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Frau Hunger legt den Mantel ab

ARGEkultur / SOPHIE HUNGER

11/03/13 Sophie Hunger hat ihr Herz auf dem Kapuzinerberg verloren, die zahlreichen Herzen des Salzburger Publikums waren ihr dafür am Sonntagabend (10.3.) in der ARGEkultur sicher.

Von Nina Elisa Ainz

Die Schweizer Sängerin und Songwriterin, die schon seit geraumer Zeit zu den erklärten Lieblingen des deutschen Feuilletons zählt, stellte während ihrer ausgedehnten Europatour auch in Salzburg ihr neues Album „The Danger of Light“ vor. Etwas verkatert, wie sie zu Beginn des Konzerts zugab – ein Auftritt am Vorabend habe übermäßigen Alkoholgenuss gefordert. Die daraus resultierenden Schulterschmerzen habe sie auf dem Kapuzinerberg zu lindern versucht, doch mit mäßigem Erfolg. Auch der spontan von der ARGEkultur herbeigerufene Physiotherapeut konnte nur vorübergehend für Erleichterung sorgen. Schließlich habe sie das Problem auf altbewährte Weise gelöst: mit Tabletten und noch mehr Alkohol. Deshalb könne sie hier sein und nun habe sie genug geredet für das gesamte Konzert und Journalisten könnten nicht mehr schreiben, sie rede nichts.

Tatsächlich meldet sich Sophie Hunger dann im Laufe des Konzerts kaum mehr zu Wort. Dafür widmet sie sich mit dieser wundervollen Stimme, die live tatsächlich noch sehr viel besser zur Geltung kommt, einem Querschnitt an Songs aus dem neuen und den beiden letzten Alben, „1983“ und „Monday’s Ghost“. Einen vorläufigen Höhepunkt erreicht das Konzert mit dem eindringlichen „Z’Lied vor Freiheitsstatue“, das in Schweizerdeutsch verfasst ist. Sophie Hunger und ihre fantastische Band beherrschen den meisterhaften Übergang zwischen mit hör- und sichtbarem Eifer vorgetragenen mitreißenden Stücken wie „Holy Hells“ und „First We Leave Manhattan“ und intimen A-cappella-Songs wie „Spiegelbild“, das ein zentrales Thema von Hungers Liedern behandelt, die Identität: „Min Dokter seit: Chumm, leg dr Mantel ab / Und ich säg: Aber drunder han i nüt / Min Dokter seit: Chumm, leg dr Mantel ab / Und ich säg: Aber drunder bin i nüt.“

Als eine erste Zugabe wird der schaurig-schöne „Walzer für Niemand“ mit freudigem Applaus empfangen; der zweite Zugabenblock beginnt mit „Leave Me with the Monkeys“ und endet mit einer eindringlichen Interpretation von „Train People“. Selten schaffen es Konzerte, den Spannungsbogen so konsequent zu halten, selten gibt es Abende von solch unaufdringlicher Perfektion. Wer nicht dort war, hat etwas verpasst.

Bild: ARGEkultur / Augustin Rebetetz

 

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