Fünf auf vier Saiten
MOZARTEUM / BARTHOLDY QUINTETT
11/01/12 Das vierte Konzert im Internationalen Kammermusikzyklus der Universität Mozarteum bescherte Donnerstag (10. 1.) die Bekanntschaft mit dem in Niedersachsens Hauptstadt Hannover beheimateten Bartholdy Quintett.
Von Horst Reischenböck
Im Regelfall vergrößern sich Streichquartette durch Ergänzung eines Kollegen zum Quintett. Die Mitglieder des Bartholdy Quintetts fanden 2009 nach einem Konzert aus Anlass des damals zu begehenden 200. Geburtstags ihres Patrons bewusst in dieser Zahl zusammen. Ulf Schneider und Anke Dill, Violinen, Volker Jacobsen und Barbara Westphal, Bratschen, sowie gleichsam als „Ruhepol“ inmitten der Ensemblegründer und Cellist Gustav Rivinius. Ohne ein zweites Cello, sind sie vom Repertoire her (von Michael Haydn bis Anton Bruckner) etwas beschränkt. Aber diese Besetzung birgt auch die Option zum Heben mancher bislang unbekannter Schätze in sich, die es wert sind, ins Bewusstsein gehoben zu werden.
So zum Beispiel zwei erhalten gebliebenen Quintettsätze aus der Feder Alexander von Zemlinskis. Sie fanden einst das Wohlwollen von Johannes Brahms (der auch noch für Zemlinkis Klarinettentrio das Vorbild liefern sollte). Kein Wunder, „brahmselt“ es doch im d-Moll-Allegro ganz gehörig. Das Prestissimo wiederum lässt andere Erinnerungen wach werden – von Felix Mendelssohn Bartholdys Oktett über Antonin Dvo?ak bis hin zu den Quartettanfängen von Zemlinskis späterem Schwager Arnold Schönberg.
Die Qualität dieser Musik wurde von allen Beteiligten leidenschaftlich vorgeführt. Man sollte sie getrost, ähnlich Franz Schuberts isoliertem c-Moll-Streichquartettsatz, öfters spielen. Eigentlich schade, dass die beiden weiteren Sätze dieses Opus nicht erhalten geblieben sind.
Danach ging es um Mozart, den ursprünglich noch in seiner Vaterstadt der „Salzburger“ Haydn zu seinen dann in Wien geschriebenen Quintetten angeregt haben mochte. Das zweite seiner 14 Jahre später in Wien begonnenen Serie in Wolfgang Amadés „tragischen“ Tonart g-Moll, KV 516, zeitigte seitens der Ausführenden vorerst einen gedanklich etwas schwerblütigen Ansatz, der im Kopfsatz vornehmlich der Dramatik nachspürte. Das Menuett wirkte erdgebunden, fast ruppig. Die sehr trockene Akustik verstärkte diesen Eindruck noch. Eine durchaus eigenständige Sicht jedenfalls, die auch die anschließend langsamen Abschnitte prägte, ehe es in den das Geschehen schwungvoll aufhellenden Kehraus ging.
Nach der Pause dann Brahms’ Zweites Streichquintett in G-Dur op. 111, mit dem er ursprünglich sein Schaffen beendet sehen wollte. Die orchestral erdachte Klangfülle weist im d-Moll-Adagio gelegentlich auf seine 3. Sinfonie zurück. Das wurde vom ersten sonoren Violoncello-Einstieg des Gustav Rivinius prächtig vollmundig sonor ausgeführt. In diesem Tonfall fühlt sich das Mendelssohn Quintett so richtig wohl. Als Dank für die Ovationen wurde noch ein Scherzo des Namensgebers nachgereicht.