Die großen Berg-Bahnbrecher
DAS KINO / BERGFILMFESTIVAL (1)
19/11/12 Heuer wäre Herbert Tichy 100 Jahre alt geworden, vor 25 Jahren ist er gestorben. Ein Doppeljubiläum also. Lutz Maurers Film „Herbert Tichy – Wanderer zwischen den Welten“ ist am Mittwoch (23.11.) beim Eröffnungsabend des 19. Bergfilmfestival Salzburg zu sehen.
„Zu allen Zeiten haben Menschen sich für das Unbekannte, das Unerforschte, das noch Undenkbare interessiert und immer hat die Geschichte herausragende Persönlichkeiten hervorgebracht.“, sagt die Organisatorin des Bergfilmfestivals, Barbara Humer. Dieses Jahr stehen solche außergewöhnliche Menschen im Mittelpunkt. Etwa Herbert Tichy, dem der Eröffnungsabend gewidmet ist.
Als 21-Jähriger brach Tichy 1933 zu seiner ersten großen Reise nach Indien auf. Er startete in Wien mit dem Motorrad, einer Puch 250. Zwei Jahre später umrundet er, als Pilger verkleidet, den heiligen Berg Kailash im Himalaya. Vom Zweiten Weltkrieg überrascht, bleibt er in Asien und lebt sieben Jahre lang in China. Danach durchquert er 1953 als erster Europäer gemeinsam mit Pasang Dawa Lama das westliche Nepal. Tichy bezeichnete sich selbst als Wanderer, nicht als Bergsteiger. Dennoch gelang ihm zusammen mit Pasang Dawa Lama und dem Tiroler Sepp Jöchler 1954 die Erstbesteigung des Cho Oyo (8201 m). Tichy prägte mit seinem Schreibstil – 25 Bücher hat er geschrieben – auch eine neue Art der Reise- und Bergliteratur.
Andere Persönlichkeiten, die in Filmen und in begleitenden Programmen heuer gewürdigt werden: Kurt Diemberger ist neben Hermann Buhl der Zweite, dem die Erstbesteigung von zwei Achttausendern gelang. Der Pole Jerzy Kukuczka konnte als zweiten Menschen alle 14 Achttausender besteigen. Andy Holzer ist ein namhafter Alpinist, obwohl er blind geboren wurde. Weitere Programmpunkte gelten dem Grönland-Überquerer Robert Peroni, Walter Bonatti und natürlich Reinhold Messner, dem besten Bergsteiger seiner Epoche.
Das Filmprogramm reicht von den Portraits großer Bergsteiger (Herbert Tichy, Walter Bonatti, Reinhold Messner), einer Bestandsaufnahme des Everest Basecamps – „40 Days at Basecamp“ – über die Extremprogramme in denen Klettern, Abenteuer, Freeriden und Basejumpen im Mittelpunkt stehen, zu Filmen aus der Antarktis „The Wintering“, zu den Nomaden in Ladakh „La Nuit Nomade“, zu den Männern in finnischen Saunas „Steam of Life“ und dem Tibet-Film „Wie zwischen Himmel und Erde“. Eine kleine Retrospektive ist dem filmischen Schaffen Kurt Diembergers anlässlich seines 80. Geburtstages gewidmet.
Neu im Angebot des Bergfilmfestivals ist ein Kinderprogramm. Der Salzburger Kurt Luger wird über das Leben von „Kindern im Schatten der Achttausender“ aus Nepal berichten. Keine Schule, kein Trinkwasser, wenig Zukunft. (24.11.) Ergänzend dazu bietet das Bergfilmfestival in Kooperation mit den Naturfreunden einen Survival-Bastelkurs für Kids an (1.12.)
Rund dreißig Filme werden gezeigt. Wie in den Jahren zuvor werden Hannes Eichmann, Ulrike und Peter Arp einige Filme mit ihren Stimmen bereichern. Das live Einsprechen einiger fremdsprachiger Filme ist einzigartig und hat beim Bergfilmfestival Salzburg bereits Kultstatus. (Das Kino)