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Einander nicht nur über den Tisch ziehen

LANDESTHEATER / SPIELZEIT 2017/18

28/03/17 Es geht um Gemeinschaft über Grenzen hinweg und nicht darum, „Amerika“ wieder „great“ zu machen: Mitmenschlichkeit, Solidarität und Facetten des Miteinanders – von der Antike bis in die Gegenwart – werden in der Spielzeit 2017/18 unter dem Motto „Alle Menschen werden Brüder“ im Zentrum stehen. Intendant Carl Philip von Maldeghem und sein Team präsentierten die neue Spielzeit.

Von Verena Resch, ChristiNA König
und Heidemarie Klabacher

Ein Programm im Programm: Mit den „Dionysien“ lädt das Landestheater am 25. Oktober zu einem „Reigen aller Sparten und Kunstformen“: „Nach griechischem Vorbild wird ein Theaterrausch, ein großes Fest des Theaters inszeniert“, sagte Carl Philip von Maldeghem heute Dienstag (28.3.) bei der Spielzeit-Pressekonferenz. „In der „archaischen Kulisse“ der Felsenreitschule treffen an einem Abend vier Stücke aufeinander: Das Schauspiel bringt mit „Prometheus“ das Schicksal einer der großen Figuren der Mythologie auf die Bühne. In der preisgekrönten Produktion „Der Fall M.“ erzählt das Ballettensemble von Medea und ihren ermordeten Kinder. Opernsolisten, Opernchor, Extrachor und Ballettcompagnie widmen sich Igor Strawinskys „Oedipus Rex“ und die Sparte „Junges Land“ leitet mit Aristophanes‘ „Der Frieden“ über zu einem „interaktiven Fest mit dem Publikum“ mit Oliven, Schafskäse und griechischem Wein.

Doch nun der Reihe nach. Mit der Spielzeit 2017/2018 übernimmt Katrin König, bisher am Landestheater als Castingdirektorin tätig und für den künstlerischen Opernbetrieb verantwortlich, die Position der Operndirektion. „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbachs eröffnen am 23. September also ihre erste Opernsaison. Adrian Kelly leitet das Mozarteumorchester, Regie führt Alexandra Liedtke. Das Miteinander von Mensch und Tier nimmt Andreas Gergen auf's Korn mit der deutschsprachigen Erstaufführung von „Doctor Dolittle“: Das Familienmusical rund um den Arzt, der sämtliche Tiersprachen beherrscht, geht mit Uwe Kröger in der Titelrolle im Advent über die Bühne. Damit huldige man, so Operndirektorin Katrin König, „der leichten Muse“.

Mit Mozarts „Le nozze di Figaro“, der dritten Oper des Da Ponte-Zyklus in der Inszenierung von Jacopo Spirei und unter der Leitung von Adrian Kelly, widmet sich das Landestheater seinem Kernrepertoire. Dem Dichter E.T.A. Hoffmann begegnet das Publikum nach der Saisoneröffnung mit „Hoffmanns Erzählungen“ ein halbes Jahr später, im April 2018, ein weiteres Mal: Der Oper „Cardillac“ von Paul Hindemith liegt die Kriminalnovelle „Das Fräulein von Scuderi“ zu Grunde. Das Werk – es geht um Mord und Totschlag – gehe durch Mark und Bein, sei „einfach unfassbar gut“: „Mehr ist dazu nicht zu sagen“, so Katrin König über diese Opernrarität. Amélie Niermeyer führt Regie, Dirigent ist Robin Davies, der auch „Doctor Dolittle“ leitet.

Lucio Gregorettis „Flüchtling“ aus dem Jahr 2009 hat Flucht und Asyl, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft zum Thema. Im Zentrum der österreichischen Erstaufführung stehen neben den Opernsolisten die Mitglieder des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors. Die musikalische Leitung hat Wolfgang Götz. Auch diese Produktion teilen sich die Sparten „Oper“ und „Junges Land“.

Die Schauspielsaison beginnt am 20. September mit dem Festival der „Neuen Komödie in den Kammerspielen. Unter dem Motto „Die Freiheit des Lachens“ wählen eine Fachjury und eine Publikumsjury die beliebteste Komödie. Es folgen Johannes Enders Inszenierung der „Leiden des jungen Werther“ in den Kammerspielen und die Uraufführung von Marco Dotts „Hotel Europa“: In der Regie des Verfassers und unter der Leitung von Tom Reif treffen einander Gäste aus verschiedenen Ländern. „Alte Klischees und neue Wirklichkeiten“ sollen musikalisch und auf unterhaltsame Weise präsentiert werden, so der Intendant. Das Stück „Die Weiße Rose“ von Lillian Groag inszeniert Volkmar Kamm. Eine europäische Erstaufführung ist Sarah Burgess' Stück „Dry Powder“, das Claus Tröger für Jänner 2018 in den Kammerspielen inszenieren wird. Es gehe, so die Chefdramaturgin und Schauspieldirektorin Friederike Bernau, darum, „wer wen am besten über den Tisch zieht“.

Eine Uraufführung in Koproduktion mit ARTE und sieben weiteren europäischen Fernsehanstalten ist das Stück „Krieg der Träume“ von Clash of futures in der Regie von Christoph Biermeier. „Viel Lärm um Nichts“ macht Andreas Gergen im Landestheater, im Schlosspark Leopoldskron wird es mit „Love Songs“ ebenfalls wieder Shakespeare geben.

Derzeit noch in Verhandlung ist man über die Aufführungsrechte zu „Kick it like Beckham“, das Wolfgang Götz leiten und Carl Philip von Maldeghem inszenieren würde. Auch dies ein Beitrag der Sparte „Junges Land“. Im Heckentheater folgt zum Saisonschluss im Juni 2018 noch John von Düffels „Döner zweier Herren“ in der Inszenierung von Michael Moritz.

In der Sparte Ballett ist weiterhin Peter Breuer aktiv, vor allem aber der brasilianisch Choreograph Reginaldo Oliveira, „der die Sparte zukünftig wesentlich prägen wird“, so der Intendant. Auf dem Ballett-Programm ab Jänner 2018 stehen „Die Nashörner“ frei nach Eugène Ionesco, Prokofjews „Cinderella“, eine Ballettgala und die Uraufführung von Reginaldo Oliveiras „Balacobaco“: Das Tanzfest steigt ab 9. Mai in dem bis dahin fertig gestellten Probenzentrum des Landestheaters in Aigen, das mit dieser Produktion dem Publikum als Spielstätte präsentiert wird.

Der kaufmännische Leiter des Landestheaters, Torger Eric Nelson, gab eine Zwischenbilanz der Spielzeit 2016/2017: „Nach 240 gespielten von 380 angesetzten Vorstellungen in der laufenden Spielzeit liegt die Auslastung zwischenzeitlich bei 80,8 Prozent. Von den insgesamt 181.382 verfügbaren Karten in der Saison sind derzeit 135.673 bzw. 74,8 Prozent verkauft.“ In der laufenden Spielzeit verfüge das Landestheaters über ein Gesamtbudget von knapp 18 Millionen Euro und erwirtschafte davon, voraussichtlich, 23 Prozent aus eigenen Erträgen.

Die Spielzeit 2017/18 im Salzburger Landestheater: www.salzburger-landestheater.at
Bilder: dpk-krie (2); Landestheater (1)

 

 

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