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Ganz viel Respekt vor der Ikone

FILMKRITIK / MARIA

25/03/25 Die Ankündigung, dass Angelina Jolie die unvergleichliche Maria Callas in einem biographischen Spielfilm verkörpern soll, wird wohl bei den wenigsten für Kribbeln gesorgt haben. Dass die Rolle die 49jährige Schauspielerin, deren Karriere nach dem frühen Oscargewinn (Beste Nebendarstellerin 1999 für Girl, Interrupted) mittlerweile stagniert, gereizt hat, liegt hingegen auf der Hand.

Von Andreas Öttl

Auch Maria Callas haderte in ihren späten Jahren bekanntermaßen damit, an ihre frühen Glanzzeiten anzuknüpfen. Und auch das öffentliche Leben in den Klatschspalten kann Angelina Jolie (als Teil des ehemaligen Hollywood-Traumpaars Brangelina) nur allzu gut nachvollziehen.

Die Handlung des Films ist fokussiert auf dies letzten Monate von Maria Callas in Paris im September 1977. Callas hat sich seit Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die legendäre Operndiva singt nicht mehr öffentlich und lebt zurückgezogen in ihrer riesigen Wohnung, hinter schweren Vorhängen, in einer Welt voller Erinnerungen. Nur ihr treuer Kammerdiener Ferruccio (Pierfrancesco Favino) und die Köchin Bruna (Alba Rohrwacher) stehen ihr nah, und beide machen sich zunehmend Sorgen um die Gesundheit ihrer Hausherrin. Als der TV-Reporter Mandrax (Kodi Smit-McPhee) auftaucht, blüht die Callas auf. Die Interviews mit dem jungen Mann führen Maria zurück in bessere Zeiten ihres Lebens. Sie spielt mit dem Gedanken, noch ein letztes Mal auf die Bühne zurückzukehren.

Während es Regisseur James Mangold und Schauspieler Timothée Chalamet im Bob Dylan Biopic A Complete Unknown gelungen ist, Bob Dylan auf organische Weise einer neuen Generation näher zu bringen, bleibt Maria in der Vergangenheit stecken. Viel Aufwand in Bezug auf Maske, Frisuren und Kostüme sowie die an sich respektable Schauspielleistung von Angelina Jolie ändern nichts daran, dass man nie vergisst, dass er eine (mehr oder weniger) geschmackvolle Rekonstruktion ist.

Mehr noch als vielen anderen Biopics haftet dem Film etwas Künstliches an. Dies manifestiert sich etwa in den Dialogen, bei denen man im Kino am liebsten eine Fernbedienung hätte, um auf Stumm schalten zu können, und findet seinen Höhepunkt in jenen Szenen, wo beim Singen von Arien die Stimmen der gealterten Sängerin und von Angelina Jolie zusammengemischt wurden.

Einen Kontrast dazu bilden lediglich jene Episoden, die solchen Kunstanspruch haben, wie er einer solchen Ikone würdig ist: Set Design und Kamera. Besonders Kameramann Ed Lachmann ist hier hervorzuheben: Er badet das herbstliche Paris in ein warmes Licht, während die Innenaufnahmen in den opulenten Gebäuden, in denen sich die Callas aufhält, dunkler und farblich weniger gesättigt sind und damit gut ihren goldenen Käfig visualisieren.

Neben den im Jahr 1977 spielenden, auf 35mm Film gedrehten Szenen setzt er in den Rückblenden neben 16mm auch Super 8mm ein, um eine Brücke zu schlagen zu den vielen real existierenden Archivaufnahmen der Künstlerin in diesem Filmformat. Für etwas Magie sorgen zumindest auch die in diesen Rückblenden rekonstruierten großen Triumphe der Callas, wo dann auch restaurierte Original-Audioaufnahmen verwendet wurden.

In seinen vorigen beiden auf Englisch gedrehten Prestige-Biopics ist es dem chilenischen Regisseur Pablo Larraín zumindest gelungen, originelle Elemente in das ausgelaugte Genre einzubringen: Jackie mit Nathalie Portman als Jackie Kennedy vermittelte dank der hypnotischen Inszenierung und der herausragenden Musik von Mica Levi gut das Gefühl des Taumels in den Stunden nach dem Attentat auf ihren Mann JFK. Spencer gab Lady Diana – gegen den Strich mit Kristen Stewart besetzt – im Film jene Freiheit zurück, die ihr im wahren Leben meist verwahrt blieb. Der Zweck von Maria erschließt sich jedoch nicht. Der überwiegend nüchtern inszenierte Film wirkt lediglich wie eine elegische Verbeugung eines in Ehrfurcht erstarrten Regisseurs vor einer großen Künstlerin. Er will nicht recht ans Herz gehen. Und dieser Verzicht auf große Emotionen – in einem Film letztendlich auch über die irrationale Kunstform Oper – ist möglicherweise das größte Versäumnis von Maria.

Bilder: www.constantinfilm.at

 

 

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