Die Milka-Kuh und die Almkultur
HINTERGRUND / NATIONALPARK / ALMWIRTSCHAFT
30/09/10 Viele mögen ja schmunzeln, weil ihnen zum Begriffspaar Alm und Milka unweigerlich die lila Kuh einfällt. In der Nationalparkregion prämiiert das Land in Zusammenarbeit mit der Firma Milka jedes Jahr eine Vorzeige-Alm: heuer die Finkalm nahe Neukirchen.
Nicht nur der Naturschutz hat Interesse daran, dass Almen weiterhin bewirtschaftet werden. Auch in kulturellen Belangen hat diese bäuerliche Wirtschaftsform ihre Meriten. Der Erhalt alter Gebäude mit ihren Holzschindeldächern, traditioneller Zaunformen – das hat auch viel mit alten Handwerkstechniken zu tun. Bäuerliche Kultur spiegelt sich auch in der Almwirtschaft.
Landesrätin Doraja Eberle ist auch Nationalparkreferentin. „Ein Drittel der Fläche des Nationalparks Hohe Tauern ist als Außenzone ausgewiesen, wo die Bewirtschaftung der mehr als 350 Almen im Sinne der Erhaltung der biologischen Vielfalt auf der Liste der Naturschutzziele ganz oben steht. Nicht nur die einzigartige Kulturlandschaft wird damit erhalten, sondern auch die Vielfalt an Tieren und Pflanzen“, erklärt sie.
Zur Vielfalt gehört auch die lila Kuh, und so hat kürzlich im Museumsquartier Wien Milka-Chef Andreas Kutil die Auszeichnung „Nationalparkalm 2010“ an Brigitte und Josef Maier, die Bewirtschafter der Finkalm, überreicht.
Die Nationalparkverwaltung fördert mit Unterstützung von Milka seit 2007 jährlich jene Betriebe, die sich besonders verdient machen um die Almwirtschaft. Am Anfang sei man der Initiative von Milka skeptisch gegenüber gestanden, erinnert sich Nationalparkdirektor Wolfgang Urban. „Es galt zu verhindern, dass die Nationalpark-Almen lediglich eine PR-Masche für eine Schokoladenmarke werden.“ Die Kriterien für eine "Alm des Jahres" wurden daher sorgfältig durchdacht und so gewählt, dass die ökologische Orientierung, die Erhaltung traditioneller Bauformen genauso wie die Nutzung heimischer Haustierrassen nicht zu kurz kommen. "Es war beeindruckend, wie rasch sich auch der Konzern Kraft Foods darauf einließ. Ganz wichtig war somit auch, dass die Almbauern die Almbewirtschaftung leben, das heißt, der heutigen Zeit angepasst, auch Innovationen und neue Ideen zugelassen werden, welche die Zukunft der Almwirtschaft sichern. Wenn in Wien gleich drei Generationen der Familie stolz die Auszeichnung zur Nationalparkalm des Jahres 2009 entgegen nehmen, dann kommt dieser Zukunftsaspekt abermals sehr lebendig zum Ausdruck", betonte Nationalparkdirektor Urban.
Die von Brigitte und Josef Mair bewirtschafte Finkalm im Untersulzbachtal liegt im Nationalpark Hohe Tauern in einer Seehöhe von rund 1.400 m im Gemeindegebiet von Neukirchen am Großvenediger. Die Almhütte wurde 1807 gebaut und blieb bisher unverändert. Die Milch der 22 Kühe wird zu Pinzgauer Käse, Butter und Joghurt verarbeitet und ausschließlich auf der Alm vermarktet. Daneben leben auf der Alm noch 21 Jungrinder, neun Schweine, drei Truthähne, 19 Hühner und zwei Enten. Die freilaufenden Schweine werden ausschließlich mit Molke gefüttert. Wanderern und Gästen werden ausschließlich die selber erzeugten Produkte angeboten. Die Almleute sind auch gerne bereit, den Gästen einen Einblick in die Almwirtschaft zu geben. Frühaufsteher dürfen auch beim Käsen und Buttern zusehen.
Durch einen Felssturz im vorderen Untersulzbachtal wurde heuer der Almweg unterbrochen und musste gesperrt werden. Ein extrem steiler Behelfsweg ist nur mit einem geländetauglichen Allradtraktor befahrbar. Die Bewirtschaftung führte man trotzdem weiter. - Weitere Vorzeige-Almen, die heuer ausgezeichnet wurden sind die Winklerner Alm in Kärnten und die Arnitzalm in Osttirol. (LK/dpk)