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Von Tschechien nach Russland und zurück

KULTURVEREINIGUNG / BOCHUMER SYMPHONIKER

02/01/13 Vor vierzig Jahren haben die Bochumer Symphoniker in Salzburg debütiert. Nun führten sie unter ihrem langjährigen Chefdirigenten Steven Sloane das Kulturvereinigungs-Publikum ins Neue Jahr. Solistin war die heimische Geigerin Christine-Maria Höller.

Von Horst Reischenböck

Gleich zweimal hintereinander, Nachmittag und abends, dies im Abstand weniger Stunden im Großen Festspielhaus: eine nicht hoch genug zu würdigende Leistung, die die Salzburger Kulturvereinigung risikoreich damit ihren Gästen am 1. Jänner aufbürdete. Der Erfolg gab ihr jedenfalls Recht, wohl auch was das Einspielergebnis betrifft. Die im Ruhrgebiet ansässigen Bochumer Symphoniker entpuppten sich als ein formidabler Klangkörper und gestalteten das rein slawisch-romantisch orientierte Programm gleichermaßen klanglich elegant wie schwungvoll animierend.

Vorerst einmal stimmten die sprudelnden Quellen der Moldau in den tönenden Ablauf ein. „Vltava“, der 2. Teil des Zyklus „Má vlast“ ist Bed?ich Smetanas mit Abstand populärste Tondichtung. Die Instrumentalisten legten unter der beschwörenden Gestik Steven Sloanes eine üppiges Fresko an: satt, saftig getönt und bis in sein entschwindendes Aufgehen im Meer in sich wohl abgerundet.

Christine-Maria Höller im Einsatz für Pjotr Iljitsch Tschaikowskys D-Dur-Violinkonzert op. 35: Da ließ sie zum einen die ihrem Solo einkomponierten, Virtuosität fordernden Elemente nicht außer acht und provozierte damit schon nach dem ersten Satz Zustimmung. Sie und auch das Orchester haben im ungekürzt gespielten Finale die reißerischen Möglichkeiten dieses Werks ausgekostet. Aber fast noch mehr berührte Christine-Maria Höllers dazu bewusst kontrastierend eingesetzte Nachdenklichkeit, mit der sie, immer wieder ausgehend von der g-Saite, ihr prachtvoll klingendes Instrument in den lyrischen Passagen aufblühen ließ. Für den lang anhaltenden Jubel bedankte sie sich dann, nochmals verinnerlicht, im Alleingang mit dem Andante aus Johann Sebastian Bachs 2. Sonate in a-Moll BWV 1003.

Nach der Pause aus Russland wieder zurück nach Tschechien, mit Antonín Dvo?áks Neunter Sinfonie, „Aus der Neuen Welt“. Der Untertitel ließ wohl auch Gedanken daran wach werden, wie es momentan um die USA bestellt sein mag … Sei’s wie es sei – vom prachtvoll aufspielenden Hornsolo angefangen über die, abgesehen von einem einmal zu kurzen Frage- und Antwortspiel im Scherzo, in sich perfekt untereinander abgemischten Holzbläser und weiter bis hin zu dem kraftvoll prächtig tönendem Blech ein weiterer großartiger Beleg für das Können der Gäste. Nicht zu vergessen die ebenbürtig voluminöse Streicher. Alle wirkten durch Steven Sloanes sichtlich animierender Zeichengebung beflügelt, der sich mit dem Bochumer Orchester dann noch mit vier der Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók verabschiedete. Ein Einstieg ins konzertante Geschehen dieses Jahres, wie er nicht besser hätte ausfallen können!

Bilder: Bochumer Philharmoniker/Christoph Fein (1); www.christinemariahoeller.at (1)

 

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