Leichte Gaunereien, dunkle Morde
THEATERACHSE / SOMMERSAISON
29/06/22 „Wie letztes Jahr hat sich die theaterachse entschlossen eine Komödie und ein Drama auf den Spielplan zu nehmen“, sagt der Leiter dieses freien Ensembles, Matthias Schuh. Man beginnt die Sommersaison morgen Donnerstag (30.6.) im Off Theater mit Don Gil von Tirso de Molina.
Es wird getarnt, getäuscht, gesungen, gefochten und gelogen was das Zeug hält und zuletzt wird alles gut: Don Gil, der betrogene Betrüger von dem spanischen Shakespeare-Zeitgenossen ist ein Mantel und Degen-Klassiker. Vorbild war ein spanisches Volkstheaterstück. „Tirso de Molina schuf darin eine der schönsten Frauenrollen der Weltliteratur“, schwärmt Regisseur Matthias Schuh, der diese Figur mit Lydia Nassal besetzt. „Dieses Stück voller Wortwitz und Situationskomik ist wie geschaffen für die Tradition der überaus erfolgreichen Klassikerbearbeitungen der theaterachse.“
Donna Juana reist, als Mann verkleidet, ihrem untreuen Geliebten Ramon nach Madrid nach. Er soll sich, auf Geheiß seines Vaters, dort als der reiche Erbe Don Gil ausgeben und die ebenfalls reiche Donna Ines zu heiraten. Das muss verhindert werden. Donna Juana nennt sich ebenfalls Don Gil, dessen Markenzeichen eine grüne Hose ist. Ab da geht’s rund, denn Donna Ines verliebt sich in den falschen Gil. genauso wie deren Freundin Donna Clara. Diese hat aber in Don Alfonso einen eifersüchtigen Verehrer, der den lästigen Gil beseitigen möchte. Das Verwirrspiel um Macht, Geld, Eifersucht und Liebe kulminiert in einer Vollmondnacht, in der drei Männer und zwei Frauen, allesamt in grünen Hosen, vor Donna Ines' Fenster unfreiwillig aufeinandertreffen…
„Eine ganz andere Seite zeigt unser Ensemble mit dem Stück Roberto Zucco – Das Psychogramm eines Mörders von Bernard Marie Koltès“, sagt Matthias Schuh, der bereits im Vorjahr mit Draussen vor der Tür von Wolfgang Borchert sein Ensemble auf eine ungewohnte Dramenschiene geführt hat.
Roberto Zucco basiert auf einem echten Kriminalfall, der in den Achtzigerjahren in ganz Europa für Aufsehen sorgte. Premiere ist am 2. Juli , ebenfalls im Off Theater Salzburg. Das verstörende Kammerspiel gewährt in kurzen Sequenzen Einblicke in das Verhalten eines Mörders und seiner Umwelt.
Der mehrfache Mörder Roberto Zucco kommt ins Zuchthaus, weil er seinen Vater aus dem Fenster geworfen hat. Er flieht und besucht seine Mutter. Nachdem er sie küsst und streichelt erdrückt er sie. Kurz darauf vergeht er sich an einem jungen Mädchen, ersticht einen Polizeiinspektor und erschießt zuletzt einen Jungen. Und doch sagt Zucco: „Ich habe keine Feinde, und ich greife nicht an. Ich zerquetsche die anderen Tiere nicht aus Bosheit, sondern weil ich sie nicht gesehen habe und weil ich auf sie getreten bin.“ Ein Täter ohne wirkliches Motiv also. Es fehlt ihm auch jedes Bewusstsein, etwas Unrechtes zu tun. „Ich bin ein normaler, vernünftiger Junge, Madame. Ich bin nie auffällig geworden. (...) Ich bin kein Held. Helden sind Verbrecher.“