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Einander nicht ganz koscher

KLEINES THEATER / BESUCH BEI MR GREEN / HINTERGRUND

01/03/18 Ein störrischer alter und ein zum Sozialdienst verurteilter junger Mann begegnen einander mit viel Misstrauen und mit langsam wachsendem Verständnis: „Besuch bei Mr. Green“ hat am Donnerstag (2.3.) Premiere im Kleinen Theater in der Regie von Hans-Jürgen Bertram im Bühnenbild von Otto Beck.

Von Heidemarie Klabacher

Als der junge Angestellte Ross überfallsartig in der New Yorker Wohnung von Mr. Green auftaucht, will der ihm prompt eine Bratpfanne über den Kopf schlagen. Ross ist allerdings von einem Richter dazu verdonnert worden, sich einmal wöchentlich um Mr. Green zu kümmern, den er beinahe mit dem Auto überfahren hätte. Der alte Witwer und ehemalige Putzereibesitzer präsentiert sich in dieser „Zwangsgemeinschaft“ zunächst als bornierter, von Vorurteilen strotzender, in religiösen Tabus gefangener Kauz.

Dass der junge Ross ebenfalls ostjüdischer Herkunft ist, koscheres Essen mitbringt und aufmerksam zuhören kann, stimmt Mr. Green zwar kurzfristig versöhnlicher, als Ross ihm aber von seinen homosexuellen Neigungen erzählt, ist die vorsichtige Annäherung zwischen den beiden Männern empfindlich gestört. Aber auch Mr. Green hat ein Geheimnis...

Die Österreichische Erstaufführung von „Besuch bei Mr. Green“ präsentierte das Theater an der Josefstadt – und die Produktion wurde damals prompt hochrangig ausgezeichnet mit dem KulturPreis Europa 2001. In einem Text zur Festvorstellung anlässlich der Preisverleihung hieß es: „Der KulturPreis Europa wird zum neunten Mal verliehen. In diesem Jahr steht er unter dem Thema ‚Kreative Wege zu Toleranz und Akzeptanz und zeichnet Leistungen aus, die sich gegen Minderheitenhass, Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz formulieren. Ausgezeichnet wird die Ensembleleistung der Schauspieler Fritz Muliar und Michael Dangl, des Autors Jeff Baron und des Regisseurs Franz Morak für ‚eine Produktion mit Vorbildcharakter, ein Lehrstück für Toleranz und Akzeptanz in Bezug auf Minderheiten‘.“

Nun, in der Produktion des Theaterverein Janus im Kleinen Theater spielen Erich J. Langwiesner und Bálint Walter in der Regie von Hans-Jürgen Bertram. Und der Künstler Otto Beck schreibt, „dass ich zu meiner großen Freude als Bühnenbildner für diese Stück von der jungen Theatertruppe Janus engagiert wurde“.

Der amerikanische Autor Jeff Baron spiegle in seiner „unterhaltsamen, tragisch-komischen, berührenden und psychologisch fein gezeichneten Männer-Komödie Gespräche, die er selbst mit Familienmitgliedern führte oder in ähnlicher Offenheit gern geführt hätte“, heißt es in dem Text der Josefstadt. „In einem bravourösen Balanceakt der Emotionen erzählt er von totgeschwiegenen Einsamkeiten, zwanghaften Vorurteilen, aber auch von deren Überwindung, von der Möglichkeit des Umdenkens, der Besinnung, der Umkehr und der Freundschaft.“

Jeff Baron wurde in New Jersey geboren. Nach Abschluss der Harvard Business School arbeitete er in der Produktentwicklung bei Firmen wie Coca Cola und American Express. Seit 1982 verfasst er Drehbücher für Film und Fernsehen. 1996 wurde „Besuch bei Mr. Green“, sein erstes Theaterstück, beim Berkshire Theatre Festival in Massachusetts uraufgeführt.1997 kam es in New York heraus, „wo es über ein Jahr lang en suite gespielt wurde“, weiß der Rowohlt Theaterverlag. Das Stück wurde in 22 Sprachen übersetzt und in vierzig Ländern über dreihundert Mal produziert. Die deutsche Erstaufführung ging, ebenfalls schon 1997, im Grenzlandtheater Aachen über die Bühne. Auch die weiteren Stücke des in New York lebenden Jeff Baron waren international erfolgreich. Baron schreibt auch Opernlibretti und Drehbücher.

„Besuch bei Mr. Green“ – Premiere am Donnerstag (2.3.) um 20 Uhr im Kleinen Theater – weitere Aufführungen am 24. März sowie am 8., 9., und 13. Juni – www.kleinestheater.at
Bilder: Hans Jürgen Bertram (1); www.jeffbaron.net/Michael Rafelson (1)

 

 

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