Das männliche Ego auf dem Prüfstand
SCHAUSPIELHAUS SALZBURG / ILLUSIONEN EINER EHE
18/09/17 „Es gibt keine Lüge ohne Konsequenz, keine Wahrheit ohne Gefahr. Letztendlich muss absolutes Vertrauen eine Illusion bleiben." – am Sonntag (18.9.) erlebte die Komödie „Illusionen einer Ehe" von Eric Assous im Schauspielhaus ihre österreichische Erstaufführung.
VON VERENA RESCH
„Wenn du auspackst, packe ich auch aus. - In Ordnung. Das klingt fair.“ Was unter gegenseitigen Beteuerungen, sich nicht zu verurteilen, einander Absolution zu erteilen und danach nie wieder davon zu sprechen, sehr harmlos klingen mag, entpuppt sich als Irrglaube. Jeanne (Susanne Wende), schon viele Jahre mit Maxime (Antony Connor) verheiratet, weiß durchaus, dass ihr Gatte kein Kind von Traurigkeit ist. Seine Eröffnung, während der Ehe mit insgesamt 12 Frauen geschlafen zu haben, entsetzt sie dann aber doch. Doch noch fassungsloser ist Maxime selbst, denn er kann nicht glauben, dass ausgerechnet seine Frau eine neunmonatige Affäre mit einem anderen Mann gehabt haben soll!
Seine zwölf Frauen waren schließlich nur anonyme, völlig unbedeutende Begegnungen – doch eine neunmonatige Affäre finde ja nicht nur in der Horizontalen statt! Und außerdem – durch die Ehe seien sie ja schließlich ihrer beiderseitiges Eigentum!
Diesen Enthüllungen folgt ein Streitgespräch, in welchem eine äußerlich scheinbar ruhige und gelassene Jeanne stets die Oberhand behält und Maximes Vorstellungen bezügliche Ehe und Treue als machohaft und längst überholt entlarvt und ihm einen Spiegel vorhält. Mit viel Wortwitz und Schlagfertigkeit – „So von Eigentümer zu Eigentümer: Bei mir wurde zwölf Mal eingebrochen!“ – und einer der weiblichen Waffen schlechthin – dem unschuldigen Augenaufschlag – schafft sie es zwar, ihm einen Spiegel vorzuhalten, seine eigenen Fehler eingestehen kann er aber (noch) nicht...
Ein Anruf seines besten Freundes Claude (Bülent Özdil) bringt seine Rage schließlich zum Höhepunkt: frisch geschieden, arbeitslos und der Tennispartner seiner Frau – er muss der Nebenbuhler sein, warum auch sonst sollte sich seine Frau so standhaft weigern, ihm dessen Namen zu verraten. Kurzerhand lädt er den vermeintlichen Kontrahenten zum Abendessen ein und verwickelt ihn ins Kreuzverhör. Claude ist das genaue Gegenteil des in seiner Männerehre gekränkten Maxime. Ruhig und sanftmütig scheint er wenig mit dem aufbrausenden Geschäftsmann gemein zu haben. Wurde das Abendessen von Maxime geplant , um die Wahrheit herauszufinden, kehrt sich der Spieß um und er selbst steht im Kreuzfeuer: Warum wirkt Claude so verletzt und wie war das mit den Namen der zwöf Frauen, angeblich völlig unbekannte und „keiner davon würde dir etwas sagen...“?!
Natürlich werden viele Klischees bedient, manchmal auch parodiert, indem in umgekehrter Weise präsentiert: So erfüllt nicht Maxime das Klischee der Affäre mit dem Dienstmädchen, sondern Jeanne. Doch die Zuschauer werden in dieser Hinsicht zum Glück nicht überstrapaziert. Wie man schon im Vorfeld erwarten darf, endet der Abend in keiner Katastrophe. Dem Publikum gefiel es jedenfalls und so ernteten das Schauspielertrio und das Team um Regisseur Christoph Batscheider viel Applaus.