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Yabba ohne dabba-doo

PNEU / MARIA JEREZ & LANOCHE

18/01/18 Macht schon was her, so eine sanfte goldfunkelnde Landschaft. Zu Schlaraffia fehlt es dann freilich noch, es fliegen keine gebratenen Hühner durch die Gegend. Um das Futter muss man sich schon selbst kümmern, glücklicherweise gibt es eine neue Gastronomie im republic. Aber wir schweifen ab vom Hauptsächlichen.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Hauptsächliche: Das sind die Performerin Maria Jerez und die Musikerin Ángela dela Serna, die sich „Yabba“ ausgedacht haben. Da steht das Publikum also um die große güldene Hügellandschaft, die Musik unterstreicht etwas gruftig das Halbdunkel. Und dann beginnt es sich zu regen: in einem gut zehn minütigem Vorgang wird der folienartige Goldteppich weggezogen, eingesogen quasi von einem Gold-Iglu, der selbst bald das Gold verlieren und pupurfarbig wird. Die Hügel und Täler schimmern nun silber, purpurrot, schwarz oder grün, da und dort schimmert Blau durch oder Bronze. Sei's Metall oder Stoff, das Wort „kostbar“ kommt einem in den Sinn.

Und natürlich das Wort „geheimnisvoll“. Die Landschafts-Tektonik kommt alsbald auf rätselhafte Art in Bewegung. Kein großes Wogen, eher partielle Ereignisse. Da wölbt es sich unter dem Stoff, dort wächst ein schlanker Zipfel hervor. Man hat erst Menschen vermutet unter den Stoffbahnen (und liegt damit auch richtig), aber die Bewegungen sind kleiner. Es funktioniert wohl mit Bällen und anderen aufblasbaren Objekten. So wachsen Krauthäupel aus purem Gold, und manchmal wird die Sache noch ein wenig mystifiziert, jedenfalls optisch aufgemotzt mit Bühnennebel.

Die Musik – Ángela dela Sernas tönendes Projekt heißt „Lanoche“ – wird im Programmheft als eine Mischung aus „experimenteller Elektronik, Ambient, Deep House und atmosphärisch-langsamer Techno-Musik“ beschrieben. Es gundelt und gruftelt jedenfalls gewaltig, aber bei genauem Hinhören enthält der Klang ebenso  Farbvaleurs, wie sie die Stoffe und Folien im jeweiligen Licht offenbaren.

Natürlich ist man im Lauf von einer guten Dreiviertelstunde versucht, eine Dramaturgie, ein konkretes Geschehen, eine planvolle Folge von Bewegungsereignissen aufzuspüren. Klappt natürlich nicht, „Yabba“ folgt seinen eigenen Gesetzen.Vielleicht ziehen wir eine Parallele zur Geologie – auch die Bildung der Kontinente und die Alpen-Auffaltung hätte ein Beobachter von außen wohl eher als rätselhaftes Ereignis denn als planvollen Vorgang wahrgenommen. So weit, dass man den Plan hinter dem Event erkennen könnte, ist es bei Maria Jerez' Performance noch nicht.

Aber es schaut toll aus, die amorphen Formen haben Stil und, und auch mit dem Raumklang geht das gut ineinander. Am Ende wächst ein güldener Phallus hoch, immer größer wird er. Eine Gruppe junger Damen nebenan hat das sichtlich inspiriert. Welchem Urgott aus der Erde könnte das Ding gehören? Es verfärbt sich dann grün, womöglich liegt doch doch nur ein überdimensionaler Froschkönig begraben. Aber halt. Konkrete Gedanken und Assoziationen haben hier nichts verloren. Es wird langsam finster und die Musik versinkt in Frequenzen, die man immer weniger mit dem Ohr, immer mehr in der Magengrube wahrnimmt. Ende. Applaus Aber niemand krabbelt aus dem Tuchwerk heraus, niemand kommt, sich zu verneigen. Das Mysterium „Yabba“ bleibt ein solches, es gibt kein befreiendes „Yabba, dabba, doo“, obwohl man sich gut vorstellen könnte, wie die Feuersteins auf ihrem Steinzeitfahrzeug durch diese Welt rumpeln.

Das Festival PNEU der Szene Salzburg dauert noch bis Samstag (20.1.) – www.szene-salzburg.net
Bilder: Bernhard Müller

 

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