Zurückgegeben und doch nicht ganz verloren
SALZBURG MUSEUM / HELENE VON TAUSSIG
04/01/12 Heute, Mittwoch (4.1.) hat das Salzburg Museum neunzehn Gemälde der von den NS Machthabern aus Salzburg vertriebenen und 1942 in einem KZ ermordeten Malerin Helene von Taussig restituiert.
Die bis dahin vergessene Künstlerin trat erstmals 2002 durch eine Ausstellung im alten Salzburger Museum Carolino Augusteum aus dem Schatten der Vergangenheit: Helene von Taussigs Kunstwerke sind geprägt von einem temperamentvollen, leidenschaftlichen Malstil. Vom stilistischen Spektrum der Zwischenkriegszeit weicht Taussigs künstlerisches Schaffen ab: Sie orientierte sich am deutschen Expressionismus à la Jawlensky und Nolde. In ihren frühesten erhaltenen Werken ließ sie sich inspirieren von ihrer ersten Lehrerin und Freundin Emma Schlangenhausen, von der Schule Kolo Mosers und dem Schweizer Maler Cuno Amiet. „Doch ihr Unabhängigkeitsdrang machte vor keinem Vorbild halt“, so Nikolaus Schaffer vom Salzburg Museum. „Die Gemälde Helene von Taussigs stellen nicht zuletzt aus diesem Grund einen Nachlass von hohem künstlerischem Wert dar.“
Steht das Salzburg Museum jetzt ganz ohne Bilder von Helene von Taussig da? Glücklicherweise nicht, denn einer der beiden Erben, der über 90jährige Australier Roman Hulimka, hat seinen Anteil dem Salzburg Museum zum Kauf angeboten. Auf diese Weise verbleiben elf Ölbilder in Salzburg.
Helene von Taussig wurde 1879 in eine jüdische Wiener Familie geboren. Lange blieb es der jungen Frau verwehrt, ihren künstlerischen Ambitionen nachzugeben, aus gesellschaftlichen Rücksichten. Sammlungsleiter Nikolaus Schaffer: „Später hatte sie zwar zunehmend Einblick in das Kunstgeschehen außerhalb Österreichs, war jedoch stets zu zurückhaltend, um der Öffentlichkeit die Außergewöhnlichkeit und Einzigartigkeit ihrer Werke zu präsentieren.“
Ab 1918 lebte Helene von Taussig in einem von Otto Prossinger geplanten Atelierhaus in Anif, das von den nationalsozialistischen Machthabern arisiert wurde. Im Jahr 1940 vertrieb man die Künstlerin. Helene von Taussig fand zunächst Unterschlupf in einem Kloster in Wien, wo sie jedoch aufgegriffen und 1942 im polnischen Konzentrationslager Izbica ermordet wurde.
Ein Teil ihrer Kunstwerke kam auf nicht restlos geklärte Weise – vermutlich bereits zu der Zeit, als man die Künstlerin aus Salzburg vertrieb – ins Salzburger Künstlerhaus. Hier lagerten sie unbeachtet und in schlechtem Zustand in einem Kellerabteil. Der Restbestand ihres Schaffens, 19 Ölgemälde, wurde von Wilhelm Kaufmann vor etwa zwanzig Jahren dem Salzburg Museum übergeben. 18 Bilder wurden nach und nach restauriert und ausstellungsfähig gemacht, eines der Gemälde ist noch im Originalzustand. Im Sommer 2011 waren sie für kurze Zeit im Panorama Museum zu sehen.
Susanne Rolinek, bisher Provenienzforscherin im Museum der Moderne, wird in den nächsten Jahren im Salzburg Museum einschlägig tätig sein. Es ist ja auch Nazi-Raubkunst im Salzburg Museum (damals: Museum Carolino Augusteum) gelandet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zwar Werke an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben, nach den schweren Bombenschäden und Auslagerungen eines großen Teiles der Sammlungen in zahlreiche auswärtige Depots war allerdings nicht mehr der gesamte Bestand auffindbar. Aktive Provenienzforschung wurde seither nicht betrieben. Dies wird nun also anders, und der Bilder der Helene von Taussig sind ein Anfang. (Salzburg Museum)