Kolumbianisch animiert
MOZARTWOCHE / ORCHESTERAKADEMIE SALZBURG
03/02/25 Schon der Eintritt Sonntagnachmittag (2.2.) wies auf das Besondere hin: Ein Dutzend an Nachwuchsbläsern zwischen sieben und einundwanzig Jahren widmete sich im Foyer Harmonieklängen Mozarts und setzte dies im Großen Saal des Mozarteums fort.
Von Horst Reischenböck
Oben war’s dann, vorerst genauso noch ohne Dirigenten, ganz ohne Scheu und entsprechend ambitioniert gespielt, das dreiteilige Adagio aus Wolfgangs Es-Dur-Divertimento nach der Serenade in B-Dur KV 361.
An vielen Stellschrauben ist in den vergangenen beiden Jahren gedreht worden. Die Stiftung Mozarteum hatte ja ihren längerjährigen Jugendorchester-Versuch wieder eingestellt, zugleich war das Landesjugendorchester von der Universität Mozarteum auf Pause geschickt worden. Das hat nicht wenig Besorgnis erregt: Wie und wo würde künftig heimischer Orchesternachwuchs herangezogen und auf professionelle Ebene geführt? Nun ist das Musikum der Hauptträger der beiden Ensembles Mozart Kinder Orchester und Junges Mozart Orchester. Als Orchesterakademie Salzburg wird das Unternehmen breit getragen, nicht zuletzt von der Stiftung Mozarteum, deren ehemalige Jugend-Referentin Antje Blome-Müller jetzt eben die Orchesterakademie organisiert und leitet. Aber auch das Mozarteumorchester und der Salzburger Blasmusikverband sind mit von der Partie. Eine fruchtbare, Institutionen übergreifende Zusammenarbeit jedenfalls.
Der kubanische Dirigent Alejandro Poseda führte die jungen, ja jüngsten Streicher ins Rampenlicht. Locker ging es durch die fünf Sätze von Georg Friedrich Händels Concerto grosso G-Dur Nr. 1 aus op. 6 / HWV 319. Das Concertino spielten die beiden jungen Geigerinnen Anna Borovkova und Juliana Gappmayr, beide aus dem Pre-College Mozarteum hervorgegangen, sowie die Cellistin Veronika Löberbauer. Alle beteiligten Altersstufen waren hörbar geschult und aufeinander eingestellt, natürlich die Blicke primär auf und in die Noten und nur gelegentlich dem Dirigenten zugerichtet.
Das ließ Gedanken daran wach werden, wie wohl Leopold Mozart mit seinen Kindern musiziert haben mag. War’s vielleicht so, dass der Vater geigte, Wolferl zur Verstärkung des Bassfundaments das Cello strich, während seine schon fortgeschrittenere Schwester Nannerl am Cembalo die restlichen Instrumentalstimmen einer Partitur improvisierend zufügen musste? Leicht vorzustellen, dass häusliches Musizieren und Lernen damals möglicherweise auf spielerischem Niveau ablief. Das fällt in Salzburg heutzutage leichter, denn abgesehen von Violaklassen ist jegliche Art an Ausbildung möglich.
Elisabeth Pihusch, Violine, und Johannes Rempp, Oboe, beide aus Deutschland stammend und längst auch durch Preise gewürdigt, widmeten sich Johann Sebastian Bachs eindeutig anspruchsvollerem, aus dem c-Moll-Konzert für zwei Cembali BWV 1060 rekonstruierten Doppelkonzert. Rempps gerötetes Gesicht bewies, dass Poseda dessen Finale fast an ihre spieltechnisch möglichen Grenzen trieb.
Der offizielle Abschluss war nicht weniger gewichtig. Moderator Pol Corti Martinez durfte als Trompeter endlich auch in den Ecksätzen von Wolfgang Amadés groß besetzter letzter in Salzburg entstandener Sinfonie in C-Dur KV 338 mitwirken. Alejandro Poseda führte alle Beteiligten engagiert in Mozarts darin integriert festliche Höhenflüge.
Die jungen Leute und das enthusiastisch folgende Auditorium animierte er danach, assistiert von Mitgliedern des Orquesta Iberacademy Medellin, noch durch Zugaben in Form von Mozart-Melodien, passend zu südamerikanischen Rhythmen. Nach anderthalb pausenlos verstrichenen Stunden bewiesen die leuchtenden Gesichter aller Beteiligten die damit noch weiter gesteigerte Begeisterung für die eigene Sache.
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher