Inklusion, Solidarität, Fantasie
THEATER ECCE / JAHRESPROGRAMM 2018/19
26/04/18 Wenn man in diesem Sommer in einem eigens angekauften Zirkuszelt in Leogang „Das Gauklermärchen“ von Michael Ende produziert, dann sieht der Regisseur und Leiter des Theater Ecce, Reinhold Tritscher, darin etwas Programmatisches für seine Theaterunternehmungen.
Von Reinhard Kriechbaum
Das ist also die Geschichte einer Zirkustruppe, die sich vielleicht bald auflösen muss. Und es sieht ganz so aus, als ob man sich vom geistig behinderten Mädchen Eli, das man bisher umsorgt hat, trennen muss. „Da ist genau das drin, was uns wichtig ist“, sagt Reinhold Tritscher, „Inklusion, Solidarität, Fantasie.“ Zum zweiten Mal werden Tritscher und das Theater Ecce das VOLXOMMER Theaterfestival im Pinzgau gestalten, von 2. bis 19. August an Spielstätten in Saalfelden und Leogang.
Für das Hauptprojekt beim VOLXOMMER hat Tritscher jüngst eine Förderung im Rahmen von „Wahre Landschaft“ zugesprochen bekommen: Ausgehend von Franz Innerhofers Roman „Schattseite“ soll ein „Heimatabend“ entstehen, zu dem Menschen aller Altersstufen aus Saalfelden und Leogang ihre heutige Selbst- und Pinzgau-Wahrnehmung beitragen sollen. Seit September des Vorjahres läuft in dieser Sache dort eine VOLXtheaterwerkstatt. Die gewaltigen gesellschaftlichen Veränderungen und ihre Folgen sollen greifbar werden an diesem Theaterabend, trotzdem wird es eine Komödie werden. Einer der Beteiligten, so erzählt Tritscher, habe gesagt: „Das Hirn ist mit'm Wohlstand net mitg'wachs'n.“
Reinhold Tritscher, Jahrgang 1964, ist selbst in Saalfelden zur Welt gekommen. Er ist jetzt in einem Alter, wo er auch verstärkt über die Zukunft des Theaters Ecce nachdenkt. Vielleicht weiß er besser als manch anderer, was es heißt, in der freien Kulturszene unter prekären Verhältnissen zu arbeiten. In einem Pressegespräch heute Donnerstag (26.4.) hat er erzählt vom im Grunde fragilen Theatergebilde, das er da führt. Da wäre der Ausfall vergleichsweise geringer Fördersummen folgenreich, etwa wenn keine VOLXtheaterwerkstatt mehr möglich wäre, aus der Tritscher personelle Ressourcen für seine Produktionen schöpft. Auch dass Wolf Junger, Leiter der inklusiven „Blauen Hunde“ nächstes Jahr in Pension geht, stimmt Tritscher nachdenklich. „Wir brauchen dringend eine personelle Infrastruktur, sprich eine Vollzeitstelle mehr“, sinniert Tritscher. Derzeit schupfen er und eine Halbzeit-Angestellte den Betrieb des Theater Ecce.
Mit 30.000 Euro fördert derzeit der Bund, mit 46.000 die Stadt, das Land gibt, weil Tritscher ja immer wieder Behinderte einbezieht in die Aufführungen, 14.000 aus dem Sozialressort und 30.000 aus dem Kulturbudget. Für den VOLXOMMER in Leogang und Saalfelden gibt es 20.000 aus dem Tourismusförderungsfond. Dazu halt noch die eine oder andere Projektförderung. „Man verliert viel Potential durch die prekären Arbeitsverhältnisse in der Kultur“, sagt Tritscher.
Beim VOLXOMMER werden neben dem „Heimatabend“ und dem „Gauklermärchen“ Peter Blaikners „Betrogene Betrüger“ wiederaufgenommen. Im neuen Zirkuszelt - „eine Investition für die kommenden Jahre, wie Tritscher erklärt – wird auch ein Theaterstück für Kinder ab drei Jahren gezeigt, „Fräulein Pünktchen putzt im Circus“. Es gibt dort auch einen Workshop für Kinder und Jugendlichw, denn „viele in der Region bedauern, dass vor einigen Jahren die 'Leoganger Kinderkultur' nach über zwei Jahrzehnten eingeschlafen ist“.
Eine große Produktion des Theaters Ecce wird „All inclusive“, geschrieben und inszeniert vom jungen Ben Pascal. „Das Stück stellt – leise und unaufdringlich – Fragen über das Wahrnehmen persönlicher Verantwortung versus Freiheitsdrang, über Solidarität versus Streben nach Unabhängigkeit“, heißt es dazu. Auch das Thema Behinderung spielt hinein. Er verstehe das Stück „All inclusive“ einerseits als Beitrag zur eigenen, langjährigen Theaterarbeit, andrerseits „wollen wir einem jungen österreichischen Autor und Regisseur die Möglichkeit bieten, unter professionellen Rahmenbedingungen ein Stück zur Uraufführung zu bringen“.
Zum Jahresprogramm des Theaters Ecce gehören natürlich Aufführungsserien im Kunsthaus Nexus, im Europark-Oval, im Kleinen Theater, auch auf einer Pawlatschenbühne am Rupertikirtag und im K.U.L.T. in Hof, wo es auch einen Schulworkshop gibt.