Durch die Schranktür ins Reich der Phantasie
LANDESTHEATER / DER KÖNIG VON NARNIA
13/06/16 Wundersame Wesen fechten derzeit auf der Bühne das Salzburger Landestheaters den ewigen Kampf Gut gegen Böse aus. In der Ballettfassung des „Königs von Narnia“ verhelfen drei Menschenkinder der Seite der Gerechten zum Sieg.
Von Christoph Pichler
Susan, Lucy und Edmund sind zum Schutz vor den Nazi-Weltkriegsbombern aufs englische Land zu einem langweiligen Professor geschickt worden. Durch Zufall entdecken sie, dass in ihrem neuen Zuhause eine Schranktür in ein rätselhaftes Reich führt. Doch die Idylle trügt, denn auch hier herrscht keineswegs Frieden. Gemeinsam mit ihren neu gewonnenen Freunden rund um den stattlichen Löwen Aslan und den stets gut gelaunten Faun Tumnus machen sich die Geschwister daran, der bösen Königin Jadis das Handwerk zu legen.
Sieben dicke Wälzer hat sich der britische Autor C.S. Lewis gegönnt, um den Facettenreichtum und die abenteuerliche Geschichte seiner Phantasiewelt „Narnia“ langsam zu entfalten. Kein Wunder, dass die Kinofassungen auch nur eines Bandes locker die Zwei-Stunden-Marke sprengen. Eine solche Überlänge wird im Salzburger Landestheater aber weder den Tänzern noch den jungen Zuschauern zugemutet. In zwei gut halbstündigen Teilen wird also eine radikal gekürzte Fassung des zweiten Bandes erzählt. Übrig bleibt da nur mehr ein dünnes Handlungsgerüst, das vor allem von der phantasievollen Atmosphäre und seinen schrägen Gestalten lebt.
Als absoluter Publikumsliebling hat sich bei der Premiere am 12. Juni der Faun Tumnus entpuppt. Wenn Diego da Cunha seine Rastalocken schüttelt und seine fellbehaarten Beine bei Reggae-Rhythmen zu Butter werden, steigt die Stimmung schlagartig. Nicht minder skurril sind Mikino Karube, Liliya Markina und Chigusa Fujiyoshi, die als seine drei Begleiterinnen auf seltsamsten Weisen über die Bühne huschen. Überhaupt hat jeder Bewohner von Narnia seine ganz eigenen merkwürdigen Bewegungsmuster – vom herrschaftlichen Aslan (Marian Meszaros) bis zum edlen Prinzen Kaspian (Iure de Castro). Auf Letzteren hat Anastasia Bertinshaw in der Rolle der sonst so vernünftigen Susan rasch ein Auge geworfen und ermöglicht so auch ein klassisches amouröses Happy End. Dafür muss allerdings erst einmal die böse Jadis (Anna Yanchuck) aus dem Weg geräumt werden, die Bruder Edmund (José Flaviano de Mesquita Junior) bald um den Finger gewickelt hat. Karine de Matos komplettiert als unschuldig staunende Lucy das junge Heldentrio.
Neben der mit schrägen Einfällen gespickten Choreographie von Kate Watson und Josef Vesely helfen vor allem die ungewöhnlichen Kostüme von Katja Schindowski, die seltsamen Bewohner von Narnia so richtig zum Leben zu erwecken. Aber auch die schlicht gehaltene Bühne hat einige zauberhafte Überraschungen zu bieten. Ein ungewöhnliches Ballettstück, das die Grenzen des klassischen Tanzes auf ebenso spannende wie witzige Weise sprengt und so nicht nur junge Zuschauer bestens unterhält.