Momente von Zeitlosigkeit
IM PORTRÄT / CHRISTOPHER THOMAS
05/07/10 Die Bernheimer Galerie Schloss Fuschl stellt photographische Städteporträts von New York und München des Fotografen Christopher Thomas aus: „Es ist interessant, wie viele Parallelen es gibt zwischen diesen beiden Städten, wenn man versucht, sie außerhalb der täglichen Betriebsamkeit abzubilden.“
Von Elisabeth Aumiller
„New York sleeps“ und „Münchner Elegien“ sind die beiden Fotoserien, die anlässlich der Festspiel-Ausstellung 2010 in der Bernheimer Galerie Schloss Fuschl zu sehen sind. Der Münchner Fotokünstler Christopher Thomas zeigt zeitlose Stadtansichten, die meditative Ruhe ausstrahlen, die fern aller Alltagshektik die Städte in einem beinahe unbekannten Blickwinkel porträtieren.
Wie durch einen Zufall kam Thomas zur Verlagerung der Schwerpunkte seiner Arbeit. Er suchte einen Ausgleich zu seiner Tätigkeit in der Werbung, im großen Team mit dem engen Timing. Er fühlte sich eines Tages zu sehr fremdbestimmt und nicht mehr als kreativer Fotograf. So zog er mit der Großbildkamera los und besann sich auf die Ursprünge und die klassische Fotografie. Er arbeitet dabei ganz reduziert ohne digitale Retouchierung. Der Betrachter sieht die Architektur und Stadtlandschaft in ungewohnten Perspektiven, die eine neue Sicht auf deren Eigenart und individuelle Schönheit ermöglichen.
Hinter Glas auf handgeschöpftem Aquarellpapier, in einem eigens dafür entwickelten Druckverfahren schwebend im Rahmen montiert, sind die Aufnahmen von exquisiter Qualität.
Obwohl Thomas als renommierter Werbefotograf über alle modernen Fototechnologien verfügt, setzt er als Fotokünstler auf die Aussagekraft der Schwarz-Weiß-Darstellung. Er fotografiert mit einer Großbildkamera, die ihn zu Geduld und Langsamkeit zwingt und mit langen Belichtungszeiten besondere Effekte ermöglicht. Der Fotograf ist dabei zu großem Zeitaufwand und intensiver Beschäftigung mit dem Ort aufgefordert. Im Morgengrauen streift er durch die schlafende Stadt und formt dabei Momente von Zeitlosigkeit.
Seine Aufnahmen sind mit Polaroid-Material erstellt und somit, wenn man so will, auch von dokumentarischer Bedeutung, da dieses Material zu seinem Bedauern, wie er sagt, in Zukunft nicht mehr verfügbar sein wird.
München, wo er lebt, hat er sozusagen von außen nach innen dargestellt. Er war auf der Suche nach versteckten Plätzen und entdeckte dabei die Möglichkeit, das Wohlbekannte mit neuen Augen zu sehen. Die Ruhe sollte einen Gegenpol zur Hektik bilden. „Es ist interessant, wie viele Parallelen es gibt zwischen diesen beiden Städten, die ich so gut kenne, wenn man versucht, sie außerhalb der täglichen Betriebsamkeit abzubilden“, so Thomas.
Was bewog die Galeristin Blanca Bernheimer, diese ihre fünfte Foto-Ausstellung in der Galerie Schloss Fuschl Christopher Thomas zu widmen? „Wir haben Themen gesucht, die sich auf Salzburg und die Schloss-Sammlung beziehen. Dabei spielte dann der Gedanke herein, dass für die Besucher der Salzburger Festspiele die Opernstädte München und New York eine Verbindungslinie ziehen und Magnetwirkung haben“, so Blanca Bernheimer. Die Arbeiten waren bisher in München bei Bernheimer mit großem Erfolg ausgestellt, ebenso in New York und in Antwerpen. Beide Serien sind außerdem in Buchform erschienen.
Nach dem Erfolg der „Münchner Elegien“ waren verschiedene Verlage an einer Bildserie über New York interessiert, da nichts Vergleichbares unter den zahlreichen New-York-Veröffentlichungen zu finden war. Die Publikation „New York Sleeps“ wurde 2009 von Petra Giloy-Hirtz und Ira Stehmann beim Prestel Verlag herausgegeben und hat bereits ihre zweite Auflage. Sie wurde mit dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet.