Argumente statt Gesinnung
ARGE KULTUR / HINTERGRUND / FÜNF JAHRE „NEUE“ ARGE
„Wenn man aus der Schmuddelecke herauskommen will, muss man sich auch seine Partner neu suchen“, sagt Markus Grüner, der Künstlerische Leiter der ARGEkultur. Von Schmuddel tatsächlich keine Spur: Der neue unterirdische Gang in die neuen (akustisch dichten) Probenräume unter der Beisel-Terrasse könnte auch zu den aseptischen Operationsräumen im Krankenhaus führen.
Von Heidemarie Klabacher
„Die ‚alte ARGE’ hatte eine sehr präzise Identität, die für uns kritisch zu hinterfragen war“, sagte Markus Grüner heute Mittwoch (29.9.) bei einer Pressekonferenz in der ARGEkultur, die am 9. Oktober ihren fünften „Hausgeburtstag“ feiert.
Den „Alternativ-Begriff“ von damals habe man inzwischen hinter sich gelassen: „Die alte ARGE war zu hermetisch in sich geschlossen.“ Inzwischen habe man sich eine „neue Identität“ gegeben und den veralteten „alternativen“ Kulturbegriff von damals zu einem „zeitgenössischen Kunst- und Kulturbegriff“ weiterentwickelt.
„Die ARGE heute steht für kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen“, sagt Grüner und betont auf denselben Atemzug: „Man kann auch linke Positionen kritisch betrachten.“ Wie man sich etwa bereits 2007 kritisch mit dem Vermächtnis der 68er auseinandergesetzt habe: „Wenn - wie bei der 68er-Bewegung, die in Salzburg freilich erst in den 80ern stattfand - Argumente abgelöst werden durch Gesinnung, wird es ur-fad“, so Grüner. „Man muss sich nicht immer ‚gegen’ etwas definieren. Man kann sich auch einmal ‚für’ etwas definieren.“ Da komme man mit dem Alternativ-Begriff nicht weiter.
Inhaltlich sei die ARGE, so Grüner, „nur dort gut, wo sie selber auch Auftraggeber und Produzent sein kann“. Daher seien Eigenproduktionen so wichtig: „Es muss Neues geschaffen werden.“ Auch sei der konkrete Bezug zu Salzburg notwendig: „Den braucht man gerade im performativen Bereich. Da kann man nicht nur Allgemeinplätze verhandeln.“ Beispiel? „Wenn man, wie wir im Vorjahr, eine Produktion über Arbeitslosigkeit und den Wert der Arbeit macht, müssen Betroffene von hier zu Wort kommen und eingebunden werden. Das ist bei einem - auch noch so guten - zugekauften Gastspiel nicht möglich.“
Auch heuer wird es im November wieder einen solchen Schwerpunkt geben: „Hide or Seek - Mut zur Freiheit, Mut zur Flucht“ ist das Thema. Künftig werde diese konzentrierte Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema unter dem Motto „Open Mind“ stehen.
Sonst werde die Programmierung auch weiterhin „teils auslastungsorientiert sein und teils nicht“: Kabarett und zugkräftige Konzerte wird es weiterhin geben, „damit wir uns im experimentellen Teil etwas leisten können“.
Die baulichen Mängel in der „neuen“, also genau fünf Jahre alten, ARGE sind inzwischen aus der Welt geschafft: Neu errichtet wurden Proberäume im Keller unter der Terrasse des Beisels. Die „akustisch undichten“ Räume („Das war nicht zu reparieren“) werden, außerhalb von Veranstaltungen im Saal, weiter als Probenräume bzw. als Lager genutzt, berichtete die ARGE Geschäftsführerin Daniela Gmachl. „Seit August proben junge Musiker in den neuen Räumen“, freut sich Markus Grüner. Bei der Vergabe der Probenräume werden junge Musiker bevorzugt. Qualität muss freilich sein: „Die Leute sollen ja auch hier im Haus auftreten.“ Ein großer Probenraum könne für zeitlich befristete Projekte gemietet werden.
Das Gesamtbudget der ARGE beläuft sich auf 1,3 Millionen Euro, davon sind 875.000 Euro Subventionen: „Mit den mittelfristigen Fördervereinbarungen sind wir sehr gut positioniert, sitzen aber nicht im goldenen Käfig“, so Geschäftsführerin Gmachl.Übrigens hat die ARGEkultur eine neue Adresse: Durch die Um- und Neubauten rund um den Unipark Nonntal liegt die ARGE jetzt an der „Ulrike-Gschwandtner-Str. 5“.