Sport oder Kultur auf der vertrauten Frequenz?
DOKUMENTATION / TW 1
14/04/11 Wird die bisherige Sendefrequenz von TW1 ein Sport- oder ein Kulturkanal? Die IG Autorinnen Autoren (Wien) macht sich in einer Erklärung, die wir hier im Wortlaut veröffentlichen, für einen Kunst-, Kultur- und Informationskanal auf der bisherigen Sendefrequenz von TW 1 stark. Der Sport habe dort nichts zu gewinnen, die Kultur viel zu verlieren, argumentiert man.Mit einer Resolution und mehreren Stellungnahmen ihrer Vertreter haben österreichische Sportverbände den ORF, die Kommunikationsbehörde Austria und die Österreichische Bundesregierung dazu aufgefordert, die bisherige Sendefrequenz des Senders TW 1 für einen neuen ORF-Sport-Spartenkanal „ORF Sport plus“ zu überlassen und die Kunst, Kultur und Information des neuen ORF-Informations- und Kulturspartenkanals „ORF 3“ auf eine andere Sendefrequenz zu verlegen. Eine Ansiedlung des Sports auf einer anderen Frequenz sei „ein Schlag ins Gesicht für alle Sportinteressierten Seher Österreichs“, so Peter Wittmann, der frühere österreichische Kunststaatssekretär.
Auch der österreichische Sport- und Verteidigungsminister Norbert Darabos unterstützt den Besetzungsversuch der jetzigen TW 1-Frequenz durch den Sport: „Ich kann nur hoffen, dass der ORF die starken Signale des österreichischen Sports wahrnimmt.“
Nichts gegen „starke Signale“ aus dem Sport, aber alles gegen eine Verzerrung von Tatsachen. Der Sport hat bisher nur als Randerscheinung auf TW 1 existiert, als Informations- und Kulturkanal hat TW 1 hingegen zunehmend mehr auf sich aufmerksam gemacht, manchmal sogar auf eine ganz besondere Weise wie mit dem Thomas Bernhard-Schwerpunkt zu Beginn dieses Jahres. Lt. Eigendefinition ist und war TW 1 „ ... ein digitales gebührenfreies Spartenprogramm für Information, Kultur, Freizeit und Wetter, das seit Dezember 1997 unverschlüsselt und europaweit über den Satelliten Astra digital sowie über Kabelnetze im deutschsprachigen Raum gesendet wird.“
Der Sport hat sehr wohl seine Berechtigung und Bedeutung, er kann aber als ein eher der Unterhaltung zuzurechnender Programmanteil nicht gegenüber der Kunst, Kultur und Information bei der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Informationsauftrags den Vorrang haben. Eine Absiedlung der Kunst, Kultur und Information von der bisherigen Sendefrequenz von TW 1 würde keine Fortsetzung der bereits auf TW 1 erbrachten Vorleistungen erlauben, sondern einen kompletten Neuaufbau auf einem neuen Sendeplatz zur Folge haben. Der Sport wiederum, für den kaum Sendeanteile auf TW 1 auszumachen sind und der folglich auch keine Publikumsreichweiten auf TW 1 aufzuweisen hat, würde auf einem bisher nicht für den Sport vorgesehenen Sendeplatz einen Sportsender aufbauen müssen.
Die Argumente der Sportfunktionäre für die Errichtung eines ORF-Sportspartenkanals auf der bisherigen Sendefrequenz von TW 1 sind sicher ehrlich und gut gemeint, nur, der Realität halten sie nicht stand.
Die Interessenverbände der Kunst und Kultur und die kulturellen Einrichtungen Österreichs sehen keine Veranlassung, den bisherigen Sendeplatz von bereits jetzt zahlreichen Kunst-, Kultur- und Informationssendungen wegen der in den Stellungnahmen seiner Verbände und Verbandsvertreter behaupteten Vorrangigkeit des Sports gegenüber der Information, Kunst und Kultur zu räumen. Sie treten nachdrücklich für einen Verbleib der Sendungen des künftigen Kulturkanals „ORF 3“ auf der bisherigen Frequenz von TW 1 ein. Sie fordern den ORF, die Kommunikationsbehörde Austria und die Österreichische Bundesregierung dazu auf, eine der Sachlage entsprechende Lösung bei der Frequenzaufteilung zu treffen - die Kunst, Kultur und Information auf der bisherigen Sendefrequenz von TW 1 zu belassen und den bisher dort kaum gesendeten und gesehenen Sport auf einer neuen Sendefrequenz für einen ORF-Sportsender einzurichten - und keiner Spekulation über die auf TW 1 derzeit ohnehin nicht vorhandenen, dem Sport vielleicht verloren gehenden Zuschauerzahlen nachzugeben.
Dem Sport wird nicht der geringste Nachteil durch eine Neugründung auf einer anderen Frequenz erwachsen, die Kunst, Kultur und Information würde hingegen einen schon eingeführten, dem Publikum gut vertrauten Sendeplatz verlieren. (IG Autorinnen Autoren, Wien)