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Das pure Gewicht der Wissenschaft

REPORTAGE / UNI-PARK NONNTAL / BÜCHER-ÜBERSIEDLUNG

19/08/11 Sören Kristensen hat elf Tage Zeit, für 400.000 Bücher, CDs und DVDs, die seit Anfang dieser Woche innerhalb Salzburgs ihren Standort wechseln. Der Spezialist für Bibliotheks-Umzüge aus Werdau in Sachsen geleitete schon die 3,5 Millionen Bände der Humboldt-Universität an ihren neuen Regalplatz und ebenso viele Bücher der Schweizer Nationalbibliothek.

Von Iris Melcher

altZielort ist dieses Mal der für 65 Millionen Euro errichtete Uni-Park Nonntal in Salzburg, der ab dem Wintersemester 350 Lehrende und rund 5500 Studenten beherbergen wird.

Bei Sören Kristensens Tätigkeit spielt zum einen das pure Gewicht der Wissenschaft eine tragende Rolle. „Wir übersiedeln 11.000 Laufmeter, das sind umgerechnet rund 275 Tonnen“, sagt Kristensen. Zum anderen will er die Fehlerquote bei 0,5 Prozent halten: Das beste Buch nützt nichts, wenn man es am neuen Standort nicht dort findet, wo es eigentlich stehen sollte. Kristensen steht unter Zeitdruck, kann sich aber auf seine vierzehn Mitarbeiter verlassen – die bei ihrer schweißtreibenden Arbeit sogar manchmal „verstellte“ oder falsch eingeordnete Bücher aufspüren. Zur Freude der Bibliothekare.

Ursula Schachl-Raber kennt die neue Bibliothek im Untergeschoss des 17000 Quadratmeter großen Uni-Parks schon jetzt wie ihre Westentasche.  Die Leiterin der Universitätsbibliothek Salzburg hat seit fünf Jahren den Mega-Umzug der Bücher vorbereitet und wertet das Ergebnis als Quantensprung an Qualität. Sieben Fachbibliotheken ( Anglistik, Erziehungswissenschaft, Germanistik, altLinguistik, Romanistik, Slawistik sowie Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft) werfen sozusagen ihre Schätze nun geordnet in einen Topf. Was für alle Nutzer der Freihandbibliothek nur noch eine Anlaufstelle bedeutet. Dass sich die Bibliotheks-Expertinnen später noch den Kopf zerbrechen müssen, wie man die bisher verschiedenen Signatursysteme unter einen Hut bringen kann, ist eine weitere Herausforderung.

Das Online-Zeitalter hat in Salzburg lange vor dem Umzug in den Uni-Park begonnen. Zwischen 2007 und 2010 wurden eine Million „Bücher-Zettel“ der Bibliothek erfasst, um nachträglich eine EDV-Katalogisierung und das Online-Stellen zu erreichen. „Die Google-Generation arbeitet nicht mehr mit Zettelkästen“, sagt Schachl-Raber, lieber organisieren sich Studenten und auch Lehrende der Uni jetzt ihren Arbeitsplan online. Der gesamte Bestand lässt sich am Computer durchforsten, samt Signatur und Standort. Nur zum Ausleihen oder Lesen muss man sich noch in die UB begeben.

Wohin sich die Chefin der Uni-Bibliothek  im neuen Haus im Nonntal selbst gerne einmal mit einem guten Schmöker ihres Fachgebiets zurückziehen würde? „In die Lese-Lounge“, sagt Schachl-Raber. Noch sind die Treppen allerdings nicht mit Polstern und Teppichen belegt, dafür sorgen ein großer roter Hochfloor-Teppich und viele avantgardistische „Stehlampen“ im Zentrum der Bibliothek für ein Gefühl, als sei man im Wohnzimmer der Wissenschaft gelandet.

Die Unibibliothek Salzburg und die Fachbibliothek Uni-Park-Nonntal sind nicht nur für Studenten zugänglich. „Alle Interessenten aus Stadt und Land Salzburg und dem umliegenden Bayern sind uns herzlich willkommen“, sagt die Leiterin. Offiziell wird die Bibliothek im Unipark am 13. Januar 2012 eröffnet, am 14. Oktober gibt es einen Tag der offenen Tür und am 20. Oktober kommt Autor Daniel Glattauer in die Leselounge.
Bilder: dpk-Iris Melcher

 

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