Nah dran am Menschen, nah dran am Roman
SCHAUSPIELHAUS / SPIELZEIT 2017/18
20/04/17 „Ganz nah dran“ ist das Motto der kommenden Spielzeit im Schauspielhaus Salzburg. Denn das solle Theater sein, so der Intendant: „Ganz nah dran am Menschen, ganz nah dran am Zeitgeschehen.“ Robert Pienz und sein Team präsentierten das Programm der Spielzeit 2017/18. Diesmal eine eher boulevardeske Angelegenheit.
Von Heidemarie Klabacher
Zeitgenössische Dramatik, Uraufführungen, klassische Theaterstücke und österreichische Literatur stehen auf dem Spielplan. „Eine gehaltvolle Mischung aus Komödie, Drama und Theater für Kinder und Jugendliche“ mache das Repertoire des Schauspielhaus Salzburg aus, sagte Robert Pienz bei der Programmpräsentation.
Eröffnet wird mit der österreichischen Erstaufführung der „Illusionen einer Ehe“ von Eric Assous am 17. September im Studio. Assous gehöre, so Pienz, zu den bekanntesten Komödienautoren in Frankreich. 2015 war im Schauspielhaus bereits seine Beziehungskomödie „Paarungen“ zu sehen. Den Auftakt im Saal gibt am 21. September die erste Romandramatisierung, Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“. Regie führen wird Charlotte Koppenhöfer, deren Inszenierung von „Hedda Gabler“ in Erinnerung geblieben ist.
Zwei Uraufführungen stehen an: Das Rechercheprojekt „Srebrenica“ entsteht in Kooperation mit „Bauern helfen Bauern“ in der Regie von Peter Arp. Gemeinsam mit dem Ensemble soll ein Stück erarbeitet werden, das sich mit den Erlebnissen von Hasan Nuhanović auseinandersetzt: Dieser überlebte 1995 als einziger seiner Familie das Massaker von Srebrenica. 2010 erhob er erfolgreich Klage gegen das Königreich der Niederlande, dessen Blauhelmsoldaten das Massaker nicht verhindert hatten. Die zweite Uraufführung, im Mai 2018, ist der französische Abend „Moulin Rouge“ mit Chansons, Akrobatik und Tanz unter der Spielleitung von Robert Pienz.
Österreichische Autoren liegen dem Schauspielhaus besonders am Herzen. Nach dem Theater in der Josefstadt und dem Landestheater Linz zeigt nun auch das Schauspielhaus Salzburg das lange verschollene Ödön von Horváth-Stück „Niemand“. „Der Text aus dem Jahr 1924 gehört zu seinem Frühwerk, bereits damals bearbeitete er seine späteren Hauptthemen, doch hier unterfüttert mit einer surrealen und phantastischen Ebene“, umreißt Robert Pienz das Werk. Regie führen wird Rudolf Frey, der bereits Joseph Roths „Hiob“ und Stefan Zweigs „Ungeduld des Herzens“ inszeniert hat. Mit Felix Mitterers „Jägerstätter“ über den großem NS-Widerstandskämpfer komme, so Pienz, ein Stück österreichische Geschichte auf die Bühne. Regie führt Peter Raffalt, dessen Inszenierung von „Biedermann und die Brandstifter“ ein großer Publikumserfolg gewesen sei.
Auch Klassiker und Nicht-Romane bringen es gelegentlich auf die Bühnen. So etwa „Emilia Galotti“ in der Regie von Irmgard Lübke, die erstmals am Schauspielhaus zu Gast ist. Ayad Akhtar zeige in seinem Erstlingswerk „Geächtet“, wie selbst „in den Köpfen der sogenannten aufgeklärten Elite Vorurteile und Rassismus tief verankert sind und wie das Spannungsfeld zwischen Islam und westlicher Welt seit 9/11 immer größer wird“. „Geächtet“ wurde 2013 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet und ist gerade ein renner auf deutschsprachigen Bühnen.
Im Komödienfach zeigt das Schauspielhaus Brandon Thomas‘ Komödienklassiker „Charleys Tante“ und Lutz Hübners zeitgenössische Komödie „Frau Müller muss weg“, eine Persiflage auf die drängende Entscheidung der weiterführenden Schulausbildung.
In der „Sonderbar“ im Säulenfoyer zeigt Marcus Marotte zeigt mit Georg Kreislers Ein-Mann-Musical „Adam Schaf hat Angst“ den Rückblick eines Schauspielerlebens und Olaf Salzer gibt Patrick Süskinds Monodrama „Der Kontrabass“.
Für das junge Publikum bietet das Schauspielhaus wieder drei Produktionen an, kein echtes Theaterstück ist dabei, es sind ausnahmslos auf die Bühne gebrachte Romane. Petra Schönwald inszeniert George Orwells „1984“ und Erich Kästners „Emil und die Detektive“, Robert Pienz die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende.