Eine Gitarre wie ein Cello
HALLEINER GITARRENFESTIVAL
04/04/11 Eine musikalische Reise von Irland nach Südamerika war der programmatische Aufhänger des zweiten Konzerts im Rahmen des Internationalen Gitarrenfestivals Hallein am Donnerstag (31.3.).
Von Andreas Vogl
Im Halleiner Keltenmuseum teilten sich ein Irischer Gitarrist und zwei Mozarteums-Studenten einen von großer Musikalität und Spass am gemeinsamen Musizieren geprägten Konzertabend. Redmond O‘Toole präsentierte auf der kleinen Bühne des im Erdgeschoss befindlichen Gewölbes mit erstaunlich guter Akustik seine 8-saitige Gitarren-Spezialanfertigung, vertikal an die Schulter gelehnt und gespielt wie ein Cello samt so genanntem Spieß zum Aufstützen auf dem Boden. Das lehrte uns, dass das Zupfinstrument Gitarre durchaus eine Verwandtschaft zu den mit Bogen gestrichenen Saiteninstrumenten aufweist, eigentlich ja auf gemeinsame Ursprünge wie Lyra und Leier zurückgeht.
Durch diese Spielweise wird der Klang und die Tongebung schlanker, einer größeren Laute ähnlich, was vor allem in der Sonate BWV 1001 von Johann Sebastian Bach zu hören war. Großen Eindruck hinterließ hier die Fuga, die O‘Toole gekonnt streng, aber auch mit der nötigen musikalischen Freiheit spielte. Durchaus ungewohnt klang die Suite Castellana von Federico Toroba, deren spanische Tanzrhythmen eher brav denn feurig südländisch herüber kamen. Als österreichische Erstaufführung war eine Hommage à Brouwer des jungen irischen Komponisten und Leader des Dublin Guitar Quartet‘s Brian Bolger zu hören. Das Klangspektrum des Stücks ging über das Gezupfte hinaus. indem gehaltene und schwingende Saiten einen wunderbaren Nachhall erzeugten. Den Abschluss bildete eines jener irisch-keltischen Volksstücke in der Bearbeitung des, um 1800 in Wien lebenden klassischen Gitarrenkomponisten Mauro Giuliani.
Der eigentliche Höhepunkt des Konzerts war das Duo Austrocanos (David Gruber, Flöte und Cecilio Perera, Gitarre). Die beiden Mozarteums-Studenten machten aus ihrer Freude am gemeinsamen Musizieren eine professionelle Tugend und suchten sich für ihr Repertoire genau jene Stücke aus, die südamerikanisches Lebensgefühl und Virtuosität verbinden. Die L‘Histoire du Tango von Astor Piazzolla, welche in verschiedensten Arrangements existiert, überzeugte in der Paarung Flöte/Gitarre durch Intimität und absolutes, im Tango so wichtiges Feingefühl. Villa-Lobos‘ Aria Cantilena aus den Bachianias Brasilieras Nr. 5, ursprünglich für Singsstimme, sorgte beim konzentriert zuhörenden Publikum für den nötigen Sentimentalitäsfaktor. Die Carmen-Fantasie von Francois Borne (1840-1920) wurde von den beiden für Flöte und Gitarre (anstatt Klavier) bearbeitet und reiht Themen aus Bizet‘s Oper aneinander. Die Habanera zum Beispiel ist ein Variationenteil, der die Flötenstimme virtuos verarbeitet.
David Gruber bewies in allen Stücken eine klare Tongebung, interpretatorische Raffinesse und große Virtuosität, sein aus Mexiko stammender Kollege konnte der an sich oft nur zur Begleitung notierten Gitarre ebenso starke Momente abgewinnen. Ein Duo, das man sich merken sollte!