Literatur schon zum Frühstück
LITERATURFORUM LESELAMPE
10/02/11 „Das Bild von Familie heute entspricht nicht mehr dem der Tradition. Die traditionelle Familienform gibt es nicht mehr. Das ist sicher ein Grund dafür, dass so viele Autorinnen und Autoren genau darüber schreiben.“ Christa Gürtler präsentierte heute Donnerstag (10.2.) das Jahresprogramm der „Leslampe“ zum Thema „Familienmuster.Kindheitswelten“.
Von Heidemarie Klabacher
„In einer Zeit, in der traditionelle Familienmodelle von andern Lebensentwürfen und Lebensformen abgelöst werden, sind diese gesellschaftlichen Veränderungen ein zentrales Thema der Literatur.“ In diesem Frühjahr werden "besonders viele Bücher erscheinen, die auf ebenso berührende wie spannende Weise von den Schwierigkeiten familiärer Verhältnisse und den Konflikten zwischen den Generationen erzählen", so Christa Gürtler, die Leiterin des Literaturforums Leselampe.
Eröffnet wird die Lesungsreihe „Familienmuster.Kindheitswelten“ am 22. Februar von Judith Zander: „Dinge, die wir heute sagten“ heißt ihr Debütroman, der es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises und des Rauriser Literaturpreises geschafft hat. Erzählt wird vom Leben in einem kleinen Dorf in Vorpommern vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Am 1. März folgt Lydia Mischkulnig mit ihrem Roman „Schwestern der Angst“, einer dramatischen Geschichte über eine fatale Schwesternbeziehung und die Folgen von sexueller Gewalt.
Einer der Höhepunkte im Frühjahrsprogramm der „Leselampe“ wird der Auftritt von Arno Geiger am 22. März in den „Kavernen“ sein. Geiger liest aus seinem Roman „Der alte König in seinem Exil“, in dem er die Geschichte seines Vaters erzählt, der trotz Alzheimer ein Mensch mit Vergangenheit, Eigenheit und Würde bleibt.
Olga Martynova, aufgewachsen in Leningrad, lebt seit 1991 in Deutschland und schreibt auf Deutsch. Sie ist mit ihrem Roman „Sogar Papageien überleben uns“ im Literaturhaus zu Gast. Von den selbst damals nicht mehr idealtypischen Verhältnissen einer Kindheit in den Sechzigerjahren erzählt Zsuzsa Bánk in ihrem Roman „Die hellen Tage“. Gisela von Wysocki erinnert sich in ihrer autobiographischen „Geschichte einer Suggestion“ an eine Kindheit voll Musik und an einen Vater, der ein erfolgreicher Schellackproduzent war - und im Dritten Reich erfolgreich „mitgespielt“ hat.
Gut eingeführte Programmschienen wie Schreib- und Lesewerkstätten, die Kritikerrunde „Aufgeblättert“ in der Rupertusbuchhandlung oder das „Literaturfrühstück“ werden auch 2011 fortgesetzt : „Zum Literaturfrühstück kommen immer öfter auch ganze Schulklassen. Ich glaube, die Lehrerinnen und Lehrer wissen das richtig zu schätzen“, freut sich Christa Gürtler.
Ebenfalls vom Literaturforum Leselampe präsentiert wird das neue Buch von Brita Steinwendtner - mit Gedichten, die Herbert Kuhner ins Englische übertragen hat. Neu ist das „Forum Literaturwissenschaft“: Einmal im Semester wird eine literaturwissenschaftliche Arbeit im Dialog vorgestellt. Diesmal wird Hans Höller mit Leo Truchlar über seine Arbeit „Die Erfindung der Wirklichkeit“ sprechen.
Der Filmclub „Dichter Leben“ hat 2010 seine Pforten geöffnet. Vergangen Herbst galten drei Abende deutschsprachigen Autoren, „jetzt öffnet sich der Filmclub fremdsprachigen Autoren“, so Christa Gürtler. Am 16. Februar geht es mit „Becoming Jane“ von Regisseur Julian Jarrold um Jane Austen, am 16. März mit „Ein russischer Sommer“ von Michael Hoffmann um Lew und Sofja Tolstoj, am 13. April mit „The Hours“ von Stephen Daldry um Virginia Woolf.
Im Rahmen ihrer Stefan Zweig Poetikvorlesung (16. bis 20. Mai) zum Thema „Autobiographisches Schreiben als Bildungsroman“ ist Ilma Rakusa zu Gast.
Die - schon fast ausgebuchte - Literaturfahrt dauert heuer drei Tage und führt nach Triest, Reisebegleiter ist Wolfgang Hackl, Höhepunkt ist eine Stadtführung mit dem Krimiautor Veit Heinichen. Eine Literaturfahrt auf den Spuren Thomas Bernhards nach Ohlsdorf wird es im Herbst wieder geben.
SALZ – Zeitschrift für Literatur wird 2011 wie gewohnt in vier Ausgaben (143 bis 146) erscheinen. Das erste Heft erscheint wieder als Begleitheft zu den „Rauriser Literaturtagen“, das Juniheft gilt Schweizer Autorinnen und Autoren aus allen vier Sprachregionen. Im Herbst erscheinen die jeweils den Salzburger Schriftstellerinnen und Schriftsteller gewidmeten „Nahaufnahmen“. Das Porträtheft im Dezember gilt Franz Innerhofer, dessen Todestag sich im Jänner 2012 zum 10. Mal jährt.
www.leselampe-salz.at
Bild: Literaturhaus / Heike Bogenberger