Schuhplatteln auf Italienisch und Dunkelhaft
SZENE SALZBURG / FESTIVAL PERFORMING NEW EUROPE / PNEU
01/12/15 Schuhplatteln auf Italienisch? Das fasziniert die Performanceszene: Die Truppe um Alessandro Sciarroni, Grenzgänger der italienischen Kunstszene, kommt kaum zum Atemholen zwischen den vielen aufreibenden Schuhplattel-Acts diesseits und jenseits des großen Teichs.
Von Heidemarie Klabacher
Alessandro Sciarroni und seine fünf Tänzer hätten denn auch schon längst bei der Sommerszene auftreten sollen, aber es hat sich nie ein Termin finden lassen, erzählte Angela Glechner heute Dienstag (1.12.) bei der Programmpräsentation zum Festival „Performing New Europe“, das von 20. bis 23. Jänner zum dritten mal in Salzburg stattfinden wird.
„Performing New Europe“ – kurz PNEU – wird von der Szene Salzburg zusammen mit sieben europäischen Partnern verantwortet: Das Festival ist die „Aufführungsplattform“ für die Mitglieder des internationalen Netzwerkes „apap“, einem von der EU geförderten Zusammenschluss für Performance-Kunst. Gegründet worden ist das apap-Netzwerk im Jahr 2000 von Michael Stolhofer und Berti Ambach, es ist also bei aller Internationalität von stark salzburgischer Provenienz.
Die Zukunft hängt von der EU ab: Das aktuelle Förderprogamm laufe aus, im Oktober habe man das Projekt neu eingereicht, der Bescheid werde im März 2016 erwartet. „Es könnte das letzte Festival Performing New Europe sein, aber wir sind zuversichtlich“, so Angela Glechner.
Neun Produktionen von Künstlern aus Kroatien, Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich, Polen, Finnland, Belgien, Spanien und Norwegen stehen jedenfalls von 20. bis 23. Jänner auf dem Programm: „Die eingeladenen Stücke, überwiegend zum ersten Mal in Österreich zu sehen, zeigen die thematische und ästhetische Vielfalt des zeitgenössischen Tanz- und Performance-Schaffens.“
Den Auftakt am 20. Jänner in der ARGEkultur gibt der Performer Felix Mathias Ott mit seinem Stück „An Iliad“, in der „zwei Männer mit archaischer Kraft und maskuliner Energie trojanische Räume errichten“. Die Hauptproduktion des ersten Abends verantwortet die Performerin Ivana Müller anschließend im Republic: „Bereits zweimal gastierte Ivana Müller bei der Sommerszene und begeisterte durch die kluge Mischung aus feinem Humor und konzeptuellem Ansatz das Salzburger Publikum“, erinnert Angela Glechner. Im Jänner 2016 kommt Ivana Müller mit der Uraufführung ihres neuen Stückes: „Edges ist eine Reise durch eine Landschaft von Bildern, Geschichten und Klängen.“
Eine Orange, eine Puppe, ein Raumspray, eine Perücke, ein Spielzeugauto, ein Wecker, mehrere Luftballons, ein Paar Gummihandschuhe und noch so maches andere spielen im Stück „Untamed Thingliness“ von Nada Gambier die Hauptrollen. „Hier geht es besonders assoziativ und chaotisch zu“, verspricht Angela Glechner. Zusammen mit dem Konzert von „Alma de Rímel & The Glammatics“ findet diese Doppelvorstellung am 21. Jänner statt. Ebenfalls an diesem Abend zeigt Lisa Hinterreithner was sie mit Sand und Luft im Sinne hat: „Letting go of Things“ heißt das Stück.
Soeben bei den „Dialogen“ der Stiftung Mozarteum im Republic über die Bühne gegangen ist die Performance „Zeit-Bild“ von Etienne Guilloteau; bei PNEU gibt es eine Wiederaufnahme am 22. Jänner. Im Grenzbereich von Konzert und Performance siedelt die Künstlerin Ingri Fiksdal ihre Arbeit BAND an, die ebenfalls am 22. Jänner in den Kavernen stattfinden und dem Publikum einiges abverlangen wird. Die ersten zwanzig Minuten finden in fast völliger Dunkelheit statt.
Andrea Maurer und Ewa Bankowska rechen am letzten Tag des Festivals, dem 23. Jänner, in der ARGEkultur mit den Zahlen ab: „Statt sich dem allgemeingültigen Wahrheitsanspruch mathematischer Modelle zu unterwerfen, werden Zahlen aus ihren gewohnten Kontexten entfesselt und in Bewegung versetzt“, sagt Angela Glechner zum Stück „Numbers in pieces“. Anschließend folgt im Republic besagtes „Schuhplatteln auf Italienisch“ mit dem Performer Alessandro Sciarroni. Der Grenzgänger der italienischen Kunstszene pack „diesen weltberühmten bayrisch-österreichischen Volkstanz bei seinen archaischen Wiederholungsmustern und rhythmischen Strukturen: eindrucksvoll, intelligent und mit offenem Ende“.