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My Home is my Schuhschachtel

HINTERGRUND / HEIMAT-SCHACHTEL-MUSEUM

31/01/12 Wie packt man Heimatgefühl in eine Holzkiste? Die konkrete Herausforderung für dreißig Schülerinnen der kirchlichen Privatschule St. Josef war zu entscheiden, was an kleinen Dingen man wohl mitnehmen täte auf die Insel, damit man sich dort daheim fühlt.

Von Reinhard Kriechbaum

altDas erfordert erst einmal zu überdenken, was überhaupt Heimat ausmacht: Das Geborgensein in der Familie nimmt allerhöchsten Stellenwert ein. Das spiegeln die Texte, die jede der dreißig jungen Damen zu ihrer Schachtel geschrieben hat. Drum ist auch viel öfter ein Knuddeltier aus dem Kinderzimmer in der Schachtel gelandet als Dinge, die auf Herkunft von anderswo oder gar auf politische Ansichten verweisen. Immerhin: Ein Mädchen hat seine Schachtel mit einer kroatischen Fahne ausstaffiert und eine andere, in Bosnien wurzelnd, hat sogar einen Koran hineingelegt.

alt„Ich möchte eine multikulturelle, und multireligiöse Schule führen, sagt Direktor Reinhold Freinbichler. Der multi-ethnische Einschlag mag anderswo höher sein als in dieser Privatschule, aber für das Start-Projekt des „Heimat-Schachtel-Museums“ war sie natürlich wohlfeil. Es ging darum, in einem fächerübergreifenden Schulprojekt Möglichkeiten auszuloten, Begriffen wie Heimat oder Integration konkrete Inhalte zu geben. Der Fachbeirat für Heimatkulturen (eine Gruppe des Landeskulturbeirats) hat sich für die Sache stark gemacht, die für Integration zuständige Landesrätin Tina Widmann das Projekt gefördert. Wissenschaftlich fundiert hat die Initiative unter anderem Ulrike Kammerhofer-Aggermann vom Landesinstitut für Volkskunde. „Heimat spannend machen für Jugendliche“ nennt sie als Ziel.

Was in die Schachteln (genau gesagt Holzkisten) drin ist, entspricht also einer Schnittmenge aus biographischen Erfahrungen, momentanen Befindlichkeiten und Wünschen, die mehr oder weniger realistisch sind. Für sie seien Heimat „Kulturen, altBräuche und alte Geschichten, die meine Oma erzählt“, verrät Lisa Staufner. Hanna Dimaunahan überkommen Heimatgefühle, wenn sie nach Hause kommt und ihr der Geruch von Reis in die Nase steigt. „Heimat kann aber auch Negatives haben wie schlechte Gerüche“, hält Birgit Petutschnig fest. Elina Jusugova, eine junge Dame mit bulgarischen Wurzeln, fühlt sich ganz heimatwohl „am Schwarzen Meer im Urlaub mit meiner ganzen Familie dort“.

Die Heimat-Schachteln wurden gestern, Montag (30.1.) im Europark präsentiert, und als „Heimat-Schachtel-Museum“ werden sie sogar ins Salzburg Museum weiterwandern. Dass man solche Schachteln vergleichsweise spontan mit Schulklassen und Jugendgruppen in Stadt und Land basteln und vorzeigen kann, ist die Option des Projekts. Es soll ja nicht bei der einen Klasse von St. Josef – Kritiker könnten sagen: einem Hort äußerst nobler, sozial hochrangiger Integration und Toleranz – bleiben.

Bilder: dpk-krie    


 

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