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Arturo Ui

STICH-WORT

10/01/24 Schlag nach bei Bertolt Brecht: Der Aufstieg des Gangsters Arturo Ui wäre „aufhaltsam“ gewesen. Die Hauptfigur in dem Stück, das Brecht als eine Historienfarce bezeichnet, zieht die Wirtschaft auf ihre Seite. So wie es Hitler getan hat. Und wohl so, wie wir es jetzt (nicht nur in Österreich) von extrem rechter Seite erleben.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Landestheater wird gerade von der politischen Wirklichkeit im Lande überrollt. Als Intendant Carl Philip von Maldeghem das Stück Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui im Frühjahr vorigen Jahres auf den Spielplan setzte, zeichnete sich zwar schon deutlich eine FPÖ-Mehrheit bei der Parlamentswahl im Herbst ab. Aber angesichts der Beteuerungen aller Parteien haben nur Pessimisten damit gerechnet, dass Herbert Kickl tatsächlich den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen würde. Ausgerechnet einen Tag, nachdem Bundespräsident Alexander van der Bellen eben diesen Auftrag erteilt hat, haben die die Proben für die Produktion im Landestheater begonnen.

Bertolt Brecht, damals im finnischen Exil, hat das Lehrstück, 1941 geschrieben und hatte es Aufführungen in den USA vorgesehen. Dort stieß es, weil der Autor den Aufstieg Hitlers ins amerikanische Gangstermilieu verlegt hat, auf wenig Gegenliebe. Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui wurde erst lange nach dem Krieg veröffentlicht und endlich 1958 in Stuttgart uraufgeführt. „Bertolt Brecht formuliert in seinem Stück politische Strategien und analysiert die Ausbreitung faschistoiden Verhaltens im Staat“, heißt es in einer aktuellen Aussendung des Salzburger Landestheaters. Im Sinne des epischen Theaters verstehe der Autor sein Werk „als Appell, das gemeinsame Ganze, den Staat, nicht in die Hände von Hasardeuren gelangen lassen.“ In den Figuren erkennt man Protagonisten aus dem Dritten Reich.

Alexandra Liedtke führt in Salzburg Regie. Sie werde in ihrer Inszenierung die von Brecht beschriebenen Mechanismen „im Sinne eines Lehrstücks untersuchen und Parallelitäten oder Unterschiede zu heutigen politischen Systemen prüfen“, heißt es in der Aussendung des Landestheaters. Man darf sehr gespannt sein auf die Premiere am 22. Februar. Ob wir dann schon einen „Volkskanzler“ Kickl haben, auf diesen Posten gehievt von den der Wirtschaft hörigen Kräften in der ÖVP?

Brecht hat den siebzehn Szenen einen Epilog nachgeschickt:
"Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt' einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch."

„Bis zur Premiere werden wir immer wieder aus dem Werk zitieren“, kündigt das Landestheater auf der Website an.“

Premiere ist am 22. Februar – www.salzburger-landestheater.at
Bild: Salzburger Landestheater

 

 

 

 

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