Musikalische Sprache – gesprochene Musik
CHRISTUSKIRCHE / HOFHAYMER GESELLSCHAFT
07/10/13 Normalerweise mischt man in den Konzerten der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft Altes mit Neuem. Diesmal widmeten sich Rita Balta, Sopran, Trompeter Sava Stoianov und Haakon Thelin am Kontrabass ausnahmslos zeitgenössischen Stücken.
Von Horst Reischenböck
Das Datum zum Herbstbeginn war ob der parallelen „Nacht der Museen“ nicht ganz so glücklich gewählt. Die Anzahl an Interessierten hielt sich jedenfalls Samstagabend (5.10.) in handverlesenen Grenzen. Eigentlich schade – nicht nur für die engagiert agierend Ausführenden, sondern weil in der Kombination mit Gedichten von Gerhard Rühm ja auch literarisches Interesse angesprochen wurde.
„Turba“ – so der Titel, der lateinisch sowohl Lärm, Getümmel, Verwirrung, auch Haufen, Menge bedeutet – war das Programm keineswegs. Das ließ schon der Zusatz „einfaches Doppel, gemischte Soli“ erahnen. Man hat das Programm schon im Essl Museum in Wien präsentiert, nun also in der dazu ideal anmutenden evangelische Christuskirche in Salzburg.
Die „konkrete Poesie“, in Gerhard Rühms eigener Interpretation vom Tonband her eingespielt, klang vielleicht eine Spur zu verhalten. Rühm studierte selbst auch Musik und übertrug dies grenzüberschreitend in seine literarischen Schöpfungen. Vier davon lieferten Rahmen wie Gliederung des Abends. Ausgehend vom „Zahlengedicht“ über die ABC-Variationen seiner „cimarosa sonate“ hin zum „lautgedicht“ mit seiner Reduzierung auf allein nur mehr rhythmische Muster. Final dann im „atemgedicht“ leise verdämmernd.
Dazwischen eingebettet, gut korrespondierend, vorerst einmal „RiRo“, in dem sich bereits die litauische Sopranistin Rita Balta perfekt mit Sava Stoianovs Trompete für ihren komponierenden Landsmann Vykintas Baltakas einsetzte. Abgelöst durch den Norweger Haakon Thelin, der inmitten des Langhauses in Stefano Scodanibbios Kontrabass-Solo „Geografia amorosa“ fast Maultrommel-ähnliche Klänge entdeckte.
Zwei Solostücke von Alexander Wustin, in denen der gebürtige Bulgare und Mitglied des Ensemble Modern Frankfurt Sava Stoianov virtuos, durch differenzierte Schwelltöne, den Nachhall des Sakralraumes bewusst auslotete, umrahmten dann den zentralen Angelpunkt des Ganzen: die Version 5 der „Spielräume“ von Herbert Grassl, dem künstlerischen Leiter der Veranstaltungsreihe. Weit auseinander aufgeteilt korrespondierte darin das ausführende Trio perfekt miteinander. Verschmolz Töne zur Meditation, fast so, als wäre dieses Werk exakt auf diesen Raum hin konzipiert worden.
Genauso, wie danach Rita Balta mit ihren Händen vor dem Mund dann nochmals in „dans la paume“ von Dieter Wiesner mit Sava Stoianov harmonierte. Der dazu der „Double Bell Trompete“, also mit zwei Trichtern, so blies, dass deren gestopfte Töne nahtlos, ideal mit der Vokalstimme harmonierten.