Großes im Kleinen, Kleines im Großen
KLEINES THEATER / HERBSTPROGRAMM 2019
Das kleine theater reiht sich seit über 30 Jahren in die hügelige Salzburger Theaterlandschaft ein. Das ins Berginnere geschlagene Gewölbe birgt im Herbst einen Ort für vielfältige Inszenierungen: Theaterproduktionen, Kabarettprogramme, Festivals, aber auch inklusive Produktionen, etwa Überstetzungen in Gebärdensprache.
Von Franz Jäger-Waldau
Die Leitung des kleinen theaters setzt auf die Würze der Mischung und sein eingefleischtes, treues Stammpublikum. Innerhalb der Nachbarschaft zu den anderen Häusern, etwa Landestheater, Schauspielhaus, Festspielhaus, erkennt sich das kleine theater selbst eine bescheidene, aber geschätzte Rolle zu: „Wir sehen unsere Aufgabe in den Bereichen der gehobenen Unterhaltung“, sagt Leiter Peter Blaikner und zitiert den Vater der Komödie, Aristophanes: „Die Komödie ist die schwerste Kunst von allen. Wir sind neben den Premieren auf unser Kabarett und den Geschmack des Publikums angewiesen.“
Für das Herbst- und Winterprogramm (bis 31. Dezember) sind mehrere Premieren geplant, etwa „Idioten“ (Premiere: 4. Dezember), frei nach Dostojewskis Text „Der Idiot“: Ein junger aufgeschlossener Mensch versucht in einer korrupten Gesellschaft ohne große seelische Verletzungen seinen Weg zu finden. Es fragt sich, ob er dafür „Idiot“ genannt werden muss, oder vielmehr aus die aus den Fugen geratene Gesellschaft mit diesem Urteil zu bedenken ist. Das Ensemble richtet sich bei der Inszenierung nach dem Leitspruch: „Es ist idiotisch, selbstlos zu sein und uneigennützig zu handeln. Wer gut ist, passt nicht in unser System, und wer nicht in unser System passt, ist ein Idiot.“
Mit der Komödie „Der Begleiter“ (Premiere: 19. September) von Anna Burzynska wagt das kleine theater eine deutschsprachige Erstaufführung. Die Protagonisten, eine berühmte Operndiva und ihr unscheinbarer Pianist, der buchstäblich alles für die Sängerin tut. Seine jahrelang unterdrückten Gefühle bekennt er im denkbar schlechtesten Moment und ein Reigen zwischen einem leidenschaftlich verliebten Mann und einer pragmatisch, karriereorientierten Frau beginnt. „Der Begleiter“ widmet sich damit dem Thema Leidenschaft mit Ironie und schwarzem Humor, aber auch musikalischer Unterlegung.
Wiederaufgenommen wird Peter Blaikners Komödie „Goethe & Schiller – best of“ (Premiere: 8. November) anlässlich des 270. bzw 260. Geburtstages seiner Namensgeber: Herr Ministerialrat Mausz vom Bildungsministerium beauftragt die Schauspielerin Frau Brettwolf, mit einem Kollegen Werke von Goethe und Schiller zu einem Theaterstück von hundert Minuten zusammenzufassen und leicht verständlich zu präsentieren. Wie es das Theater an sich hat, geht schief, was schief gehen kann und die Probe des Stückes verläuft pannenreich. „Goethe & Schiller – best of“ gibt auch einen unterhaltsamen Einblick in ihre Werke, stets mit dem nötigen Respekt vor den großen Klassikern. „Es passt auch in diese Literaturferne Zeit hinein“, meint Blaikner.
Mit dem Stück „Der Stein“ (Premiere: 25. Oktober) bringt Edi Jäger eine Tragikomödie über reale und eingebildete Hindernisse - und die mehr oder weniger gelungenen Versuche, sie zu überwinden – auf die Bühne des kleinen theaters. Fritz Habermann, Leiter einer kleinen Sparkassenfiliale ist in drängender Eile. Doch ein Stein versperrt seine Auffahrt. Ein großer Stein, unmöglich daran vorbeizukommen, ein Stein, der Fritz Habermann über Wutausbrüche, Resignation und Komik zu den grundsätzlichen Fragen seines Lebens führt.
Erwähnenswert ist auch, dass vier Abende simultan auf der Bühne auf Deutsch und in Österreichischer Gebärdensprache stattfinden werden. In der vergangenen Saison haben sich jene Inszenierungen durch Besucherzahlen und Rückmeldungen erfolgreich bewiesen.