Gral gefunden!
LANDESTHEATER / MONTY PYTHON’S SPAMALOT
19/09/16 Broadway nach Österreich oder wie Artus‘ Kokosnuss zum Pöbel klappert… Wer den Film „Die Ritter der Kokosnuss“ im Blick hat, wird vom Musical nicht enttäuscht werden: Die Premiere von „Monty Python’s Spamalot“ mit Pia Douwes und Uwe Kröger in der Regie von Andreas Gergen eröffnete am Sonntag (18.9.) die neue Spielzeit im Landestheater.
Von Erhard Petzel
Das Musical hält mit, mit dem Film! Die Konsequenz bis zum mentalen und artifiziellen Trash der kultigen Briten findet ihre adäquate Verwirklichung auf der Bühne - bei allen Abstrichen, die der Wechsel des Mediums erfordert. Der Ersatz erlaubt dafür das ungehemmte Fischen im aktualisierten Teich der Zeitgeschichte ebenso, wie das Eigenzitat aus späteren Produktionen.
Während also die Einbrüche der Gegenwartsepisoden im Film auf der Bühne ausgespart bleiben, wird im zweiten Teil des Musicals eine Metaebene eingeführt, auf der die Ritter Artus die Aufgabe stellen, ein Musical in Österreich erfolgreich zu produzieren: Nicht nur für Marc Seitz als feiger Sir Robin eine glänzende Szene, sondern für das gesamte Ensemble eine Schiene zur bunten Selbstverwirklichung. Selbstverwirklichung wird auch von Pia Douwes in de Rolle der Fee aus dem See in romantischer Ironie primadonnenhaft eingefordert, bevor sie das Klischee des Musical-Happy-Ends als Guinevere ihres geliebten Artus erfüllt.
Uwe Kröger als Titelheld Artus kämpft im Kleid der Commedia dell’arte gegen den Schwarzen Ritter, dessen verlorene Gliedmaßen durch rot flatternde Bänder markiert werden. Allgemein gilt, dass Desillusion vor unbedingter Erhaltung von Illusion angesagt ist. Sascha Oskar Weis steht als schmähender Franzose, Zauberer Tim und Sir Lancelot auf der Bühne. Der „gerettete“ Prinz Herbert (Marco Dott) wirft sich nach etlichen Nebenrollen (darunter der noch-nicht-tote Fred) in den Hafen der Homo-Ehe. Julian Looman als sein Vater verkörpert auch den Sozialrevoluzzer und Frauenhelden Sir Dennis Galahad.
Axel Meinhardt darf als Galahads Mutter Travestie abdecken, die im agilen Musical-Ensemble ihren fixen Platz hat. Elliott Carlton Hines klappert auf seinen Kokosnüssen vergeblich um die Aufmerksamkeit seines Königs. Das gesamte Ensemble in der Regie von Andreas Gergen ist rührig, das Tempo zügig.
Die Choreografie von Kim Duddy ist lustig und beschwingt, die Bühne von Court Watson bunt, vielfältig und funktionell. Das Mozarteumorchester unter Peter Ewaldt wird mit Knalleffekt erst in der Spamalot-Szene sichtbar - da plötzlich auf der hinteren Bühne platziert.
Es spielt nicht nur musicalmäßig zur Applausordnung am Schluss mit der Python’s-Hymne „Always look at the bright side of life“ (die ein affines Publikum eigentlich mitsingen können und wollen, aber da ist „Sound of Music“ offensichtlich doch selbstverständlicher bei uns angekommen) das begeistert johlende Publikum aus dem Haus. Das Mozarteumorchester spielt vielmehr den ganzen turbulenten Abend lang unverdrossen mit Witz und Verve.
Einziger Wermutstropfen ist die Textverständlichkeit. Vielleicht lässt sich im Verhältnis vom technischen zum stimmtechnischen Bereich noch etwas entwickeln.
Andreas Gergens schwungvolle Inszenierung und die schrägen Kostüme von Conny Lüders runden eine herrlich unterhaltsame und kurzweilige Produktion ab, die kein anderes Gefühl als puren Spaß am Vergnügen aufkommen lässt - und auch mit dem Publikum interagiert, ohne das es keinen Gral zu finden gibt. (Gegen die Spoiler-Gefahr nur ein Hinweis: Premieren-Edel-Pöbel Bärbel). Uraufgeführt wurde das Musical von John Du Prez und Eric Idle – „liebevoll gefleddert aus dem Spielfilm „Die Ritter der Kokosnuss“ – 2005 am Broadway.