Fieberklee
STICH-WORT
16/11/20 Leider fake news. Der Fieberklee taugt nicht als fiebersenkendes Heilmittel in Pandemie-Zeiten. Er hat seinen Namen zu Unrecht bekommen. Und Klee ist's auch keiner, erklären die Botaniker. Aber er ist „Blume des Jahres 2020“. Und – leider keine Fake News! – er ist eine höchst gefährdete Art.
Andere Bezeichnungen für den Fieberklee sind Wasser-, Sumpf- oder Moosklee. Die Volksnamen des Menyanthes trifoliata, wie die Art wissenschaftlich heißt, lassen sich gut erklären: Die dreiteiligen Laubblätter erinnern an übergroße Kleeblätter, die Pflanze wächst im Sumpf und alle Teile sind extrem bitter. Letzteres hat dem Kraut – in Anlehnung an die fiebersenkende Wirkung der bitteren Chinarinde – den Namen Fieberklee eingebracht. Es wurde in der Volksheilkunde auch so verwendet, allerdings ohne nachweisbaren Erfolg.
Als fiebersenkendes Heilkraut taugt das Gewächs nicht, aber die Bitterstoffe in den Blättern fördern die Speichel- und Magensaftsekretion. Folglich wurde das Kraut bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen sowie Völlegefühl oder Blähungen eingesetzt. In der Naturheilkunde wird der Fieberklee auch heute noch als Tee und Tinktur angewendet, vor allem bei Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Nervenerkrankungen.
Kaum eine andere heimische Pflanze hat so filigrane, zerbrechlich wirkende Blüten (von Ende April bis Juni kann man sie bewundern). Bestäubt wird die Pflanze vor allem von Hummeln, weswegen sie auch „Hummelblume“ genannt wird. Mit dem Klee hat die Art außer den viel, viel größeren, aber ähnlich aussehenden Blättern nichts gemein. Der Fieberklee ist eher mit dem Enzian verwandt. Die hohlen Stängel und Blattstiele der „Blume des Jahres 2020“ sind perfekte angepasst an die sauerstoffarmen Sumpfstandorte. Sie dienen dem Auftrieb und der Durchlüftung, ihr hoher Gerbstoffgehalt hilft gegen Fäulnisbildung im ständig nassen Lebensraum.
Der Fieberklee wäre ein perfekter Überlebenskünstler, wenn die Moore intakt blieben. Sie wurden aber über Jahrzehnte zum Torfabbau verwendet. Auch Feuchtwiesen, Flussufer und Verlandungsbereiche von stehenden Gewässern wurden trockengelegt. So haben sich die Böden allmählich mit Nährstoffen angereichert. Durch diese Veränderungen verloren unzählige Tier- und Pflanzenarten, wie eben der Fieberklee, ihre Lebensräume. Die hoch angepassten Spezialisten dieser mageren Feuchtstandorte sind selten geworden. Durch die Klimaveränderung einhergehend mit warmen, trockenen Monaten verändern sich die wassergebundenen Lebensräume zusehends. Durch das Austrocknen der Torfbereiche wird zusätzlich Kohlendioxyd freigesetzt und die Klimaveränderung beschleunigt.
Der Fieberklee gilt in Österreich also als „stark gefährdet“. „Das Land Salzburg startete bereits groß angelegte Renaturierungsprojekte, um diese wertvollen Lebensräume zu verbessern. Das Europaschutzgebiet Weitmoos, dass Mandlinger Moor, Blinklingmoos oder das Ursprungermoor sind einige Beispiele dafür“, sagt Natur-Landesrätin Maria Hutter. Der Fieberklee ist aber nicht nur in unserem Bundesland „Blume des Jahres“ – diese bestimmt der Österreichische Naturschutzbund.
(Landeskorrespondenz/Naturschutzbund/dpk-krie)