Gutmenschen dreißig Jahre später
DAS KINO / LATEINAMERIKA-FESTIVAL
28/03/11 Das war noch politisches Engagement! Im Februar 1984 brachen fünfzig Österreicherinnen und Österreicher als Arbeitsbrigade „Februar ‘34“ auf nach Nicaragua. Ihr Motiv war die Solidarität mit der sandinistischen Revolution. „Einmal mehr als nur reden“ heißt die Dokumentation, die morgen, Dienstag (29.3.), im Rahmen des Lateinamerika-Festivals im „Das Kino“ zu sehen ist.
Einen knappen Monat lang bauten die Österreicher damals unter schwierigen Bedingungen an einem Gemeindezentrum und lernen ein Land im revolutionären Prozess kennen. Davon wird nach der Filmprojektion die ehemalige Brigadistin Gerhild Trübswasser auch erzählen.
Die Wiener Regisseurin Anna Katharina Wohlgenannt hat sich auf die Suche nach ehemaligen Brigadisten gemacht und sie nach ihren damaligen Motiven befragt. Nach bald drei Jahrzehnten eine Stimmung zwischen noch wacher Leidenschaft und spürbarer Ernüchterung. Immerhin hatte man damals die Illusion, ein Stück Welt zu verändern. Trotz aller Selbstironie wird offenbar: Diese Erfahrung hat sich für viele von ihnen Richtung gebend ausgewirkt für die eigene Politisierung und für ein bis heute anhaltendes Engagement. Die Wünsche und Hoffnungen sind nicht verloren gegangen. Sie haben zwar ihre Gestalt, ihre Struktur verändert – nicht aber ihre Substanz.
Mit bisher nie veröffentlichten Archivaufnahmen werden die Erinnerungen an eine gelebte Revolution eindrucksvoll lebendig gemacht. Und da stört es gar nicht, dass die Kamera wackelt und die Qualität der Aufnahmen dem damaligen Standard entsprechen: „Man ist einfach mitten drin, mitten in der Regenzeit von Nicaragua, im Schlamm bis zu den Knien…“ (Das Kino/dpk)