Erste, zweite und dritte Fünfundzwanziger
CD-KRITIK / SALZBURGER ADVENTSINGEN
22/12/17 In einem Punkt schlägt das Salzburger Adventsingen das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker allemal: Dort müssen immer erst ein paar Tage ins neue Jahr ziehen, bis man die pressfrische CD in Händen halten kann. Beim Adventsingen ist sie jedes Jahr schon zur Premiere fertig.
Von Reinhard Kriechbaum
So war es natürlich auch heuer. Aber wir wollen hier eigentlich nicht vom Live-Mitschnitt der Produktion „Der blinde Hirte“ reden, sondern von einem neuen Dreierpack an CDs, von denen eine jede genau 25 musikalische Gustostücke vereint, von den Adventsingen der vergangenen zehn, fünfzehn Jahre. Jeweils in einer anregenden Mischung aus Instrumental- und Vokalstücken, aus volksliedhaften Sätzen oder von heutigen Tonsetzern harmonisch angereicherten Versionen. Die Hirtenkinder, die ja nicht nur wackere „Pascher“ beim Schleuniger sind, sondern auch fein singen und auf ihren Instrumenten gut drauf sind, werden genau so dokumentiert, wie das Publikum, das am Ende jeder Adventsingen-Aufführung im Großen Festspielhaus einstimmt ins „Tjo-tjo-iri“. Seit ein paar Jahren darf es den Andachtsjodler sogar zwei Mal singen, das zweite Mal auf eine höhere Tonstufe gehoben.
Der Titel der CDs – „Die ersten, zweiten, dritten 25“ – beziehen sich nicht auf die lange (aber eben noch nicht 75jährge) Geschichte des Adventsingens. Der Titel rührt von Tobi Reiser her, der 1960 begonnen hat, Notenhefte mit diesem Titel zu veröffentlichen. Zu drei mal 25 ist es gekommen, die „Vierten und letzten 25“ sind nie erschienen, weil Reiser 1974 gestorben ist.
Mit seinen Orgel-Bayerischen und -Landlern, mit der Weiterentwicklung des Hackbretts und der „Stubnmusi“ überhaupt hat Reiser ja Volksmusikgeschichte geschrieben. Längst aber besteht das Adventsingen nicht mehr nur aus solchen Stücken. Jedes Jahr wird ein Komponist (etwa Klemens Vereno oder Shane Woodborne) beauftragt. Dieser schreibt dann nicht nur neue Stücke, sondern auch Liedsätze und – gar nicht unwichtig für die musikalische Dramaturgie – Ein- und Überleitungen zu den volksmusikalischen Beiträgen. Auch das kann man in diesem CD-Konvolut gut und einmal sehr bewusst nachhören.