„Dank seiner Eltern“ seien in seiner künstlerischen Entwicklung keinerlei Bruchstellen und Zweifel aufgekommen“, sagte Martin Grubinger. Dank ihnen habe er sich frei entwickeln und seine Visionen verfolgen können. Nach 25 Jahren Karriere als Solist wolle er als Professor an der Universtiät Mozarteum nun seine Erfahrungen an die jüngere Generation weitergeben, „um bei ihnen das notwendige Feuer, den Biss und die Leidenschaft für das Schlagzeug zu entfachen“.
Musikfest-Intendant Thomas Albert würdigte das künstlerische Wirken Grubingers, der seit seinem Musikfest-Debüt 2016 mit verschiedenen Programmen in wechselnden Besetzungen markant das Profil des Festivals bereichert und das Publikum mit seiner mitreißenden Energie begeistert habe.
Grubinger sprach von der universellen, grenz- und sprachübergreifende Kraft der Musik, mahnte aber auch kritisch angesichts aktueller Entwicklungen: „Wollen wir aus der Geschichte lernen und verstehen oder schauen wir nur zu?“ Es gebe das Beispiel von Arturo Toscanini und das Beispiel on Herbert von Karajan, so Grubinger: „Meine Zuneigung gehört Toscanini!“ Und darum wolle er „weiterhin ein Kämpfer für Freiheit und Demokratie sein und meine Auffasung von der Kraft der Musik vermitteln“.
Dazu zählt auch die auf Grubingers Initiative hin entwickelte MyGroove-App. Mit dieser als Deutschland-Premiere derzeit beim Musikfest Bremen präsentierten App möchte der Perkussionist die Musikvermittlung in das digitale Zeitalter führen. Mit MyGroove könne man auf dem eigenen Instrument – Schlagzeug, Gitarre, Keys, Bass, Percussion und Gesang – „wie in einer Band mit renommierten Musikerinnen und Musikern spielen“. In Bremen, im dortigen Konzerthaus „Die Glocke“ könnte man das bis 6. September in der MyGroove Booth, einer eigens für die App entwickelten Kabine, auf bereitgestellten Instrumenten ausprobieren.
Mit seinem undotierten Preis zeichnet das Musikfest Bremen seit 1998 jährlich Solisten, Ensembles, Orchester und Dirigenten aus, die durch ihr herausragendes künstlerisches Wirken in der internationalen Musikwelt eigenständige Akzente gesetzt und das Profil des Musikfests entscheidend mitgeprägt haben. Preisträger vergangener Jahre waren unter anderem Nikolaus Harnoncourt, Sir Roger Norrington, Marc Minkowski, Anne Sofie von Otter, Hélène Grimaud, Janine Jansen, Rolando Villazón, Jérémie Rhorer, Philippe Herreweghe und zuletzt Philippe Jaroussky. Der Musikfest-Preis ist eine Orpheus-Bronze des Bremer Bildhauers Bernd Altenstein.
Der Ehrung vorangegangen war ein Konzert Grubingers mit dem Klavierduo Ferhan & Ferzan Önder sowie den beiden Schlagzeugern Alexander Georgiev und Jürgen Leitner. Auf dem Programm gestanden waren das Schlagzeugkonzert von Fazıl Say in einer Fassung für zwei Klaviere oder Igor Strawinskys Sacre du printemps. (MFB / dpk-klaba)