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Nicht nur das "Affentor" ist futsch

MdM / KUNSTHALLE KREMS

14/12/16 Mit privaten Sammlungen ist es so eine Sache: Ein Museum kann sich damit schmücken - aber man kann solche Leihgaben natürlich auch einbüßen, wenn es sich der Donator anders überlegt. Das passiert gerade eben mit der Sammlung MAP aus deutschem Privatbesitz. Sie übersiedelt mit 1. Jänner aus dem Salzburger MdM in die Kunsthalle Krems.

Von Reinhard Kriechbaum

"Mit der Sammlung MAP verfügt die Kunsthalle Krems über eine umfangreiche Dauerleihgabe von internationalem Rang, zu deren Bestand derzeit rund 530 Arbeiten zählen." Das meldet bemerkenswerterweise nicht das Salzburger MdM, das die Angelegenheit nicht an die große Glocke gehängt hat. In Krems frohlockt man ob des Zugewinns. Die Sammlung ging 2010 unter der Direktion von Toni Stooss (2006 bis 2013) als Leihgabe an das Museum der Moderne Salzburg und wird der Kunsthalle Krems zunächst für zehn Jahre überlassen. Das bestätigt man auch seitens des MdM, wo man sich sonst zur Causa bedeckt hält.

Neben zahlreichen Werken von James Lee Byars und einem umfassenden Konvolut an Fotografien von Helmut Newton liegt der Fokus der Sammlung MAP insbesondere auf bedeutenden Vertretern der deutschen Malerei der letzten Jahrzehnte wie Jörg Immendorff, Markus Lüpertz, A.R. Penck, Eberhard Havekost und Anselm Kiefer.

Vor allem in Sachen Anselm Kiefer ist die Sammlung MAP nicht zu unterschätzen. "Das Kiefer-Konvolut wurde in den letzten Jahren zum bisher weltweit umfangreichsten in Privatbesitz aufgebaut", meldet die Kunsthalle Krems. Im Bestand sind weitere Werke von Nobuyoshi Araki, Günther Förg, Sigmar Polke und Thomas Ruff. Die Werkkomplexe beinhalten Gemälde, Grafiken, Fotografien und Skulpturen und ermöglichen dabei einen eindrucksvollen Überblick über das Schaffen und die Entwicklung der einzelnen Künstler.

"Durch stetige Neuerwerbungen wird dieser Sammlungsbestand vom Eigentümer mit beratender Unterstützung des künstlerischen Leiters der Kunsthalle Krems Florian Steininger auch in Zukunft erweitert und um neue Positionen ergänzt", verlautbart die Kunsthalle Krems.

Das vielleicht für Salzburg markanteste Stück, das mit der Übersiedlung dem MdM verloren geht, ist das „Affentor I“ von Jörg Immendorff. Dieses Ding war einige Jahre auf dem Bahnhofsvorplatz in Bremen aufgestellt, bevor es im Frühjahr 2012 mitten im Festspielbezirk landete und Für und Wider erregte, so wie jede Kunst im öffentlichen Raum. 2013 wechselte die riesige Skulptur auf die Piazza beim Europark.

In wessen Besitz die Privatsammlung MAP steht, wurde nie bekannt gegeben. Wer oder was auch immer die Gründe waren, dass sich der oder die Besitzer für die Kunsthalle Krems und gegen Salzburg entschieden hat: Es ist kein Vertrauensbeweis für das Museum der Moderne und seine derzeitige Direktorin Sabine Breitwieser, die schon bei ihrer Antrittspressekonferenz in Zusammenhang mit der Sammlung des MdM als einer "Leerstelle" sprach. Jetzt ist diese Leerstelle deutlich größer.

Die Stellungnahme des MdM zur Gesamtsituation im O-Ton: "Unter der Direktion von Sabine Breitwieser wurde seit 2013 die konservatorische und wissenschaftliche Arbeit an den Sammlungen des Museum der Moderne Salzburg intensiviert. Im November 2016 fand der Spatenstich für ein rund 4.500 Quadratmeter großes Kunstdepot mit Serviceräumen in Guggental, Bezirk Koppl, statt. Die von Breitwieser gleichzeitig vorgenommene Neuprofilierung des Museum der Moderne Salzburg manifestierte sich insbesondere, als im Jahr 2014 die hochkarätige Sammlung der Generali Foundation als Dauerleihgabe nach Salzburg ging: Mit rund 2 500 Werken von den 1960er-Jahren bis heute von 250 international bekannten Künstlerinnen und Künstlern konnte das Museum der Moderne Salzburg eine der international bekanntesten und einzigartigsten Sammlungen im Rahmen einer umfassenden Partnerschaft mit Generali gewinnen. Auf Ebene 2 im Museum auf dem Mönchsberg wurde eine rotierende Sammlungsausstellung eingerichtet, wo diese Bestände im Dialog mit den anderen Sammlungen laufend gezeigt werden. Im Sommer 2016 wurden im neu renovierten Stammhaus Rupertinum die Bibliothek und Archive der Generali Foundation mit jenen des Museums im neuen Studienzentrum vereint.

Archivbild: MdM, 2012
Zum Porträt Sabine Breitwieser Leerstelle auf dem Berg

 

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