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Unterhaltsam zubereitet

REST DER WELT / LEHÁR FESTIVAL / DIE LUSTIGE WITWE

17/07/17 Es geht um viel Geld, um Standesdünkel, Staatsbankrott, Patriotismus, diplomatische Verwicklungen, Geplänkel zwischen den Geschlechtern, Flirt- und Tanzvergnügen, Vergnügungssucht, Treue und Untreue, vor allem aber um Liebe. Das ist der Stoff, aus dem Operetten gewebt sind. Nur Operetten? Das können jederzeit und überall Themen sein, mit denen sich Menschen auseinandersetzen.

Von Elisabeth Aumiller

1905 war es das Sujet für die Operette „Die Lustige Witwe“, mit deren sinnlich-süffisanter und spritzig-sentimentaler Musik Franz Lehár seinen Welterfolg kreierte. Seither ist sie eine der beliebtesten und meist aufgeführten Operetten weltweit und ihr Erfolg, seit der Entstehung bis heute, basiert in erster Linie auf Lehárs zündenden Klängen.

Beim Lehár-Festivals in Bad Ischl hat Regisseur Leonard Prinsloo die Liebesgeschichte zwischen dem verarmten Lebemann Graf Danilo und der Millionärswitwe Hanna Glawari in die 1970er Jahre verlegt. In Paris hofft Baron Zeta, der Gesandte des Balkanstaates Pontevedro, ursprünglich eine Anspielung auf Montenegro, den Staatsbankrott dadurch zu verhindern, dass er Danilo zur Heirat mit der durch Erbschaft millionenschweren Hanna zwingen will. War es früher der Standesdünkel gegenüber der Bürgerlichen, so ist es jetzt Danilos Stolz gegenüber der Millionenerbin, die ihm verbieten, ihr seine Gefühle zu zeigen. Erst als sie gesteht, ihr Geld bei einer erneuten Heirat zu verlieren, ist der Weg frei für seine Liebe zu ihr...

Leonard Prinsloo, seit vielen Jahren erfolgreicher Regisseur in Bad Ischl, erzählt die Geschichte mit Humor und Geschmack. Er hält sich nah ans Original, vermittelt die Handlung zur Musik mit motivierten, vital sich einbringenden Künstlern. Er stellt eine von Witz und sprühender Laune bewegte bunte Gesellschaft auf die Ischler Bühne und mischt mit wirbelnden Tanzelementen auf.

Die Kulisse (Monika Biegler) erzielt bei eher sparsamer Dekoration dennoch einen effektvoll passenden Rahmen und belässt den Darstellern umso plastischer das Primat im Rampenlicht. Ein stilisierter Doppeladler, ein goldfarbenes Vorhangteil, ein glänzender Sternenhimmel, glitzernde Laméfäden oder ein aus Ziergras angedeuteter Pavillon reichen aus, um in entsprechender Beleuchtung Stimmung zu zaubern. Monika Bieglers Kostüme sind eine farbenreiche Augenweide voller Fantasie, von gediegen über elegant bis flott und frech. In ihrer Vielfalt ordnen sie der von Chor und Ballett dargestellten „Gesellschaft“ im Maxim internationale Provenienz zu. Ballett und Chor sind von Prinsloo mit origineller Bewegungsenergie „gefüttert“, pfiffig gruppiert als Ganzes und profiliert als Einzelne. Und der Chor ist zudem gesanglich eine Freude, was ebenso und in erster Linie auf die Solisten zutrifft.

Regina Riel ist eine potente Witwe, nicht nur wegen ihrer imaginären Millionen, sondern mit ihrem konkreten Sopranleuchten. Zentraler Punkt ihres stimmlichen Vortrags ist das „Vilja“-Lied, das sie mit Anmut, warmem Gefühl, vokalem Schimmer und brillantem Schlusston zu ihrer Glanznummer macht. Ebenso ist das Duett mit Danilo „Lippen schweigen“ ein gesanglicher Höhepunkt. Reinhard Alessandri gibt einen feschen Danilo, singt mit Applomb, Stil und Textdeutlichkeit. Er mimt überzeugend die Facetten vom leichtlebig vergnügungssüchtigen Dandy zum eifersüchtigen und schließlich gefühlvoll Liebenden. Clemens Kerschbaumer als unglücklicher Liebhaber Camille de Rosillon bringt vokale Brillanz ein und punktet mit tenoral aufblühender Höhenpower in seinem Liebesgeständnis „Wie eine Rosenknospe“. Verena Barth-Jurca ist mit blitzendem Stimmeinsatz und eleganter Präsenz seine angebetete Valencienne, die mit Baron Zeta verheiratete „anständige Frau“. Unter die Grisetten mischt sie sich als pfiffig forsche Tänzerin. Steven Scheschareg als Baron Zeta und Robert Herzl als Njegus kalauern in ihrem Bewegungsvokabular durch das Stück, sind aber doch zwei achtbare Komödianten. Der Rest des Ensembles ist passender Teil der bunten Bühnengesellschaft. Die Begeisterung des Publikums gilt allen Mitwirkenden und nicht zuletzt der musikalischen Formgebung und dynamischen musikalischen Leitung von László Gyükér und dem Lehár-Orchester.

Das Publikum feierte am Ende Dirigent László Gyükér , Regisseur Leonard Prinsloo , Solisten, Chor, Ballett und Lehár-Orchester mit großem Applaus. Der scheidende Intendant Michael Lakner wurde zu Beginn zum Ehrenmitglied des Lehár- Festivals ernannt und mit zwei weiteren Auszeichnungen geehrt. In seinem Grußwort sprach der neue Intendant Thomas Enzinger anschließend von Bad Ischl als Kultur- und Musikstadt. „Kultur beginnt im Herzen jedes Einzelnen“ schloß er seine Rede zum Geleit des Festivals 2017.

Weitere Vorstellungen bis 3. September. Die zweite Premiere am kommenden Samstag (22.7.) gilt Fred Raymonds "Saison in Salzburg" – www.leharfestival.at
Bilder: Lehár Festival / www.fotohofer.at

 

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