Aus dem Depot auf den Bildschirm
HINTERGRUND / NATIONALBIBLIOTHEK
03/03/23 Die Notensammlung des Kaisers umfasst siebzig Regalmeter handgeschriebener Kompositionen aus dem frühen 18. Jahrhundert, „die übereinander gestapelt das Wiener Riesenrad überragen würden“. 440 Werke auf 120.000 Seiten wurden digitalisiert. Man kann sie seit kurzem über den Online-Katalog der ÖeNB abrufen.
Zu den Schätzen in der Österreichischen Nationalbibliothek gehört das Musikarchiv von Kaiser Karl VI (1685 bis 1740), dem letzten der „musizierende Barockkaiser“. Sein Archiv birgt handschriftliche Partituren aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Zum Bestand der Biblioteca carolina gehören gut zur Hälfte weltliche Werke wie Opern oder Festkantaten, die andere bilden Messen, Oratorien und geistlichen Kantaten. Beim Großteil dieser Partituren handelt es sich um Unikate, die nun durch ihre Digitalisierung weltweit zugänglich sind. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten für Forschung und Musikpraxis. Im Rahmen des – lustigerweise von den Österreichischen Lotterien gesponserten – Projektes ist nun der weltliche Teil der Sammlung digitalisiert worden.
Diese beinhaltet Opern und Kantaten für besondere Anlässe wie Geburts- und Festtage von Mitgliedern der kaiserlichen Familie oder wichtigen politischen Ereignissen wie Krönungszeremonien. In den kommenden Jahren sollen auch die Noten von Oratorien oder Messen online zugänglich gemacht werden. Kaiser Karl VI. gilt als letzter der von der Nachwelt sogenannten „musizierenden Barockkaiser“. Nach einer gründlichen musikalischen Ausbildung galt er als versierter Cembalist und leitete zahlreiche Aufführungen von Opern und Oratorien persönlich.
Dieses vielfältige Musikleben fand seinen Niederschlag in etwa zweitausend handschriftlichen Partiturbänden. Sie repräsentierten das österreichische Opern- und Oratorienschaffen des Spätbarock, das gleichermaßen durch deutsche wie auch durch italienische Einflüsse bestimmt war. Überwiegend in braunes Leder gebunden, stammen die Partituren von Komponisten, die hohe Funktionen am kaiserlichen Hof innehatten oder diese angestrebt haben, etwa Johann Joseph Fux, Antonio Caldara oder Francesco Conti. (OeNB / dpk-klaba)