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Mal ganz OHNE Mozart

MOZARTEUMORCHESTER / LABADIE / KOZENA 

21/03/25 Das Mozarteumorchester schert immer wieder mals aus gewohntem Programmschema aus: Dirigent Bernard Labadie, Spezialist für Alte Musik aus Kanada, und Mezzosopranistin Magdalena Kožená begeisterten mit einem faszinierendem Kaleidoskop an Bühnenmusiken zwischen Rameau, Gluck, Kraus und Haydn.

Von Horst Reischenböck

Abgesehen von kleineren Festivals bekommt Joseph Haydn als Opernkomponist – seinem stupenden Können auf diesem Gebiet zum Trotz – noch immer viel zu wenig Aufmerksamkeit, auch nicht von Kennern. Das hat wohl vor allem damit zu tun, dass Haydn einst sein Opernschaffen weit weg vom Schuss vornehmlich auf die beiden Theater seines Dienstherrn Fürst Nikolaus Esterhazy in Ungarn auszurichten verpflichtet war. Die Aufmerksamkeit der Metropole Wien fehlte quasi von Anfang an.

Welche immer noch zu hebende Schätze aus seiner Feder flossen, zeigte Donnerstag (20.3.) gleich zum Auftakt die vom Mozarteumorchester perfekt gestaltete Overture zu L’Isola disabitata Hob. 28/9. Hadyn hat die Oper nach dem Brand des Opernhauses und zum Namenstag des Fürsten geschrieben. Es ist die einzige Vertonung eines Librettos von Pietro Metastasio (dieser wiederum dürfte den sechzig Jahre zuvor erschienenen Roman von Daniel Defoe über Robinson Crusoe gekannt haben).

Typisch lautmalerisch und wirkungsvoll in Musik gesetzt sind die bis in die Romantik gängigen Topoi Segelschiff, Flaute, aufbrausender Sturm, Stranden der Passiergiere auf besagter wüster Insel samt lieto fine. Inhaltlich passend sang danach Magdalena Kožená die Arie Che non mi disse un di aus der Oper L’Olimpiade des „divino boemo“ Josef Mysliveček. Die Werke des später einer venerischen Krankheit zum Opfer Gefallenen waren so qualitätvoll, dass manche ja sogar Mozart angedichtet wurden.

Ob letzterer bei seinen Paris-Aufenthalten Opern von Jean-Philippe Rameau gehört hat, ist nicht belegt. Das Mozarteumorchester brillierte mit der Arie Tristes apprêts, pâles flambeaux aus der Oper Castor et Pollux, die schon Nikolaus Harnoncourt propagiert hat. Die nur von Streichern und Fagotten begleitete Arie gab Magdalene Kožená Gelegenheit zu berührend verinnerlichter vokaler Zurücknahme. Rameau war dann auch noch der ausgedehnte zweite Teil des Abends mit abwechslungsreich – inklusive Windmaschine – instrumentierten Tanzsätzen aus der zu Lebzeiten des Komponisten nicht mehr aufgeführten Tragédie lyrique Abaris ou Les Boréades gewidmet. Sir Simon Rattle, Magdalene Koženás Ehemann, hat das Werk 1999 bei den Salzburger Festspielen geleitet.

Vor der Pause war’s im Großen Saal hingegen weiterhin hochdramatisch zugegangen. Etwa mit Rezitiativ und Arie Dieux puissants que j’atteste der Clytemnestre aus Christoph Willibald Glucks (auch von Richard Wagner geschätzter und bearbeiteter) Oper Iphigénie en Aulide, gefolgt von der ernst gestimmten Ouvertüre der Bühnenmusik von Joseph Martin Kraus zur Tragödie Olympie ou La Famille d'Alexandre nach Voltaire. Der zu Recht als „Schwedischer  Haydn“ gefeierte Kraus wurde im selben Jahr wie Mozart geboren und überlebte diesen nur um ein Jahr.

Dann noch einmal Haydn und seine spät in England geschaffenen Scena di Berenice Hob. XXIVa:10, in der Magdalena Kožená nochmals über alle Register hinweg ihr stimmliches Können

intensiv und nachdrücklich verströmte. Die Solistin wurde so lebhaft bedankt, wie Bernard Labadie, der mit unaufdringlicher Zeichengebung vor allem die Streicher zu genussvollem vibrato-losem Spiel animierte.

Bilder: Dario Acosta; Julia Wesely
 

 

 

 

 

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