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Nangijala und zurück

KAMMERSPIELE / DIE BRÜDER LÖWENHERZ

09/04/18 In dämmrigem Licht streicht ein sanfter weißer Nebel über die kleine Bühne. Zarte Gitarren- und Geigenmusik entführt in Traumwelten. Spannung und Vorfreude der Besucher sind zu spüren. - Sie werden nicht enttäuscht: „Die Brüder Löwenherz“ in der Inszenierung von Oliver Wronka nach dem Roman von Astrid Lindgren übertrifft alle Erwartungen.

Von Paula L. Trautmann

Es ist die Geschichte zweier Brüder, eine Geschichte über grenzenlose Zuneigung und Mut. Der neunjährige Karl, gespielt von Gregor Schleuning, ist schwer krank und deshalb ans Bett gefesselt. „Weißt du, dass ich bald sterben muss?“, fragt er seinen großen Bruder. Jonathan, gespielt von Gregor Schulz, nennt ihn liebevoll Krümel und entführt den Kleinen in das Phanstasieland Nangijala. An diesem Ort voller aufregender Abenteuer würden sie sich wieder treffen, verspricht er Karl.

Als sie im Kirschblütental in Nangijala ankommen, wird das Glück der beiden durch den Tyrannen Tengil gefährdet. So begeben sie sich auf eine abenteuerliche Mission, in der sie sogar einen Drachen bezwingen müssen. „Manchmal muss man etwas Gefährliches tun, sonst ist man kein Mensch, sondern nur ein Häuflein Dreck“, erklärt Jonathan. Es ist eine Botschaft, die Kinder ermutigen soll, über sich hinaus zu wachsen. Wunderbar genug ist schon allein die Romanvorlage. Wie Oliver Wronka die Abenteuerreise inszeniert hat, ist allerdings grandios.

Eine Standuhr, verschiedene Schränke, übereinandergestapelte Stühle und Hocker bilden Nina Wronkas Bühnenbild. In der Mitte hinten ein großes Fenster. Was zunächst einfach scheint, zeigt im Laufe des Stücks seine Wandelbarkeit. Rosa, rote und grüne Farbtupfer schaffen eine Idee von Kirschblüten und leuchten durch das Fenster. Ob erschreckend düstere Berge, beengende Mauern oder weiße Tauben die über einen blauen Hintergrund hinwegflattern: die Videos von Tim Rizzo regen die Phantasie an und entführen in die Welt des Kirschblüten- und Heckenrosentals. Auch die musikalische Begleitung ist auf den Punkt getroffen und reißt den Zuschauer mit. Mit Gitarre, Geige und Eimerbass wird jeder Situation Leben eingehaucht und Spannung aufgebaut.

Drei Schauspieler für elf Rollen - wandelbar wie Bühnenbild und Musik, sind auch die Darsteller. Julienne Pfeil, Gregor Schleuning und Gregor Schulz beherrschen ihr Spiel, sind beindruckend wandelbar.

Von einer Sekunde auf die andere versteht es Schulz, sich vom liebevollen und unerschrockenen Jonathan in einen etwas trotteligen Soldaten des Tyrannen Tengil zu verwandeln. Fast noch bestechender ist Julienne Pfeil, die zunächst Mutter und Taubenkönigin spielt und dann ebenfalls in die Rüstung eines Tengil-Soldaten schlüpft, der vor Selbstsicherheit nur so strotzt. Der Blick eines Kindes, die glänzenden Augen weit aufgerissen, durchsetzt mit einer gewissen Naivität: Zu keiner Zeit kann daran gezweifelt werden, dass Gregor Schleuning den neunjährigen Karl verkörpert.

„Die Brüder Löwenherz“ sind unterhaltsam, ermutigend und so großartig, dass man fast ein bisschen traurig wird, wenn die Abenteuer bestanden sind – und die Schauspieler und das Team um Oliver und Nina Wronka sich verbeugen und sich ihren verdienten Applaus abholen.

Die Brüder Löwenherz – weitere Aufführungen in den Kammerspielen bis 23. Mai – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT/Anna Maria-Löffelberger

 

 

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