Es bimmelt schon wieder
HINTERGRUND / GLOCKENSPIEL
12/01/11 Wenn es jetzt schon gelegentlich bimmelt, dann dient das der mechanischen Feinjustierung: Am 28. Jänner wird das Glockenspiel im Turm der Neuen Residenz (Salzburg Museum) zum ersten Mal nach der Restaurierung wieder erklingen. Was jetzt noch fehlt: 10.000 Euro und viele private Spender.
Die Montagearbeiten des Antriebwerkes für das Salzburger Glockenspiel sind abgeschlossen, die Arbeitsplattform ist abgebaut. Letzte Handwerksarbeiten wie die Feinmontage der Verbindung zwischen Werk und Glocken werden in den nächsten Tagen noch durchgeführt.
Schon der unter Wolf Dietrich erbaute Palast trug an der Westseite einen aus der Fassade hervortretenden Turm, der Ende des 17. Jahrhunderts erhöht und mit einem Glockenspiel ausgestattet wurde. Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun hatte die 35 Glocken 1695 beim Glockengießer Melchior de Haze in Antwerpen gekauft und das Glockenspiel Anfang 1704 in Betrieb nehmen lassen. Die Tonreihe umfasst drei Oktaven mit allen Halbtönen.
Der Salzburger Büchsenmacher Franz Sulzer und der Glockengießer Benedikt Eisenberger stellten 1702 den Antriebsmechanismus und die Messingwalze her, in die der Hofuhrmacher Jeremias Sauter als Hauptverantwortlicher für das Werk dann die zum Betrieb notwendigen 7.964 Löcher bohrte. Seit 1704 spielt nun das Glockenspiel, derzeit etwa vierzig Musikstücke, von denen 16 Stücke Johann Michael Haydn zugeschrieben werden. Die Musikstücke von Vater Leopold Mozart sind Bearbeitungen aus dem 19. Jahrhundert.
1873 wurde vom Uhrmacher Johann Baptist Fischer ein Uhrwerk eingebaut, das mit Hilfe einer speziellen Vorrichtung das Spielwerk auslösen konnte. Das wertvolle Uhrwerk ist zwar heute noch vorhanden, die tägliche Auslösung um 7, 11 und 18 Uhr erfolgt nun allerdings durch eine elektrische Uhr. Auch für den Antrieb der großen Messingwalze wurde schon vor Jahrzehnten ein Elektromotor eingebaut. Nach der Restaurierung kann das Antriebswerk für Vorführungen aber auch wieder per Handkurbel aufgezogen werden.
Für die Renovierung des Salzburger Glockenspiels fallen Kosten von rund 400.000 Euro an. Davon wurden 360.000 Euro zu jeweils einem Drittel von Stadt, Land und Burghauptmannschaft Österreich zur Verfügung gestellt. Für 30.000 Euro konnte dm drogerie markt als Sponsor gewonnen werden. Somit fehlen noch rund 10.000 Euro, die Museumsdirektor Erich Marx nicht aus dem laufenden Museumsbudget finanzieren will. Er hofft auf Spenden aus der Salzburger Bevölkerung. „Während der zweijährigen Restaurierungsphase haben wir deutlich gemerkt, wie sehr die Salzburgerinnen und Salzburger ihr Glockenspiel vermisst haben. Jetzt hoffe ich auf die Spendenbereitschaft für dieses Salzburger Wahrzeichen, das durch die Restaurierung für Generationen gesichert ist.“
Jede auch noch so kleine Spende sei willkommen, sagt der Herr über 35 frisch polierte Glocken. Und er lockt damit, dass jeder private Spender und jede Firma die Donation von der Steuer absetzen: „Wir senden jedem eine Spendenbestätigung zu“, erklärt Marx.
Das Salzburger Glockenspiel wird ab 28. Jänner 2011 wieder jeden Tag um 7, um 11 und um 18 Uhr über der Salzburger Altstadt erklingen. Am 28. Jänner gibt es außerdem zwischen 12.30 Uhr und 17.30 Uhr mit einem Abstand von jeweils einer Stunde Sonderführungen auf den Salzburger Glockenturm. Platzkarten dafür sind an der Kassa des Panorama Museum erhältlich. Jeweils am Donnerstag um 17.30 Uhr und am Freitag um 10.30 Uhr gibt es fixe Führungstermine zum Salzburger Glockenspiel. Der Führungsbeitrag wird drei Euro für Erwachsene und zwei Euro für Kinder betragen. (Salzburg Museum)