asdf
 

Pakerl und Passacaglia

WINTERFEST / PAKMAN

12/12/18 Pakman - Paketmann – ist man zunächst selbst: Das Fließband entlässt mit leisem Plumps dicke Pakete in den winzigen Zuschauerraum. Irgendwann kapiert die Gruppe, dass dies die Sitzgelegenheiten sind. Sobald alle zwanzig Gäste sitzen, wird der Laderaum des Lastwagens zum Resonanzraum einer sagenhaften Schlagzeug-Jonglage-Performance.

Von Heidemarie Klabacher

Lastwagen. Genau. Nicht Zirkuszelt. Zelt würde nicht passen. Immerhin ist das kein Artist außer Rand und Band vor lauter Salto und Schleuderbrett und guter Laune, sondern ein schwer arbeitender Mitmensch der Fließbandarbeit verrichtet. Vielleicht bei Amazon? Die sind ja jetzt immer in den Schlagzeilen. Pakman geschähe dem Konzern als Mitarbeiter recht. Die würden sich anschauen, wie Halle um Halle in Vibration und Auflösung geraten würde. Noch bevor alles einstürzt, würden die ihre Packer gerecht entlohnen.

Die Uhr tickt. Tickt. Pakman schleudert Bälle in das Ticken hinein. Bällchen. Jonglierbälle, nicht mehr als vier, fünf. Fängt mit „nur“ drei an: Rückt das Fließband an den Rand und donnert die Bälle darauf, darunter, darüber – und alsbald ist der Mikrokosmos Lastwagen erfüllt vom Dröhnen der einschlagenden Bälle, die wie Mini-Planeten durch den Laderaum fegen. Nur nicht so wohlgeordnet, sondern mehr zickzack. Auch ändert sich der Bällchen-Rhythmus über dem Uhren-Grundschlag. Der Lastwagen wird zum Resonanzraum. Die Luft ist erfüllt mit weißen Bällen, so schnell geht das. Die Produktion Pakman des Belgischen Duos Post Uit Hessdalen ist eine rhytmische Jonglage-Perkussions-Performance von stupender Präzission.

Zum Glück haben auch Sklaven der Stechuhr ihre regelmäßigen Pause und dürfen die Jausendose hervorholen. Aber nur kurz, denn schon schrillt das Signal… Irgendwann wundert man sich doch, wie die paar Bälle und das Uhrgeticke solch profunden Schlagzeug-Sound erzeugen können. Da gibt der erste Paketsturz nach geduldigem Ball-Bombardement den Blick frei in den hinteren Teil des Lastwagens – und dort ist tatsächlich ein Schlagzeuger samt Schlagzeug. Und nun hebt der Teufelstanz erst richtig an.

Wenn die Bälle den Rhythmus vorgeben, erinnert dies für einige Takte an eine Passacaglia. Dann fegt der Schlagzeuger ein neues Tempo mit neuem Schlag in den Raum und die Bälle und Schlegel fordern einander zum Hexentanz. Nach zwanzig Minuten ist alles vorbei. Das Duo Post Uit Hessdalen fegt mit Pakman wie ein kleiner Tornado dem Publikum um die Ohren. Hektik unserer Zeit? Mag schon (gemeint) sein. Faszinierend ist dennoch vor allem, wie Pakman mit größter Ruhe und Konzentration wie im Auge des Taifuns den Bällchenreigen am Kochen hält.

www.winterfest.at
Bilder: Winterfest / www.fkph.net

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014