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In Erinnerungen schwelgen

HINTERGRUND / „ELISABETHBÜHNE“

02/10/19 Nach irgendeiner Vorstellung – wohl überwältigt vom gerade Erlebten – von den Stufen der Zuschauer-Tribüne gestolpert: Die Narbe am Schienbein ist nach Jahren verschwunden. Nicht verblasst sind bei der Schreiberin dieser Zeilen die Jugenderinnerungen an Aufführungen der „Elisabethbühne“ in der Unterkirche von St. Elisabeth.

Von Heidemarie Klabacher

War sie nicht ein wenig schmuddelig? Säumten wirklich Mülltonnen den Abgang neben der Kirche hinunter ins Paradies? Gab es als Regenschutz wirklich nur wackeliges Dach aus Wellplastik über dem Eingang? War es wirklich der beste Faust – I und II – den man je gesehen hat, mit einem Erdgeist direkt aus dem Lehm der Erde und einem Gretchen, wie man es sich bis heute vorstellt?

Was von alledem ist Erinnerung und was Verklärung? Manches lässt sich am Wochenende vielleicht überprüfen: Die Pfarre St. Elisabeth feiert ihren 80. Geburtstag mit einem dreitägigen Fest der Offenen Ohren von Freitag (4.10.) Sonntag (6.10.). Auf dem Festporgramm steht auch ein kurzes „Revival“ der damaligen „Elisabethbühne“, die in der Unterkirche der Pfarrkirche St. Elisabeth untergebracht war.

Was das Nachfolgetheater im Nonntal, das heutige Schauspielhaus Salzburg im Petersbrunnhof seither auch Packendes, Erhellendes, Modernes gebracht hat: Angehörige „unserer“ Generation verbinden frühe überwältigende Theater-Erlebnisse mit der legendären Spielstätte im Kirchenkeller. Das wird das Schauspielhaus nicht stören – verbinden doch einzelne Künstlerinnen und Künstler wie etwa Daniela Enzi oder Harald Fröhlich die beiden Zeitalter.

Beim Fest der Pfarre Salzburg-St. Elisabeth darf hemmungslos in Erinnerungen geschwelgt werden: Am Samstag (5.10.) zeigt Renate Ourth, die ehemalige künstlerische Leiterin der Elisabethbühne, originale Foto- und Film-Aufnahmen aus ihrer Intendanz. Bei einem Podiumsgespräch sprechen Schauspielerinnen und Schauspieler wie etwa Arno Fischbacher, Daniela Enzi, Harald Fröhlich oder Michael Kolnberger mit Renate Ourth und Pfarrer Heinrich Wagner über die Entwicklung der damaligen „Elisabethbühne“ zum heutigen Schauspielhaus.

Nach dem Abzug der Theatertruppe von der Elisabeth-Vorstadt ins Nonntal war es ruhig geworden, in der legendären Spielstätte: „Im Theater in der ehemaligen Unterkirche hat sich ja nicht nur eine Truppe von bis zu dreißig Künstlern aufgehalten“, erinnert sich Renate Ourth: „Es wurden oft täglich bis zu drei Vorstellungen gespielt, sodass an manchen Tagen sechshundert Theaterbegeisterte ein- und ausgegangen sind.“ Die langjährige Prinzipalin und Regisseurin bestätigt den gelungenen Übergang: „Die Elisabethbühne hatte ihre Fangemeinschaft, die mitübersiedelt ist ins Schauspielhaus.“ Beim Fest der Pfarre St. Elisabeth biete sich nun, so Renate Ourth, „die vermutlich einmalige Gelegenheit, ein paar alte Aufführungen wieder im Gedächtnis wieder aufleben zu lassen“. Gezeigt werden Ausschnitte aus Caligula (Camus), Rassen (Bruckner), Der König stirbt (Ionesco), Anne Frank (Goodrich), Tarelkins Tod  oder Die Trauung.

Eine Stunde 24 Minuten gelten dem Prüfungsprogramm ehemaliger Schauspielschüler: Wer weiß, wessen Diplom-Vorspiel man da erleben kann. Auch die Atmosphäre der alten Spielstätte, ihrer Nebenräume und Garderoben sei, so Renate Ourth, in einem kleinen Film eingefangen. Ebenso einige Momente der letzten Vorstellung im Keller, der Umzug und die Eröffnung mit Was ihr Wollt im Petersbrunnhof. „Im Film wird man den jungen Schauspielern Arno Fischbacher, Harald Krassnitzer, Daniela Enzi und vielen wichtigen Ensemblemitgliedern bis heute begegnen.“

1958 spielte die ehemalige Theatergruppe Kolpingbühne erstmals unter dem neuen Namen Elisabethbühne in der der Unterkirche der Elisabethkirche. 1967 wurde der Verein gegründet. 1973 übernahm der Schauspieler und Regisseur am Salzburger Landestheater Georges Ourth die künstlerische Leitung. Nach dessen Tod 1988 übernahm Renate Rustler-Ourth die Leitung. 1995/96 war die Übersiedelung in den Petersbrunnhof. In dieser Zeit stieg Robert Pienz als Spielleiter in die künstlerische Leitung des Schauspielhauses ein. In der Spielzeit 2002/2003 „verabschiedete sich Renate Rustler-Ourth mit Maurice Maeterlincks Pelléas und Mélisande von ihrem Theater. Seither leitet Robert Pienz das Schauspielhaus als geschäftsführender Intendant. 2004/2005 wurde die „Elisabethbühne“ umbenannt in Schauspielhaus Salzburg.

Das Fest der offenen Ohren zum 80. Geburtstag der Pfarre St. Elisabeth wird am Freitag (4.10.) um 18 Uhr vom eröffnet und bietet ein umfassendes Konzert- und Veranstaltungsprogramm bis Sonntag (6.10.) – das Podiumsgespräch der Schauspieler mit Pfarrer Heinrich Wagner ist am Samstag (5.10.) um 12 Uhr – die Rauminstallation mit Fotos und Filmaufnahmen von der „Elisabethbühne“ sind an diesem Tag von 10 Uhr bis 19 Uhr im Pfarrhof zu sehen –  ebenfalls am Samstag (5.10.) um 18 Uhr wird in der Bibelwelt die neue Sonderausstellung Lebens.Körner – Getreide und Brot im Alten Orient eröffnet – das Gesamtprogramm www.pfarre-stelisabeth.at
Bilder: „Elisabethbühne“ / Renate Ourth

 

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