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Von Mülltonnen und Gartenhäusern

TANZ_HOUSE FESTIVAL

24/09/14 „Wir befinden uns bei den Abfallkübeln der ARGEkultur…“: Die Pressepräsentation des tanz-house festival 2014 wurde zu einem kleinen Stationendrama, denn „gerade das Entstehen von Produktionen ist in unserem Metier aufschlussreich“, sagt Anna Maria Müller, eine der Kuratorinnen.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Sache mit den Mistkübeln hatte vor Ort keine unmittelbaren Folgen, das Vorbeischauen an diesem nicht ganz so gut riechenden Ort war nur ein Verweis auf die Performance „Garbage Embrace“ von dem Franzosen Romain Thibaud-Rose. Er hat tagsüber Interventionen im Altstadtbereich vor. Unser Müll, unser ökologischer Fußabdruck soll uns nachdenklich stimmen.

Es geht öfters mal nach draußen heuer beim tanz-house festival, das von 6. bis 17. Oktober in Salzburg stattfinden wird. Die Truppe „Under Construction“ um die in Salzburg lebende Tänzerin Julia Schwarzbach hat sich den Garten von Schloss Leopoldskron ausgesucht – „einen gescjhützten und doch öffentlichen Raum“, wie sie sagt. „shellter“ heißt die Unternehmung in der darstellende Künstlerinnen und Künstler über das Thema Behausung reflektieren. Wäre ein Muschel die Lösung? Jedenfalls experimentieren die Leute mit allerlei Naturstoffen.

Editta Braun und Iris Heitzinger arbeiten zum ersten Mal zusammen. Für „Paula“ haben die beiden sich (am Rande) von Marlen Haushofers Roman „Die Wand“ inspirieren lassen. Sie haben ein Quadrat vier mal vier Meter abgesteckt, eine Alu-Leiter steht drin, Metalldrähte hängen von der Decke. Das Bühnenbild ist schon mal anregend. Es geht um eine Frau, die versucht, hier ihr Leben zu bestreiten – auf 4 Quadratmetern, wie Editta Braun sagt (aber sie ist Tänzerin, nicht Rechnerin). Es sind glücklicherweise doch 16 Quadratmeter.

Nichts nachrechnend zu korrigieren gibt es beim Budget. 35.000 Euro für neun Festivaltage: „Das muss erst jemand schaffen, für so wenig Geld ein Festival auszurichten“, sagt Editta Braun. Wie lange gibt es das tanz-house festival eigentlich schon? Verlegenheit in der Runde der Organisatorinnen. „zehn bis zwölf Jahre“, schätzt Helene Weinzierl, Choreographen-Urgestein in der Szene am Ort. Nach längerer Recherche: 1999, also vor fünfzehn Jahren haben engagierte Bewegungstheater-Leute begonnen, ihre Initiativen zu bündeln. Das Festival hat nicht immer gleich geheißen und mehr oder weniger genau in biennalem Rhythmus stattgefunden. Genaueres war in dem Pressetermin nicht herauszukriegen.

Es investieren alle nicht ins Rechnen, ins Kalkulieren – sondern sie sind überzeugt davon, mit ihrem künstlerischen Tun die Welt irgendwie doch ein kleines Stück problembewusster und damit besser zu machen. „Out of nothing“ ist das Motto heuer

Nicht ungeschickt nutzt man Ressourcen vor Ort, wo die Szene Dank der Ausbildungsstätte SEAD ja auch nicht wenig international ist. Die Türkin Ceren Oran, die als „Soundpainterin“ das festival eröffnen wird, hat hier studiert, ebenso Julia Schwarzbach (München) und der Slowene Tomaž Simatović. Der Kroate Matija Ferlin erarbeitet eine Aufführung mit SEAD-Studenten im Rahmens von deren BODHI PROJECT, es heißt „Harmonielehre“.

Auch internationale Gäste sind da. Hinter „Rootlessroot“ verbergen sich die beiden ehemaligen Ultima Vez-Tänzer Linda Kapetanea (Großbritannien) und Jozef Frucek (Slowakei). Julian Barnett wurde in Tokyo geboren, lebt aber in den USA. Es lohnt, das orange Programmbuch mit den zarten weißen Tupfen drauf genauer durchzuschauen: Viel kreatives Potential scheint da zusammen zu kommen. Und das manchmal eine neue Künstlergeneration in ihren Performances das Rad neu erfindet – das gehört ja dazu. Die Kuratoren Anna Maria Müller und Tomaž Simatović haben im Pressegespräch erzählt, dass sie meist via Skype Kontakt halten mit der Festivalorganisatorin Barbis Ruder (Wien) und anderen Künstlern, jeweils zu zweit, aus Kostengründen. Eine Konferenzschaltung täte ja kosten… Man erfind et das Rad also jedenfalls mit Medien, die ins 21. Jahrhundert gehören.

tanz-house festival 2014, von 6. bis 17. Oktober in der ARGEkultur, im republic und im öffentlichen Raum – http://www.tanzhouse.at/tanzhouse.at/tanz_house_festival_14.html
Bilder tanz_house festiva (2)l; Peter Huber (1); Editta Braun (1)

 

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