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Wirtschaftsfestspiele

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

27/01/10 Das teuerste Festival der Welt - als das gelten die Salzburger Osterfestspiele ja nach wie vor - darf sich wohl auch das teuerste Büro in Salzburg leisten. 650.000 Euro: Diese Zahl hat die APA am Dienstag (26.1.) genannt, unter Berufung auf einen unbekannten Informanten. Aber der muss Vertrauen erweckend sein, weil sonst getraut man sich so etwas nicht öffentlich zu behaupten.

Angeblich haben eben dieses sagenhaften Bürokosten Michael Dewitte als Geschäftsführer das Genick gebrochen. Aber auch das ist noch nicht bewiesen und auch von keiner Seite bestätigt. Mal schauen, was in den nächsten Stunden oder Tagen von dieser oder jener Seite korrigiert, ins rechte Licht gerückt, bestätigt oder dementiert wird. Mutmaßungen, ob es einen Zusammenhang damit gibt, dass sich die Festspiele fristlos von ihrem langjährigen Technischen Direktor Klaus Kretschmer getrennt haben, sind vorerst auch noch journalistische Kaffeesudleserei. Offizielle Äußerungen lassen auch in dieser Sache noch auf sich warten.

Was aber offenkundig wird, ist die sagenhaft geringe Bedeutung der Osterfestspiele. Da tauscht man also den Geschäftsführer Mitte Dezember aus, und es dauert sechs (!) Wochen, bis sich die Sache herumspricht und auch jemand in den Medien Wind davon bekommt.

Warum das so lange dauert? Weil die Osterfestspiele nun absolut kein Thema sind, über das ernsthaft an der Kunst interessierte Menschen auch nur Seitengedanken verschwenden. Über die Osterfestspiele redet man, wenn sie stattfinden. Oder wenn die Berliner Philharmoniker mehr Geld wollen und mit dem Exil in Baden-Baden drohen. Oder wenn der künftige Festspielintendant Alexander Pereira seine Fühler nach ihnen als Kooperationspartner ausstreckt.

Die Osterfestspiel-Kunst selber? Die Oper ist jedes Jahr bloß ein Aufguss. Schon zu Abbados Zeiten war das alles längst musikalisch erarbeitet und sogar auf CD aufgenommen, wenn in Salzburg der Vorhang hochgegangen ist. Und nun arbeitet man das vierte Jahr schon in Sachen "Ring" den Festspielen von Aix-en-Provence ein Dreivierteljahr hinterdrein. Die Konzerte bieten recht kulinarische, aber beliebig wirkende Programme im Orchesterbereich. Und bei den "Kontrapunkten": ambitionierte, aber eben auch inhaltlich wenig konturierte Dinge.

Die Osterfestspiele sind einzig und allein gesellschaftlicher Event im Kultur-Purpurkleid. Die Publikums-Seilschaften auf der Basis von Firmensponsoring und -Einladungen, der gesellschaftliche Rahmen: Das scheint allem zusätzlichen Fördergeldbedarf zum Trotz noch einigermaßen zu passen.

Insofern ist es ganz folgerichtig und hat eine - wenn auch beängstigende - Logik, wenn der unbestreitbare Fachmann für die Kultur-Wirtschaft und Umwegrentabilität am Ort, Bernd Gaubinger, nun einer der interimistischen Leiter ist. Die Relevanz der Osterfestspiele in künstlerischer Hinsicht strebt gegen Null. Bedeutung haben sie nur als Wirtschaftsfaktor. Es ist gut fürs Salzburg-Image und für die Hotellerie, wenn so viele wichtige Menschen sich immer noch zu Ostern hier ein Stelldichein geben.

 

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