Schreiben gegen Krieg und Leid
RAURISER LITERATURTAGE
18/03/25 Die 2001 in Wien geborene Autorin Lilli Polansky erhält für ihr Romandebüt Gratulieren müsst ihr mir nicht den Rauriser Literaturpreis 2025. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird vom Land Salzburg vergeben. Der Förderungspreis von Land Salzburg und Marktgemeinde Rauris ist mit 5.000 Euro dotiert und geht an Anna Neata. Die Rauriser Literaturtage werden morgen Mittwoch (19.3.) eröffnet.
Von Heidemarie Klabacher
„Dem erzählerischen Sog, den Lilli Polanskys Coming-of-Age-Geschichte entfaltet, kann man sich kaum entziehen, weil sie in ihrer existentiellen Dimension jeden und jede betrifft.“ Das Buch schildere auf „radikale und offene Weise eine intensive Konfrontation mit Krankheit und Tod“, so die Jury in ihrer Begründung. Die Geschichte ist „eine vom Überleben“ schrieb Leonie Bellina im Münchner Merkur. „Sie ist wütend und traurig. Und trotz all der Schwere an manchen Stellen dieses Romans lustig – auch wenn einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt.“
Die Rauriser Literaturtage werden heute Mittwoch (19.3.) durch LH Wilfried Haslauer eröffnet. LH-Stv. Stefan Schnöll übergibt die Preise. Die Laudatio auf Lilli Polansky, der als Preisträgerin die erste Lesung im Programm gehört, hält Katharina Teutsch. Der Festakt findet im Mesnerhaus statt und wird per Video in den Platzwirt übertragen.
Der Förderungspreis 2025, vergeben von Land Salzburg und Marktgemeinde Rauris, geht an die 1987 in Oberndorf bei Salzburg geborene Anna Neata. Sie habe in ihrem Text zum Thema Zuhören „eine Sprache für traumatische Erfahrungen in der Kindheit“ gefunden. Die dafür kreierte Sprache bediene sich eines siebenbürgischen Kauderwelschs ebenso wie hochsprachlicher und englischsprachiger Begriffe. „Die Kunstsprache ist gelungen, kraftvoll und in ihrer ganz eigenen Poesie offen für Interpretation.“ Anna Neata liest am Donnerstag (20.3.) im Mesnerhaus. Die Laudatio auf die Förderpreisträgerin hält Claudia Lehner. Im August 2023 erschien bei Ullstein ihr Romandebüt Packerl.
Die Krisen, Konflikte und Katastrophen der Gegenwart spiegeln sich im Programm der 54. Rauriser Literaturtage. Die geladenen Autorinnen und Autoren„befassen sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit derzeit aktuellen Konfliktfeldern“, sagt Rauris-Intendatin Ines Schütz. Erzählt werde „nicht zuletzt unter dem Eindruck der blutigen Geschehnisse in der Ukraine und in Nahost“ davon, „was das Erlebnis des Krieges im Leben und in den Seelen der Betroffenen anrichtet“. Ein weiteres Thema seien, so Rauris-Intendant Manfred Mittermayer, die Herausforderungen, vor die uns die gesellschaftliche Migration stelle: „Die Begegnung mit anderen Kulturen, die Schwierigkeiten der Integration im neuen Umfeld und die Formung persönlicher Beziehungen unter dem Vorzeichen interkultureller Differenz.“ Die Autorinnen und Autoren, die heuer in Rauris lesen werden, „beschreiben die neuartigen Vermischungen politischer und ökonomischer Systeme, die Veränderung demokratischer Strukturen unter den Auswirkungen kapitalistischer Prozesse und der Hinwendung zu autoritären Gesellschaftsmodellen“. Analysiert werde der „Umgang mit numerisch kleinen Bevölkerungsgruppen und den Bildern, die der herrschende Teil der Welt von ihnen entwickelt hat“. Offengelegt werde Gewalt, „die in patriarchalen Denk- und Handlungssystemen nach wie vor gegenüber Frauen und Kindern ausgeübt wird“.
Die Abendveranstaltungen im Mesnerhaus als zentralem Veranstaltungsort werden, wie die Eröffnung, mittels Live-Übertragung zusätzlich im Gasthaus Platzwirt zu sehen und zu hören sein. Am 20. März ist die Heimalm wieder Veranstaltungsort. Auch die traditionellen Störlesungen und Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler wird es wieder geben. Am 21. März findet um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung für den seit Sommer letzten Jahres vermissten langjährigen Wegbegleiter der Rauriser Literaturtage Bodo Hell statt. „Die Musikerfreunde Peter Angerer, Toni Burger, Erwin Rehling, Georg Vogel und Werner Zangerle geben ein Konzert zu Ehren des Autors, der 1972 den ersten Rauriser Literaturpreis erhielt und insgesamt 13-mal in Rauris auftrat.“
Neben den Programmpunkten Rauris.Lyrik mit Erwin Einzinger, Eva-Maria Leuenberger und Klaus Merz, und Spoken Word mit Tara C. Meister und Elena Sarto, gibt es auch wieder die traditionellen Gespräche der Autoren mit Studierenden österreichischer Universitäten. Im Rahmen der Programmschiene „Gespräch über Literatur“ wird der Theologe und Philosoph Heinrich Schmidinger (Rektor der Universität Salzburg 2001-2019) mit Manfred Mittermayer über Toleranz diskutieren. Eingeladen sind Sofia Andruchowytsch, Radka Denemarková, Ulrike Draesner, Franzobel, Behzad Karim Khani, Ronya Othmann, Kurt Palm, Tijan Sila und Milica Vučković.
Rauriser Literaturtage – von 19. bis 23. März – www.rauriser-literaturtage.at
Bilder: Schöffling / Teresa Novotny Knights of RGB; RLT / Carla Rossiwall