten-Ensembles für Teile aus Haydns Schöpfung. Zu Hair wird die gesamte Scheinwerfer-Leiste unter Bühnenniveau gefahren für einen gespenstischen Beleuchtungseffekt von unten. Im Übrigen wird auf Requisite verzichtet.

Im abwechslungsreichen Reigen verzahnen sich künstlerische Programmpunkte mit den programmatisch aufgesetzten Beiträgen aus Haus, Politik und Baufirmen. So spricht der Kaufmännische Direktor Bernhard Utz von den Wundern, die in diesen 189 Tagen der Sanierungstätigkeit stattgefunden haben, Dank des Engagements aller Beteiligten auf allen Ebenen. Durch den Projektbeginn vor den groben aktuellen Verwerfungen konnte der Kostenrahmen von 13,6 Millarden Euro eingehalten werden. 180.000 Arbeitsstunden stehen 5.500 Blattgoldblätter gegenüber. Intendant Carl Philip von Maldeghem beschreibt die Dynamik des Vorhabens, ausgelöst durch die Kritik der Festspiele an den knarzenden Stühlen. Bürgermeister Harald Preuner ist nicht der Einzige, der zum Zusammenspiel aller Kräfte vor allem die Steuer zahlende Bürgerschaft für unser Theater hervorhebt. Landeshauptmann Wilfried Haslauer bestätigt seinen Ruf als ungeschlagener Virtuose mit seiner äußerst launigen bis kecken Rede. Geschichte mit ihm ist Event.

Martina Berthold und Bernhard Auinger komplettieren die Liste der Vertreter aus der Politik. Eva Hody kommt für die Restaurierungsarbeiten zu Wort, Karlheinz, Michael und Thomas Zopf sprechen als Unternehmerfamilie zu den von ihnen geleiteten Bauarbeiten und architektonischen Herausforderungen. Michael Haarer und Horst Oberascher erläutern die neuen Dimensionen für die Technik im Haus.

Wenn zu Beginn des Abends das Bonmot fällt, Technik habe der Kunst zu dienen und nicht umgekehrt, wird die Betrachtung auf deren Einsatz spannend. Die Mikrophon-Technik zeitigt perfekte Ergebnisse, dort wo sie angebracht oder notwendig ist, etwa bei Ansagen und im Musical. Goethes Prolog aus dem Faust wäre ohne Headsets wahrscheinlich direkter. Dass nichts über die unmittelbare menschliche Stimme geht, zeigen Solisten und Chor bei Haydn und Beethoven. Laura Incko besteht in ihrer Arie auch dann, wenn sie im Korb herabschwebend gegen das Mozarteumorchester unter Gabriel Venzago ansingen muss.

Herzerwärmend der inzwischen riesige Kinderchor, wobei der herein grätschende Christoph Wieschke als unvergleichlich komischer Elvis-Verschnitt die Grenze des Headsets aufzeigt. Und natürlich die unmittelbare Kraft aus den durch das Ballett veredelten Körpern. Komisch, wenn Ballerinen zur Kleinen Nachtmusik dem Alkohol zusprechen, elegant im Pas de deux Flavio Salamankas mit dem weißen Schwan Dafne Barbosa, mythisch in den Bildern zu Haydns Schöpfung. Eine Szene aus der Bühnenfassung zu Michael Endes Aufbruch nach Phantasiaen ist für ein Theater natürlich Programm. Dass die Veranstaltung im Feuerstrom der Reben aus der Fledermaus endet, mag heute nicht mehr wirklich politisch korrekt sein. Aber vor so einem Diktat möge sich das Theater um Gottes Willen bitte hüten. Dionysos und Apoll sollen zu ihrem Recht kommen im glänzenden und festlichen menschlichen Bemühen.

Bilder: LT/ Anna-Maria Löffelberger
Zu den dpk-Reportagen über die Renovierung
Mehr Licht, mehr Gold, mehr Technik
Im Theaterhimmel – aber leibhaftig!

 

 

 

 

 

 

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