Die "Siebente" im Reisegepäck
REST DER WELT / TOBLACH / GUSTAV MAHLER MUSIKWOCHEN
11/08/10 Um den Einheitspreis von 35.- € - man vergleiche Preise in Salzburg oder Luzern - konnte man Ingo Metzmacher und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin im Gustav Mahler Saal des Kulturzentrums Grand Hotel hören. Ein Höhepunkt bei den Mahler-Musikwochen Toblach heuer.Von Wolfgang Stern
Innere Bewegtheit, der Weg aus dem Tag und Leben in die Nacht, die Sehrsucht schlafen zu können, der Wunsch das Lied der Nacht hören zu können – all das drückt sich in Gustav Mahlers Siebenter aus, die Ingo Metzmacher im Reisegepäck nach Südtirol mit hatte. Dort, in Toblach, hat Gustav Mahler von 1908 bis 1910 seine Sommeraufenthalte verbracht. Immerhin war es ein Ort – übrigens hatte Richard Strauss das nahe gelegene Sillian in Osttirol vorgezogen –, wo er sich von den Intrigen in Wien zurückziehen und die schöne Landschaft am Ursprung der Drau genießen konnte. Auch heutzutage ist Toblach ein Magnet für viele Erholungssuchende, das Ensemble um das Kulturzentrum Grand Hotel mit angeschlossener Jugendherberge im gleichen Baustil bildet ein Kleinod aus vergangenen Tagen, das an die Noblesse der Jahrhundertwende erinnert.
Ingo Metzmacher, der dem Orchester seit der Saison 2007/08 vorsteht – vor ihm leitete es sechs Jahre lang Kent Nagano –, sorgte für einen saisonellen musikalischen Höhepunkt in dieser Region. In den rund 80 Minuten der 7. Symphonie erlebte man 
konzentriertes Musizieren: großartiges Blech, bewegende Details in den langsamen Sätzen, mutige Fortissimi im doch relativ kleinen Saal, und in den einzelnen Soli Musiker, die mit Souveränität aufwarten konnten. Es war Mahler vom Feinsten!
Als „Vorspann“ des rund 160 Minuten dauernden Konzertes war Franz Schrekers Nachtstück aus seiner Oper „Der ferne Klang“ in einer spannenden Wiedergabe zu hören. Und dann noch Erich Wolfgang Korngolds virtuoses Violinkonzert in D-Dur, op. 35 mit dem bedächtig wirkenden Leonidas Kavakos als Solisten, sehr rücksichtsvoll begleitet vom Deutschen Symphonie Orchester. Übrigens war es Gustav Mahler, der den neunjährigen Korngold nach Begutachtung seiner Märchenkantate „Gold“ Alexander von Zemlinsky als Lehrer vermittelte.
